Studie: Strukturwandel zur Elektromobilität muss nicht unbedingt Jobs kosten
Bis 2030 wird sich auf dem Arbeitsmarkt der Autoindustrie einiges tun. Viele Jobs werden verschwinden, neue entstehen, meinen Marktforscher.
![](https://heise.cloudimg.io/width/610/q85.png-lossy-85.webp-lossy-85.foil1/_www-heise-de_/imgs/18/3/1/3/1/8/1/2/bcg-f2c2c071a6101df8.jpeg)
Elektroautos erfordern einen geringeren Produktionsaufwand, deshalb wird es bis 2030 70.000 weniger Arbeitsplätze bei den Herstellern geben. Ebensoviele Arbeitsplätze werden durch den Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur nötig, meinen die Marktforscher.
(Bild: BCG)
Der Wandel zur Elektromobilität wird in Deutschland bis 2030 voraussichtlich zu signifikanten Verschiebungen in der Arbeitswelt der Autombilbranche führen. Insgesamt könne die Zahl der Arbeitsplätze aber konstant bleiben, meinen die Experten der Denkfabrik Agora Energiewende und von Boston Consulting.
Bis 2030 werde es in Industriezweigen wie der klassischen Automobilherstellung und -wartung sowie bei den Zulieferern für die Herstellung von verbrennungsmotorischen Antrieben 180.000 weniger Arbeitsplätze benötigt, heißt es in der Studie " Automobile Arbeitswelt 2030 " (PDF). Auf der anderen Seite werde es voraussichtlich 250.000 mehr Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferern geben, die vom traditionellen Antriebsstrang unabhängig sind, sowie bei Unternehmen in Energieinfrastruktur, Energieproduktion und in geringem Maße im Maschinen- und Anlagenbau.
Es sei unstrittig, dass es im herkömmlichen Antriebsstrang weniger Arbeitskräfte braucht, aber wenn die Politik den Wandel verschleppe, hätte das für die Wirtschaft einen höheren Preis: den Verlust von Marktanteilen und damit auch von Beschäftigung, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Mit effektivem Klimaschutz habe Deutschland auch die Chance, sich als Automobilstandort und technologischer Vorreiter neu zu erfinden und damit Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern; das vor der Maßgabe, dass die Elektromobilität "das einzig valide Zukunftsszenario für den Pkw" sei.
Leichtes Jobplus
Im europäischen Vergleich könne Deutschland mit einem leichten Plus an Arbeitsplätzen bis 2030 zu den Gewinnern des Strukturwandels zählen. Andere Länder mit starker Automobilwirtschaft wie Polen oder Spanien müssten dagegen in der Arbeitsplatzbilanz eher mit größeren Herausforderungen rechnen.
Für fast die Hälfte der heute rund 1,7 Millionen Stellen in der Automobilindustrie und angrenzenden Industriezweigen wird sich laut Studie das Berufsbild ändern. Für 70.000 Stellen ergebe sich ein komplett neues Berufsfeld, weitere 200.000 Stellen veränderten sich deutlich. Für 500.000 Stellen bestehe berufsbegleitender Weiterbildungsbedarf.
Die wichtigsten E-Autos (79 Bilder)
![](https://heise.cloudimg.io/width/696/q50.png-lossy-50.webp-lossy-50.foil1/_www-heise-de_/imgs/71/2/9/3/7/7/1/6/Audi_Q4-8efa99c2116966ce.jpg)
(Daten, Stand: 25.10.23)
Spitzenleistung 210 - 250 kW
Batteriekapazität brutto/netto 82/76,6 kWh
max. AC-Ladeleistung 11 kW
max. DC-Ladeleistung 175 kW
Reichweite (WLTP) 450 bis 562 km
Stromverbrauch (WLTP kombiniert) 15,6 bis 19,4
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Kofferraumvolumen: 520 - 1490 Liter
Grundpreis (brutto, Stand: 27.10.23): ab 52.950 Euro
(Bild: Audi )
Andere Zahlen hatte Anfang 2020 die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität für den Arbeitsmarkt im Strukturwandel der deutschen Autoindustrie parat. Sie ging davon aus, dass bis 2030 rund 410.000 Arbeitsplätze in Gefahr sind. Allerdings geht die Plattform von einer größeren Gesamtheit der Beschäftigten im Mobilitätssektor aus.
(anw)