Umfrage: Mehrheit der Mobilfunk-Kunden nutzt kein 5G

Stabiler, schneller Zugang, enorme Download-Geschwindigkeit, das verspricht der Mobilfunk-Standard 5G. Eine Umfrage zur 5G-Nutzung fällt indes ernüchternd aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 210 Kommentare lesen

(Bild: Jan Hrezik / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von

Obwohl der Mobilfunk-Standard 5G inzwischen in den meisten Gegenden Deutschlands verfügbar ist, steigt die Nutzung des schnellen und stabilen Zugangs nur moderat an. In einer vom Vergleichsportal Verivox in Auftrag gegebenen Befragung im Februar 2024 gaben 45,1 Prozent der Befragten an, 5G schon genutzt zu haben. In der gleichen Umfrage ein Jahr zuvor waren es 40,1 Prozent gewesen. Die Abdeckung wurde im gleichen Zeitraum allerdings deutlich vergrößert, denn die Mobilfunker treiben ihren Netzausbau stark voran. So sind 5G-Handyverbindungen inzwischen auf über 90 Prozent der Fläche Deutschlands verfügbar

.

Wie die aktuelle Befragung zeigt, ist das Interesse an 5G größer, je jünger die Nutzer sind: In der Altersgruppe 18 bis 29 lag die 5G-Nutzungsquote demnach zuletzt bei 58,7 Prozent, bei den Ab-70-Jährigen nur bei 27,4 Prozent.

Auch bei der Internetgeschwindigkeit im Festnetz gehört Deutschland nicht gerade zu den führenden Nationen. So surfen hierzulande laut einer Studie noch immer über die Hälfte mit Bandbreiten bis maximal 100 Mbit/s. Unter den sieben bevölkerungsreichsten westeuropäischen Ländern ist Deutschland das Schlusslicht in Sachen Internetgeschwindigkeit.

Ein Grund für die eher geringe Erhöhung der 5G-Nachfrage dürfte sein, dass ältere Smartphones nicht kompatibel sind. Die 5G-Netznutzung bleibe auch 2024 "weit unter ihren Möglichkeiten", erklärte Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg. "Denn wer über 5G surfen möchte, braucht ein entsprechendes Smartphone sowie einen 5G-tauglichen Tarif. Beide Komponenten sind oft vergleichsweise teuer."

Während das technisch hoffnungslos veraltete 2G-Mobilfunknetz (GSM) in absehbarer Zeit abgeklemmt werden dürfte, um mehr Kapazität für 4G- und 5G-Netze zu schaffen, haben die drei etablierten Netzbetreiber Deutsche Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone 5G in ihren Kernmarken bereits automatisch im Tarif inkludiert. Bei Zweitmarken wie Congstar und bei Discountern kostet es jedoch häufig einen Aufpreis. Hinzu kommt: Die Download-Geschwindigkeit der 5G-Angebote außerhalb der Kernmarken wird reduziert, bei Congstar zum Beispiel auf 50 Megabit pro Sekunde (bei aktuell drei Euro Aufpreis im Monat).

Mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ist jedoch ein wesentlicher Vorteil des Funkstandards dahin - bis zu 1000 Megabit pro Sekunde sind technisch möglich. Realistisch ist das weniger, da die Geschwindigkeit von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Anzahl der Nutzer in einer Funkzelle. Vodafone wirbt zum Beispiel mit einer Übertragungs-Geschwindigkeit von bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Ein anderer Vorteil kommt allerdings noch zur Geltung: Die Datenautobahn, auf die der Kunde Zugriff hat, wird dank 5G durch zusätzliche Spuren größer, wodurch Downloads auch bei hoher Nachfrage im Netz - etwa bei Menschenansammlungen - gut möglich sind.

Die Umfrage vom Marktforschungsunternehmen Innofact im Auftrag von Verivox wurde im Februar online durchgeführt, den Angaben zufolge wurden 1028 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Frage lautete: "Haben Sie dieses 5G-Netz schon einmal genutzt?" In Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit war die Befragung den Angaben zufolge bevölkerungsrepräsentativ.

Mehr zu Mobilfunk, Internet und Tarife:

Die Umfrage zeigt, dass viele Handynutzer weiterhin auf den Vorgängerstandard 4G setzen. Bei der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona hatte O2-Telefónica-Chef Markus Haas unlängst aber von einer allmählich anziehenden Nachfrage nach dem neuen Standard berichtet. "Dieses Jahr wird der 5G-Verkehr den 4G-Verkehr überholen", sagte der Telekommunikationsmanager. „Dieses Jahr wird 5G zum Massenmarkt werden.“

Die Branche schielt derweil schon auf eine neue Technologie. So gilt Open RAN weiterhin als Hoffnungsträger auch für den kostengünstigen Rollout von neuen Netzen. Während die Erfahrungen der europäischen Carrier gemischt sind, konnte man auf dem Mobile World Congress MWC jüngst bereits sehen, wie sich ein mit Open RAN aufgebautes Netz im Realbetrieb schlägt. In Barcelona präsentierte sich 1&1 als neuer Netzbetreiber für Open RAN.

(uk)