VW: IG Metall kündigt Warnstreiks am 9. Dezember an
Volkswagen muss sich in der laufenden Tarifrunde auf weitere Warnstreiks einstellen. Bislang gibt es keine Bewegung in der Sache.
- Martin Franz
- mit Material der dpa
In der aktuellen Tarifauseinandersetzung bei Volkswagen zeichnet sich weiterhin keine kurzfristige Einigung ab. Die Konzernspitze will ein hartes Sparprogramm inklusive Lohnkürzungen durchsetzen und sich die Möglichkeit von Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen offenhalten. Betriebsrat und IG Metall wollen das nicht hinnehmen und haben Widerstand angekündigt. Die IG Metall ruft deshalb für den 9. Dezember zum zweiten flächendeckenden Warnstreik bei Volkswagen auf. Parallel zur dann laufenden Tarifrunde werde es erneut befristete Arbeitsniederlegungen an neun von zehn deutschen Standorten geben, teilte die Gewerkschaft mit.
In Wolfsburg, wo die vierte Tarifrunde bei Volkswagen ansteht, ist unmittelbar vor Verhandlungsbeginn eine Protestkundgebung geplant. "Rund 100.000 Warnstreikende haben Anfang Dezember ein lautes Signal an die VW-Chefetage gesendet: Zukunft statt Kahlschlag!", sagte Niedersachsens IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. "Wir werden nun am 9. Dezember nachlegen und so den Druck auf das Unternehmen am Verhandlungstisch erhöhen." Im Vergleich zum ersten Warnstreik soll der Ausstand ausgeweitet werden: Statt zwei soll er diesmal vier Stunden dauern und erneut in jeder Schicht wiederholt werden. Betroffen sind neben Wolfsburg auch wieder Zwickau, Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter und Chemnitz sowie die "Gläserne Manufaktur" in Dresden.
Ausweitung des Warnstreiks
Los geht es in Wolfsburg um 10:30 Uhr. Zwei Stunden später startet in der Volkswagen Arena die vierte Verhandlungsrunde zum VW-Haustarif. Auf der Kundgebung vor dem Vorstandshochhaus soll neben Verhandlungsführer Gröger und VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo auch die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner sprechen. Am 2. Dezember waren bereits fast 100.000 Mitarbeiter für zwei Stunden in den Warnstreik getreten. Betroffen waren dieselben neun Standorte, an denen auch nun wieder zum Ausstand aufgerufen wird. Allein in Wolfsburg beteiligten sich laut IG Metall 47.000 Beschäftigte. Nur das Werk in Osnabrück fällt nicht unter den Haustarifvertrag, um den derzeit gerungen wird.
"Kündigungsschreiben unter den Weihnachtsbaum"
Volkswagen hatte Ende 2023 ein Sparprogramm verabschiedet. Im August 2024 wurde bekannt, dass dieses noch einmal deutlich verschärft werden soll. Seitdem läuft eine Auseinandersetzung zwischen der Konzernspitze auf der einen Seite und IG Metall und Betriebsrat auf der anderen. Die Fronten sind verhärtet, die Positionen liegen weit auseinander. Auf der Betriebsversammlung am 4. Dezember hatte Konzernchef Oliver Blume den Sparkurs noch einmal bekräftigt, aber weiter keine Details zu konkreten Standortschließungen genannt. Gröger übte scharfe Kritik an dem Auftritt des Konzernchefs. "Es grenzt schon an Hohn, wenn sich Oliver Blume vor die Belegschaft stellt und ihr schöne Weihnachtstage wünscht, während der VW-Vorstand zeitgleich den Beschäftigten am liebsten Kündigungsschreiben unter den Weihnachtsbaum legen will", sagte er laut einer Mitteilung.
Cavallo hatte die Konzernspitze dagegen aufgefordert, von ihren Maximalforderungen abzurücken. Werksschließungen, Massenentlassungen und Einschnitte ins monatliche Entgelt kämen für die Arbeitnehmerseite weiterhin nicht infrage. Von der nächsten Verhandlungsrunde erwarte sie nun eine Weichenstellung: Entweder gebe es eine Annäherung oder eine weitere Eskalation.
Kostensenkung
In dem Konflikt geht es auch um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10.000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde. VW lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Die Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt.
Laut Betriebsrat sind mindestens drei Werke und zehntausende Arbeitsplätze bedroht. VW begründet die Einschnitte mit hohen Kosten und einer geringen Auslastung. Angesichts der schwachen Nachfrage nach Neuwagen müsse VW seine Sparbemühungen verstärken. Laut Betriebsrat geht es um rund fünf Milliarden Euro, die der Konzern zusätzlich einsparen will.
Lesen Sie mehr zu Volkswagen
Bezahlung für VW-Angestellte soll ab 2027 langsam Richtung Flächentarif sinken
38C3: Terabyte an Bewegungsdaten von VW-Elektroautos in der Cloud gefunden
VW-Chef: Abbau entspricht Kapazität von zwei bis drei Werken
Tarif-Einigung bei VW: 35.000 Jobs sollen sozialverträglich abgebaut werden
Verhandlungsmarathon soll Tarifstreit bei Volkswagen beilegen
(mfz)