Volkswagen: Verluste im dritten Quartal 2022

Volkswagen muss aufgrund von hohen Sonderkosten im dritten Quartal 2022 einen Gewinneinbruch hinnehmen – trotz eines ordentlichen Laufs im Tagesgeschäft.

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(Bild: Pillau)

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  • dpa
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Im eigentlichen Geschäft konnte Volkswagen im dritten Quartal 2022 deutlich zulegen, auch weil das Vorjahresquartal stark von Covid-Einschränkungen geprägt war. Doch unter anderme eine milliardenschwere Abschreibung auf den vor drei Jahren mit großen Hoffnungen begleiteten Einstieg bei der US-Softwarefirma Argo lastete aber unter dem Strich auf dem Gewinn. Zudem fielen hohe Sonderkosten für die Aussetzung der Geschäfte in Russland und für den Porsche-Börsengang an. Die Ziele für die Auslieferungen im Gesamtjahr musste der Konzern wegen Problemen in der Teileversorgung außerdem eindampfen.

Die VW-Aktie gab nach dem Handelsstart nach, das im DAX notierte Vorzugspapier verlor im frühen Handel bis zu dreieinhalb Prozent auf etwas mehr als 126 Euro und gehörte damit zu den Schlusslichtern im deutschen Leitindex. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach allerdings von starken Resultaten, wenn die Sonderbelastungen wie für Russland und den Porsche-Börsengang aus dem operativen Ergebnis herausgerechnet würden. Es habe zwar viele Sondereffekte gegeben, aber die Zahlen sähen nicht so schlimm aus wie befürchtet, schrieb Stifel-Experte Daniel Schwarz. Auch die Porsche-AG-Vorzüge gaben ebenfalls gut dreieinhalb Prozent nach.

Im Tagesgeschäft des dritten Quartals fuhr VW Umsatz- und Ergebnisanstiege ein. Die Auslieferungen lagen mit 2,18 Millionen Fahrzeugen schließlich auch 11 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahr, als der Mangel an Elektronikchips die Produktion besonders stark eingeschränkt hatte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um mehr als die Hälfte auf 4,3 Milliarden Euro zu. Es wäre noch stärker aufgefallen, hätte VW nicht 1,6 Milliarden Euro für die eingestellten Geschäfte in Russland und für den milliardenschweren Börsengang von Porsche zu schultern gehabt. Unter dem Strich blieben nach Steuern aber nur 2,13 Milliarden Euro übrig, das ist gut ein Viertel weniger als vor einem Jahr.

Das in dieser Woche verkündete Aus für die Software-Beteiligung Argo, bei der Volkswagen zusammen mit Ford Software für das autonome Fahren entwickeln lassen wollte, fällt bei dem Konzern nun auch finanziell ins Gewicht. Die Abschreibungen dafür betrugen 1,9 Milliarden Euro. Auch wenn Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume den Schritt als Fokussierung der Softwareambitionen darstellte, zeigt das Ende für Argo doch auch, welche schwierigen Aufgaben auf ihn warten. Zuletzt hatte Volkswagen auch in seiner konzerneigenen Softwaresparte Cariad mit Problemen zu kämpfen, die teils Modellanläufe verzögerten und mit ein Grund für das Aus von Ex-Chef Herbert Diess waren.

Auch die Teileknappheit ist der Konzern noch nicht los. Deshalb wurde Volkswagen beim Blick nach vorne etwas vorsichtiger. Die Auslieferungen weltweit erwartet das Management jetzt nur noch auf Vorjahresniveau, als bei ungefähr 8,9 Millionen verkauften Fahrzeugen. Bisher stand noch ein Plus von 5 bis 10 Prozent in den Plänen. Dies galt aber ohnehin als sehr ehrgeizig, angesichts der bisherigen Verkaufszahlen. Grund für die gekappten Aussichten seien im wesentlichen Probleme in den Lieferketten, sagte Volkswagen-Konzern-Finanzchef Arno Antlitz.

Die Teileverfügbarkeit werde im vierten Quartal 2022 besonders herausfordernd, hieß es etwa vom Finanzvorstand der Kernmarke VW Pkw. Die Markengruppe "Premium" um Audi, Lamborghini, Bentley und Ducati schraubte ihre Ziele für die Verkäufe zurück und sprach von einer anhaltend herausfordernden Versorgungslage. Allerdings sieht Antlitz keine Gefahr für die Konzernziele bei Umsatz und operativem Ergebnis. Der Erlös soll weiter um 8 bis 13 Prozent wachsen gegenüber den 250 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Vom Umsatz sollen 7 bis 8,5 Prozent als operatives Ergebnis hängen bleiben, und zwar eher am oberen Ende der Spanne.

Die Porsche AG konnte rund um ihren Börsengang deutlich zulegen. In den ersten neun Monaten legte der Umsatz, inklusive der Finanzdienstleistungen, um knapp 16 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis zog von knapp 3,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,05 Milliarden Euro an. Porsche AG-Finanzchef Lutz Meschke bleibt dabei, den Erlös dieses Jahr auf 38 bis 39 Milliarden Euro steigern zu wollen und eine operative Marge zwischen 17 und 18 Prozent zu erreichen. Nach den ersten drei Quartalen hat die Porsche AG dabei einen gewissen Puffer: Bisher stehen 18,9 Prozent Marge zu Buche.

Volkswagen hat auch seine üblicherweise im November anstehende Investitionsplanungsrunde in das kommende Jahr verschoben. Angesichts der starken Veränderungen in der Weltwirtschaft seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hinsichtlich Inflationserwartungen, Rohstoffpreisen, Energiekosten und des allgemeinen Wirtschaftsausblicks brauche der Konzern etwas mehr Zeit, sagte Volkswagen-Finanzchef Antlitz. "Wir haben eher lange Planungszyklen und müssen erst einen Plan erarbeiten, wie wir mit all dem umgehen. Das ist aber kein Grund zur Sorge", versicherte der Manager. VW-Chef Oliver Blume kündigte an, dass der Konzern seine Pläne im Frühjahr des kommenden Jahres vorstellen will.

In der sogenannten Planungs- oder Budgetrunde legt der Konzern fest, wie die Investitionsmittel der kommenden fünf Jahre auf die einzelnen Bereiche des Geschäfts verteilt werden. Dabei geht es um Summen in der Größenordnung von zuletzt rund 160 Milliarden Euro. Darin enthalten ist auch die Werksbelegung mit den zu produzierenden Modellen. Mit der Investitionsplanung ist meist auch die Formulierung von Mittelfristzielen für das operative Geschäft verbunden. Im Frühjahr plant VW einen Kapitalmarkttag, um Investoren und Analysten im Detail über Strategie und Details zu informieren.

(mfz)