Virgin Galactic: Schwere Verluste, große Pläne für mehr Raumfahrzeuge und Flüge

Die börsennotierte Weltraumtourismusfirma will 2023 mit einem zweiten Raumgleiter starten. Eine neue Delta-Klasse soll ab 2025 wöchentliche Flüge ermöglichen.

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Virgin Galactic Raumgleiter am Trägerflugzeug

(Bild: Virgin Galactic)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Das amerikanische-arabische Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic will in der ersten Jahreshälfte 2023 einen zweiten Raumgleiter in Betrieb nehmen. VSS Imagine soll alle zwei Wochen Touristen für ein paar Minuten in die Schwerelosigkeit bringen. In den Jahren darauf sollen neue Raumfahrzeuge der Delta-Klasse wöchentliche Flüge erlauben.

Das hat Virgin Galactic bei der Bekanntgabe seiner letzten Ergebnisse mitgeteilt. Das börsennotierte Unternehmen hat bislang nur Testflüge unternommen, die ersten Flüge mit Weltraumtouristen sollen erst gegen Ende des Jahres starten. Dementsprechend schreibt Virgin Galactic weiterhin Verluste, konnte diese im Vergleich zum Vorjahr aber etwas reduzieren.

Virgin Galactic hat laut Finanzbericht im vierten Quartal 2021 seinen Nettoverlust von 104 auf 81 Millionen US-Dollar verringert (-22%). Im gesamten Jahr ist der Nettoverlust von 645 Millionen auf zuletzt 353 Millionen Dollar gefallen. Das LBITDA (Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) hat sich gleichzeitig von 101 Millionen auf 78 Millionen Dollar im Quartal beziehungsweise von 635 Millionen auf 341 Millionen Dollar verbessert.

Trotz der Verluste und Umsätzen von lediglich 141.000 Dollar im letzten Quartal und 3,3 Millionen Dollar im ganzen Jahr 2021 konnte das Unternehmen seine Geldreserven erhöhen. Lagen diese vor rund einem Jahr bei fast 700 Millionen Dollar, verzeichnete Virgin Galactic Ende 2021 sogar 931 Millionen Dollar. Zusätzlich hat die Firma im Januar 2022 durch eine Wandelanleihe 425 Millionen Dollar eingenommen.

Der Aktienkurs blieb nach Bekanntgabe der Ergebnisse nachbörslich stabil. Seit seinem Höhepunkt kurz vor dem Testflug von Firmengründer Richard Branson mit einem Börsenkurs von über 50 Dollar im Juli 2021 ist das Papier mittlerweile nur noch rund acht Dollar wert.

Seit diesem Flug hagelt es für die Firma vor allem schlechte Nachrichten. So gab es Berichte, dass der Flug eigentlich hätte abgebrochen werden müssen, woraufhin die US-Flugaufsicht FAA Ermittlungen aufgenommen hatte. Zwischenzeitlich waren weitere Starts deswegen sogar untersagt worden, doch das Verbot wurde wieder aufgehoben.

Weil das Unternehmen potenzielle Defekte an einer Komponente der Flugsteuerung untersuchen und gegebenenfalls beheben wollte, gab es weitere Verzögerungen. Derzeit werden das Raketen- und das Trägerflugzeug generalüberholt und verbessert, sodass Virgin Galactic den nächsten Start mit Passagieren um ein Jahr verschoben hat.

Die Flüge sollen im vierten Quartal 2022 wieder aufgenommen werden, mit dem bisherigen Raumgleiter. Während VSS Unity nur einmal monatlich starten kann, soll das zweite Raumschiff der Flotte alle zwei Wochen abheben. Testflüge mit VSS Imagine sollen im Herbst durchgeführt werden, mit dem Ziel kommerzieller Nutzung in der ersten Jahreshälfte 2023. VSS Imagine soll nicht nur öfter fliegen können, sondern auch günstiger.

(Bild: Virgin Galactic)

Die nächste Generation seiner Raumgleiter soll laut Virgin Galactic 2025 oder 2026 Touristen befördern. Diese "Delta-Klasse" befinde sich derzeit in Produktion, soll einmal wöchentlich fliegen können und dabei noch weniger kostenintensiv sein. Trotzdem dürfte es dauern, bis das Unternehmen die Gewinnzone erreicht, obwohl Virgin Galactic für die Tickets in die Schwerelosigkeit 450.000 Dollar aufruft.

Unklar ist, ob das Mutterschiff, das Trägerflugzeug der Raumgleiter, überhaupt in der Lage ist, einmal wöchentlich zu starten, um die Touristen auf die für die Triebwerkszündung notwendige Höhe zu bringen. Außerdem neigen Pläne der Weltraumfahrt zu Verzögerungen durch technische Probleme und Unfälle.

So hatte Richard Branson vor mehr als 17 Jahren schon angekündigt, ab 2007 kommerzielle Flüge anzubieten, die für wenige Minuten ins All führen sollen. Und Virgin Galactic prognostizierte 2019 als erstes börsennotiertes Unternehmen für Weltraumtourismus, dass das Unternehmen im Jahre 2023 600 Millionen Dollar umsetzen und rund 273 Millionen EBITDA erwirtschaften wird.

(fds)