Telecom-Ausrüster Lucent taumelt in die Krise

Der größte amerikanische Telekomausrüster Lucent Technologies kommt nicht aus den (negativen) Schlagzeilen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der größte amerikanische Telekomausrüster Lucent Technologies kommt nicht aus den (negativen) Schlagzeilen. Lucent gab eine Gewinnwarnung für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2000/2001 aus und kündigte außerdem eine Umstrukturierung an. Sie soll Kostenersparnisse von einer Milliarde US-Dollar (rund 1,1 Milliarden Euro) bringen. Lucent führte zur Begründung einen erheblichen Verkaufsrückgang in Nordamerika an. Neben Nortel ist Lucent einer der führenden Hersteller von Equipment für Telekom-Gesellschaften und große Firmen; besonders auf dem Gebiet der optischen Netze konnte der ehemaligen AT&T-Abteilung lange Zeit kaum ein Konkurrent das Wasser reichen. Inzwischen aber nimmt Nortel, Marktführer bei optischen Netzen, Lucent auch hier immer mehr Marktanteile ab.

Lucent erwartet in dem am 31. Dezember zu Ende gehenden Dreimonatsabschnitt einen Verlust aus dem laufenden Geschäft von 25 Cents bis 30 Cents je Aktie. Die Wall Street hatte einen Verlust von einem Cent erwartet. Der Umsatz wird in dem Quartalsabschnitt gegenüber der Vorjahresvergleichszeit um 20 Prozent fallen. Bereits Mitte Oktober hatte Lucent die Anleger mit einer Gewinnwarnung geschockt; ein Ergebnis des schlechten Geschäftsverlaufs war auch der Rauswurf des Lucent-Chefs Richard McGinn.

Lucent hat auch seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal des vorangegangenen Geschäftsjahres nach unten korrigiert. Der Umsatz betrug nur 8,7 Milliarden US-Dollar, während er zuvor auf 9,4 US-Milliarden Dollar beziffert worden war. Der Gewinn pro Aktie lag nur bei zehn Cents gegenüber der bisherigen Berechnung von 18 Cents. Anfang Dezember hatten Anleger bereits wegen Betrugs gegen Lucent geklagt, da der Hersteller seinen Geschäftsbericht nachträglich korrigiert hatte – damals ging man aber noch davon aus, dass die Umsatzzahlen nur um 125 Millionen US-Dollar zu hoch veranschlagt wurden.

Lucent will seine Operationen entschlacken, das Produktangebot reduzieren und die Kostenstruktur erheblich senken. Dabei wird es auch Entlassungen geben. Lucent teilte jedoch nicht mit, wie viele Mitarbeiter ihre Stellen verlieren werden. Nachdem der Kurs der Lucent-Aktie bereits am gestrigen Mittwoch um über 10 Prozent eingebrochen war, fiel er am heutigen Donnerstag im Verlauf des bisherigen Börsentags in den USA erneut. Bis 10.30 Uhr Ortszeit war er bereits um rund 18 Prozent gefallen und stand bei 12,69 US-Dollar. Am 23. Dezember 1999 war die Lucent-Aktie noch 73,59 US-Dollar wert. Nortel Networks konnte sich dagegen heute bislang leicht erholen, nachdem die Aktie am gestrigen Mittwoch um 7,49 Prozent gefallen war: Momentan steht das Papier mit 1,42 Prozent im Plus bei 31,31 US-Dollar. (jk)