Telecom-Ausrüster Nortel will 20.000 Stellen streichen

Angesichts milliardenschwerer Verluste dehnt der kanadische Telecom- und Netzwerkgigant seine Entlassungsaktion weiter aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Es ist kein Ende in Sicht für die Katastrophenmeldungen aus der Telecom-Branche: Der kanadische Telecom-Ausrüster Nortel Networks will bis Mitte dieses Jahres insgesamt 20.000 Stellen streichen, rund 21 Prozent der Gesamtbelegschaft. Ursprünglich wollte Nortel 10.000 Stellen streichen, erhöhte die Zahl aber bereits Ende März auf 15.000; nun dehnt das Unternehmen die Entlassungsaktion weiter aus.

Nortel gab außerdem bekannt, dass im ersten Quartal 2001 ein Verlust von 2,58 Milliarden US-Dollar verbucht wurde, gegenüber Verlusten von 730 Millionen US-Dollar in der Vorjahresperiode. Ohne Sondereinflüsse betrug der Verlust noch 385 Millionen US-Dollar (12 Cents pro Aktie), was den Prognosen vom März entspricht. Der Umsatz ging leicht auf 6,18 Milliarden US-Dollar zurück, im ersten Quartal 2000 waren es noch 6,32 Milliarden US-Dollar.

Nach Ansicht von Nortel-Chef John Roth wirkten sich die schwerwiegende US-Konjunkturabschwächung und die engen Kapitalmärkte aus. Nortel leidet wie andere Telecom- und Netzwerkausrüster unter der Zurückhaltung der Telefongesellschaften, der mangelnden Investitionsbereitschaft der Unternehmenskunden und der Krise der Internet-Firmen. Selbst der Netzwerk-Ausrüster Cisco, eines der Vorzeigeunternehmen der Branche, musste vor wenigen Tagen einen Gewinnrückgang und Massenentlassungen ankündigen.

Für Nortel, neben Lucent einer der führenden Spezialisten für optische Netze, eigentlich keine guten Aussichten – Roth selbst meinte, eine ernsthafte Erholung bei den Telecom-Investitionen erwarte er erst nach Rationalisierungen in der Industrie und bei verbesserten ökonomischen Rahmenbedingungen. Die Börse stimmt dem zu und sieht Massenentlassungen wohl immer als Zeichen dafür, das Management unternehme etwas gegen schlechte Zahlen, auch wenn dies auf Kosten der Beschäftigten geht: Die Nortel-Aktie stieg im regulären Handel bereits um 2 Prozent auf 17,79 US-Dollar, im nachbörslichen Handel konnte sie noch einmal um 2,25 Prozent auf 18,20 US-Dollar zulegen. (jk)