Twitter-Chaos: Erste technische Probleme, mehr wegbrechende Werbeeinnahmen

Die Entlassung der halben Belegschaft von Twitter könnte erste Folgen zeigen. Darauf deuten technische Probleme hin. Derweil verliert Twitter mehr Werbekunden.

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Twitter-Icon auf Handybildschirm

(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Anderthalb Wochen nachdem die halbe Belegschaft von Twitter entlassen wurde, scheinen erste technische Probleme aufzutreten, die nicht unmittelbar behoben werden. Wie das US-Magazin Wired berichtet, dauert der Versand der SMS-Codes zur Zwei-Faktor-Authentifizierung teilweise mehrere Stunden. Die Betroffenen sind dadurch von Twitter ausgesperrt. Aktuell sind die Probleme begrenzt, manchmal klappt alles, manchmal nicht.

heise online hatte bei einer Überprüfung keine Probleme mit dem Einloggen, Wired konnte die Verspätungen aber bestätigen. Während der chaotischen Tage nach der Twitter-Übernahme wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass technische Probleme bald darauf hindeuten könnten, dass wichtiges Personal von Twitter nicht mehr eingreift.

Wenige Tage nach der Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk hat Twitter Anfang November per E-Mail die Hälfte der Belegschaft entlassen, am vergangenen Wochenende folgten noch einmal Tausende externe Angestellte. An wichtigen Stellen dürfte das US-Unternehmen unterbesetzt sein, was man wohl auch dort festgestellt hat. Vor einer Woche gab es Berichte, dass einige Entlassene kurze Zeit später gebeten wurden, in ihre Anstellung zurückzukommen. Während die Entlassungswelle offenbar Folgen für die technische Funktionsfähigkeit der Plattform hat, gibt es jetzt auch erste Berichte, die darauf hindeuten, dass das Chaos rund um die Verifizierungshaken das Unternehmen teuer zu stehen kommen könnte. So hat der US-Pharmakonzern Eli Lilly alle Werbung auf Twitter gestoppt.

Wie die Washington Post berichtet, ist die Maßnahme eine Folge von Twitters Unvermögen, eine täuschend echt aussehende Account-Kopie zu löschen. Mit diesem Account war versprochen worden, dass Eli Lilly Insulin kostenlos verteilen würde. Laut Washington Post haben Verantwortliche des Pharmakonzerns stundenlang erfolglos versucht, jemanden bei Twitter zu erreichen, um die Löschung zu erreichen. Schließlich sei Elon Musk persönlich und öffentlich auf Twitter kontaktiert worden, bevor der Tweet dann verschwand.

Als Konsequenz dürfte Twitter nun weitere Millionen US-Dollar an Werbeeinnahmen verlieren, schreibt die US-Zeitung noch und ergänzt, dass die im Vergleich etwa zu Facebook kleine Plattform für die Werbeindustrie nie zentral gewesen sei. Das Chaos mache es jetzt leicht, ganz auf Werbung dort zu verzichten.

Ob Musk die wegbrechenden Werbeeinnahmen auffangen will oder kann, ist aktuell unklar. Laut CNBC hat Musks Raumfahrtunternehmen zuletzt ein großes Werbepaket auf Twitter gekauft, um in Australien und Spanien für das Satelliteninternet Starlink zu werben. Mit einem Umfang von mutmaßlich 250.000 US-Dollar ist es zwar nicht groß genug, um finanzielle Sorgen bei Twitter auch nur annähernd entgegenzuwirken. Aber der Schritt sei ungewöhnlich für SpaceX, das Unternehmen werbe eigentlich nicht auf Twitter. Elon Musk selbst nannte das gekaufte Paket in einem Tweet "klein – nicht groß" und versicherte, dass SpaceX ebenfalls auf Facebook, Instagram und Google werben würde.

Unterdessen wird auch deutlicher, wie Musk mit Angestellten von Twitter und Kritik umgeht. Nachdem die halbe Belegschaft bereits per E-Mail entlassen worden war, mussten jetzt mindestens zwei weitere Angestellte gehen, nachdem sie Musk auf Twitter öffentlich widersprochen haben. So hat ein Entwickler von Twitter auf der Plattform erklärt, dass er sechs Jahre an Twitter für Android gearbeitet hat und ein Tweet Musks zu technischen Problemen falsch sei. Auf die Nachfrage, warum er das nicht intern angemerkt habe, fragte er lediglich zurück, warum Musk seine Kritik nicht intern übe. Kurze Zeit später, twitterte Elon Musk "He's fired", was der Entwickler bestätigte. Ein weiterer Techniker, der den gleichen Tweet Musks mit den Worten, "der Mann hat keine Ahnung, worüber er redet" geteilt hatte, wurde laut Bloomberg ebenfalls entlassen.

(Bild: Screenshot)

(mho)