Verdi will im Konflikt mit Amazon nicht aufgeben

Die Streikbereitschaft bei den Beschäftigten des Versandhändlers Amazon könnte aus Sicht der Gewerkschaft Verdi sehr viel besser sein. Doch ihren Arbeitskampf will die Gewerkschaft nicht aufgeben.

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Amazon Logistikzentrum

(Bild: dpa, Peter Endig)

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Von
  • dpa

"Nach dem Streik ist vor dem Streik." Dieser Satz ist seit Monaten bei der Gewerkschaft Verdi zu hören, wenn es um den Tarifkonflikt mit dem Versandhändler Amazon geht. Immer wieder ruft Verdi seit 2013 zu spontanen, oft tagelangen Arbeitsniederlegungen an den bundesweit neun Standorten des Online Versandhändlers auf.

Verdi vs. Amazon

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Amazon liegen in Deutschland seit langem im Streit über den Tarifvertrag für die Beschäftigten: Die Gewerkschaft will für die Mitarbeiter eine Bezahlung nach Einzelhandelstarif erreichen. Amazon sieht sich als Logistiker, der mit seinen Löhnen am oberen Ende des Branchenüblichen liegt.

"Das eigentliche Ziel, einen Tarifvertrag zu den Konditionen des Einzelhandels, haben wir bislang noch nicht erreicht", räumt Mechthild Middecke, Verdi-Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Handel, ein. Dennoch werde die Gewerkschaft an dem Arbeitskampf festhalten. Schließlich sei Amazon in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen und zu einem Primus im Online-Handel aufgestiegen. Für die gesamte Branche sei ein Tarifabschluss dort deshalb besonders wichtig.

Bis Mittwoch sollen in Bad Hersfeld (Hessen), Rheinberg und Werne (beide Baden-Württemberg) die Bänder wieder stillstehen, in Leipzig bis Donnerstag und in Graben (Bayern) bis Samstag. Diese Amazon-Standorte werden seit Montag bestreikt. Ein Ende des Arbeitskampfes ist nicht in Sicht. "Wir haben einen langen Atem", sagt Middeke. Ziel sei es nun, die Streikbereitschaft bei den insgesamt 10.000 Amazon-Beschäftigten in Deutschland zu erhöhen. "Wir sehen schon noch, dass bei Aufrufen zu Arbeitskämpfen die Mehrheit der Belegschaft arbeitet."

Amazon gibt sich demonstrativ gelassen und lehnt Verhandlungen schlichtweg ab. "Um ein fairer Arbeitgeber zu sein, braucht es keinen Tarifvertrag", heißt es dort. Das Unternehmen bezahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei. Die Mitarbeiter starteten mit einem durchschnittlichen Basis-Stundenlohn von 10,69 Euro brutto, nach zwei Jahren seien es bis zu 12,69 Euro brutto pro Stunde. Hinzu kämen Extras, zum Beispiel das Weihnachtsgeld.

Es gehe nicht allein um höhere Stundenlöhne, die tarifvertraglich geregelt werden sollen, sagte Middeke. Zum Beispiel sei das Weihnachtsgeld eine Good-Will-Aktion von Amazon. Nach Forderung der Gewerkschaft soll es jedoch ebenso wie etwa Urlaubsgeld oder Regelungen für Azubis und einen verbesserten Kündigungsschutz vertraglich festgeschrieben werden.

Einen gewissen Respekt habe sich Verdi schon bei Amazon verschafft, sagte Middeke. So habe sich die Ausstattung und die Versorgung in den Kantinen verbessert. Kaffee, Tee und Mineralwasser seien kostenlos. (axk)