VIA setzt Hoffnung auf Billig-PCs

Im August erzielte VIA zwar rund 6,5 Prozent mehr Umsatz als im Juli 2002, mit 56,44 Millionen US-Dollar lagen die Einnahmen aber um 31,1 Prozent unter denen des August 2001.

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Im August erzielte VIA zwar rund 6,5 Prozent mehr Umsatz als im Juli 2002, mit umgerechnet 56,44 Millionen US-Dollar lagen die Einnahmen aber um 31,1 Prozent unter denen des August 2001. Im US-Online-Angebot Walmart.com ist der vor zwei Jahren angekündigte 199-Dollar-PC zu haben.

Obwohl die taiwanischen Chipentwickler im gesamten Jahresverlauf von Januar bis August 2002 mit umgerechnet 478,4 Millionen US-Dollar 30,75 Prozent weniger Umsatz machten als im gleichen Vorjahreszeitraum, verbreitet Firmensprecher Richard Brown Zuversicht: "Die Marktanforderung tendiert zu energiesparenden, erschwinglichen PCs und weiteren Anschlussmöglichkeiten. Deshalb sehen wir konkrete Ergebnisse durch unseren strategischen Fokus auf die Entwicklung von innovativen, hoch integrierten Plattformen."

Und tatsächlich hat sich die vor fast genau zwei Jahren verkündete Vision des VIA-Firmenchefs Wei-Chi Chen erfüllt: Der 199-Dollar-PC mit VIA-C3-Prozessor und dem Betriebssystem Lindows ist nun tatsächlich im US-amerikanischen Online-Angebot Walmart.com der gleichnamigen Handelskette zu haben. Der Microtel SYSMAR710 mit 800-MHz-C3, 128 MByte PC133-Speicher, 10-GByte-Festplatte (Ultra-ATA/100, 5400 min-1), 52-X-CD-ROM-Laufwerk, im VIA-PLE133-Chipsatz integriertem Trident-Blade-3D-Grafikchip, 100-MBit-LAN-Adapter und AC-97-Soundchip kostet 199,86 US-Dollar, dazu kommen allerdings noch Versandkosten (mindestens 16 US-Dollar) sowie die je nach US-Bundesstaat unterschiedliche Mehrwertsteuer.

Im Preis des Microtel-Gerätes sind Tastatur und Maus enthalten, es lässt sich mit zwei PCI- und einer ISA-Steckkarte, zwei 3,5-Zoll- und einem 5,25-Zoll-Laufwerk sowie per USB erweitern. Ein Floppy-Laufwerk ist nicht vorhanden. Laut Pressemeldung soll für 19 US-Dollar Aufpreis ein Modem zu haben sein, doch diese Option war auf Walmart.com nicht zu finden. Das Gerät wird wie alle Systeme mit LindowsOS und Mandrake Linux nur online verkauft, in den Walmart-Ladengeschäften sind ausschließlich Windows-PCs zu haben. Der Microtel SYSMAR150 kostet mit ähnlicher Ausstattung wie der SYSMAR710, aber Windows XP Home Edition und Modem rund 100 US-Dollar mehr.

In Deutschland sind ähnliche Lowcost-Systeme noch deutlich teurer. Der Versandhändler Alternate bietet ein etwas besser ausgestattetes Produkt ohne Betriebssystem für 349 Euro an. Vor rund einem Jahr hatten die Versandhäuser Baur, Neckermann und Otto noch Komplettrechner mit VIA C3 800 MHz im Angebot, die mittlerweile aber nicht mehr zu haben sind.

Alle erwähnten VIA-C3-PCs sind offenbar mit herkömmlichen ATX-Netzteilen, also mit Lüftern ausgestattet. Der taiwanische Industrie-PC-Spezialist Nexcom zeigt, dass es prinzipiell auch anders ginge, wenn der C3 mit maximal 667 MHz läuft: Auf dem VIA-Eden-Prozessor der neuen Embedded-Boards EBC563LP6 (mit VIA-PLE133-Chipsatz, VT8601A) und EBC569LP6 (VIA PN133T, VT8606T mit S3-"Twister"-Grafik) sitzt ein passiver Kühler, das passende Mini-Gehäuse EBS 1536P enthält DC-DC-Wandler, die die von einem 60-Watt-Laptop-Netzteil gelieferte Leistung in die für das Board nötigen Spannungen umwandeln. Allerdings sind diese Geräte wesentlich teurer als die Microtel-Rechner und -- wegen der geringen Netzteil-Leistung und des extrem kompakten Aufbaus -- kaum erweiterbar. Außerdem reicht die Leistung des C3 bei diesen Taktfrequenzen für ruckelfreies MPEG-Dekodieren nicht aus, was den potenziell interessanten Einsatz als leisen Multimedia-Rechner verhindert. Mit dem Chipsatz Apollo CLE266 könnte sich das aber ändern. (ciw)