US-Behörde zu tödlichem Tesla-Autopilot-Unfall: Anleitung lesen!

RTFM. Read the f...urnished manual. So lässt sich ein US-Untersuchungsbericht über den tödlichen Unfall eines Tesla im Autopilot-Modus zusammenfassen. Technische Fehlfunktion wurde keine gefunden, die Anleitung könnte aber besser sein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 754 Kommentare lesen
Tesla-Laden in Shanghai

Tesla muss keinen Rückruf veranlassen.

(Bild: Strefan Wagener CC BY 2.0)

Lesezeit: 3 Min.

Im Juni 2016 rammte ein Tesla S im Autopilot-Modus auf einer Kreuzung in Florida einen querenden Sattelzug. Weder Autopilot noch automatisches Bremssystem noch der im Auto Sitzende betätigten die Bremse. Der Mann überlebte den Unfall nicht. Nun hat die US-Straßensicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) ihren Bericht über diesen und andere Unfälle mit Tesla S und X veröffentlicht. Sie hat weder im Autopiloten noch im automatischen Bremssystem einen Fehler gefunden. Fahrer sollen die Bedienungsanleitung lesen, die Tesla aber verbessern könne.

Der Tesla S verfügte zwar über Radar und Kamera, nicht aber über das bei Konkurrenzsystemen verbreitete Lidar (Light Detection and Ranging).

Die "Untersuchung hat keine Defekte in Design oder Leistung des [automatischen Notfall-Bremssystems] oder des Autopiloten des gegenständlichen Fahrzeugs gefunden, und auch keine Fälle, in denen die Systeme nicht so gearbeitet haben, [wie wofür sie gebaut wurden]", schreibt das Büro für Defektuntersuchungen der NHTSA. Das automatische Bremssystem sei für Auffahrunfälle konzipiert und "nicht dazu gebaut, in allen Situation verlässlich zu funktionieren, darunter Kollisionen mit Querverkehr."

Der Autopilot wiederum erfordere "die kontinuierliche und volle Aufmerksamkeit des Fahrers." Er müsse den Verkehr beobachten, und zum Eingreifen bereit sein, um Zusammenstöße zu verhindern. Anders gesagt: Dass das Auto den Querverkehr nicht bemerkt hat, war bauartbedingt und kein Gebrechen. Vielmehr hätte der Fahrer den Querverkehr bemerken und bremsen müssen. Denn auch Teslas sind noch lange keine autonomen Fahrzeuge.

Das Tesla-System erfordert, dass der Fahrer seine Hände am Lenkrad lässt. Nach dem Unfall befahl die NHTSA Tesla, den Missbrauch des Autopiloten durch Fahrer und die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen zu evaluieren. Inzwischen hat Tesla die Auflagen durch ein Update verschärft: Nach drei Warnungen wegen Fahrens ohne Hände wird der Autopilot-Modus deaktiviert. Er kann erst wieder nach einem Reboot des Wagen genutzt werden. Außerdem gab es Verbesserungen beim automatischen Notfall-Bremssystem und anderen Assistenzsystemen.

Kritisiert wird Tesla dafür, dass Bedienungsanleitung, User Interface und die damit verbundenen Warnungen sowie Fahrerüberwachungssystem "nicht so deutlich wie sie sein könnten" seien. Aber sie informierten über die Grenzen des Systems. "Fahrer sollten alle zur Verfügung gestellten Anweisungen und Warnungen in der Bedienungsanleitung über fortgeschrittene Fahrerassistenzsysteme lesen und sich der Grenzen der Leistungsfähigkeit des Systems bewusst sein", rät die Behörde. Außerdem sollten Fahrer "nie auf eine automatische Bremsung warten, wenn sie die Gefahr einer Kollision wahrnehmen."

Anhand dieser Auszüge aus Bedienungsanleitungen von BMW und Volvo verdeutlich der Untersuchungsbericht die Grenzen der eingesetzten Technik.

(Bild: NHTSA)

Die NHTSA hat ihre Untersuchung des tödlichen Unfalls damit abgeschlossen. Sie weist aber darauf hin, dass das Untersuchungsergebnis nicht bedeute, dass der Tesla S keine sicherheitsrelevanten Defekte habe. Es sind lediglich keine gefunden worden. Eine andere Bundesbehörde, das National Transportation Safety Bord, arbeitet noch an einem eigenen Bericht.

In Deutschland hat das Kraftfahrtbundesamt Tesla im Oktober aufgefordert, den Begriff "Autopilot" nicht mehr zu verwenden, weil er irreführend sei. Schließlich ist selbst ein Tesla mit aktiviertem Autopiloten erst ein Fahrzeug der Autonomiestufe 2 (nach SAE J3016). Diese Bedenken anerkennt die NHTSA auch in einer Fußnote. Die Angelegenheit liege aber außerhalb des Themas des Berichts. Tesla hingegen meint, keine deutschen Kunden zu kennen, die den Begriff "Autopilot" missverstanden hätten.

Tesla Model S mit Autopilot (23 Bilder)

Testwagen

Tesla Motors stellte uns ein "Model S P90D" mit Autopilot als Testfahrzeug zur Verfügung.
(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(ds)