Telefónica O2 baut rund 1100 Stellen ab [Update]

Im Zuge der Integration des Netzbetreibers Hansenet will die deutsche Telefónica-Tochter das Unternehmen neu strukturieren und die Mitarbeiterzahl deutlich reduzieren. Zudem sollen zahlreiche Standorte geschlossen werden.

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Der deutsche Telekommunikationskonzern Telefónica O2 hat am Freitag wie erwartet einen umfangreichen Unternehmensumbau angekündigt, bei dem 1100 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Im Zuge der Integration des zum Jahreswechsel übernommenen Festnetzbetreibers Hansenet wolle Telefónica O2 die Gesamtbelegschaft auf etwa 5000 Mitarbeiter reduzieren, teilte das Unternehmen mit. Dabei werden zahlreiche Standorte aufgegeben, darunter die bisherige Festnetzzentrale im nordrhein-westfälischen Verl, wo rund 350 Telefónica-Angestellte sowie weitere Mitarbeiter betroffen sind.

Die Netzsteuerung soll künftig von der Unternehmenszentrale München und am Standort Hamburg betreut werden, der erhalten bleibt. Einem Teil der betroffenen Mitarbeiter in Verl sollen Jobs in Hamburg oder München angeboten werden. Neben Verl sollen die Niederlassungen in Dortmund, Frankfurt, Hannover, Leipzig und Stuttgart geschlossen werden. Bereits zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, drei der insgesamt sieben Callcenter zu verkaufen. Im August war hier von 650 betroffenen Mitarbeitern die Rede.

Die geplanten Maßnahmen sollen bis Ende März 2011 in Abstimmung mit dem Betriebsrat sozialverträglich abgeschlossen werden. Das solle "möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen" abgehen, heißt es weiter. Der Betriebsrat rechnet laut einem heise online vorliegenden Schreiben allerdings auch mit "Personalabbaumaßnahmen gegen den Willen der Betroffenen".

[Update: Der Gesamtbetriebsrat teilte dazu in einer ersten Stellungnahme mit, von dem Ausmaß der Maßnahme überrascht worden zu sein. Die Mitarbeitervertretung lehne insbesondere die Schließung von Standorten sowie betriebsbedingte Kündigungen ab. Sollten sich betriebsbedingte Kündigungen nicht vermeiden lassen, suche man nach Möglichkeiten, die Maßnahme sozial vertretbar zu gestalten und für die betroffenen Mitarbeiter einen Ausgleich zu gewährleisten.]

Telefónica O2 hatte den Festnetzbetreiber Hansenet mit rund 2,2 Millionen Kunden Ende vergangenen Jahres für 900 Millionen Euro von Telecom Italia übernommen. Gemessen am Umsatz entsteht den Angaben zufolge der drittgrößte Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Die deutsche Tochter des spanischen Mutterkonzerns Telefónica steigerte ihren Umsatz im zweiten Quartal dank der Hansenet-Übernahme um mehr als ein Drittel auf 1,2 Milliarden Euro.

Im Zuge des Zusammenschlusses beider Unternehmen sollen nun "alle Unternehmensbereiche neu organisiert" werden. "Mit O2 und Hansenet führen wir zwei starke Unternehmen zu einem zusammen und schaffen damit eine zukunftsorientierte Organisation, die schnell im Markt agieren kann", erklärte CEO René Schuster die geplante Umstrukturierung. Die Marke Alice werde gemäß der Vereinbarung mit Telecom Italia in den nächsten beiden Jahren weiter genutzt und dann schrittweise aus dem Markt genommen.

O2 hatte vor rund zwei Jahren aus Kostengründen schon einmal insgesamt 700 Stellen abgebaut. Der vom Mutterkonzern in Madrid nach München beorderte Jaime Smith Basterra hatte die drastischen Einschnitte kurz nach seinem Dienstantritt im Sommer 2007 angekündigt und umgesetzt. (vbr)