Vorstellung BMW X2: Zweite Generation kommt auch als Elektroauto

BMW propagiert die Technologieoffenheit beim Antrieb – und schränkt sie im SUV-Coupé X2 ein. Stören dürfte das nur wenige Kunden, denn Ersatz steht bereit.

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BMW X2

BMW setzt gerade im Heck auf eine fĂĽllige Form statt graziler Linien.

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
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BMW hält daran fest, dass der Kunde bestimmen möge, welchem Antrieb die Zukunft gehört. Immer wieder betont der Konzern, sich alle Optionen offenhalten zu wollen. Dabei läuft das Geschäft mit batterieelektrischen Autos für die Bayern global durchaus gut. In nahezu jedem Segment, in dem sie ohnehin vertreten sind, kann der Kunde einen E-Antrieb kaufen. Künftig gilt das auch für den BMW X2, der in deutlich veränderter Form in die zweite Runde geht.

Wenn das SUV-Coupé Anfang März 2024 zu den Händlern kommt, wird der Kunde die Wahl zwischen Benziner, Diesel und E-Antrieb haben. Vorerst sieht das Angebot wie folgt aus.

E-Antrieb
iX2 xDrive30 mit 230 kW ab 56.500 Euro

Benziner
X2 sDrive20i mit 125 kW ab 46.400 Euro
X2 M35i xDrive mit 221 kW ab 63.800 Euro

Diesel
X2 sDrive 18d mit 110 kW für 46.850 Euro

Die sDrive-Modelle haben Frontantrieb, alle anderen Allradantrieb. Ein Schaltgetriebe gibt es nicht mehr. Zwei weitere Dinge werden erst im direkten Vergleich mit dem Vorgänger ersichtlich: Zum einen steigt der Einstiegspreis von 37.750 Euro um fast 9000 Euro an, wobei zur Wahrheit gehört, dass das neue Basismodell der bisherigen zweiten Stufe in der Modellhierarchie entspricht. Zudem hat BMW Dinge wie Navigationssystem, Klimaautomatik mit mehreren Zonen oder Sitzheizung hoffentlich endlich in den Serienstand erhoben. Kunden, die sich einen X2 leisten, bestellen das in der Regel ohnehin mit, schon um in ein paar Jahren eine problemlose Weiterreichung zu erleichtern.

BMW X2 2024 auĂźen (12 Bilder)

Wieder einmal setzt BMW bei einer Neuerscheinung auf eine Formensprache, die polarisiert.
(Bild: BMW)

Rausgeflogen ist der Plug-in-Hybrid, wobei hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sein dĂĽrfte. Im X1 und auch im 2er-Van hinterlieĂźen sie im Test durchaus einen gereiften Eindruck. Im Nischenmodell X2 rechnet BMW offenbar nicht mit einer nennenswerten Nachfrage und verweist stattdessen auf den batterieelektrischen Antrieb. Er hat sich im Test meines Kollegen Christoph M. Schwarzer hervorragend geschlagen, wobei seine technischen Eckdaten keine Spitzenposition unter aktuellen Elektroautos andeuten.

Der intern "eDrive 5.0 M170SF" genannte E-Motor mit 140 kW und 247 Nm wird auch im iX2 xDrive30 zweimal eingebaut. BMW macht vorab zu den Fahrleistungen keine Angaben, doch sie werden ähnlich flott ausfallen wie im iX1. Dort nennt das Werk 5,6 Sekunden im Standardsprint und 180 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Verbrauch im WLTP ist mit 17,7 kWh angegeben, die Reichweite ist mit 449 km etwas größer als im iX1. Die Batterie ist mit 64,7 kWh identisch, was auch für die Ladeleistung gilt. Hier dürfte BMW einige Kunden enttäuschen, den maximal 130 kW an Gleichstrom sind nichts, womit man in diesem Segment im Jahr 2024 noch glänzen könnte. Serienmäßig ist ein 11-kW-Lader, die Möglichkeit, mit bis zu 22 kW an Wechselstrom laden zu können, kostet Aufpreis. Da sind Volvo und Smart schon weiter.

[Korrektur 12.10. 6:45 Uhr]

Volvo bietet den 22-kW-Lader im EX30 nur in Verbindung mit der höchsten Ausstattungslinie "Ultra" an. Dort ist er serienmäßig.

Mit dem Modellwechsel des X2 vollzieht BMW einen riesigen Schritt beim Infotainmentsystem. Der X2 wird einer der ersten im Konzern, der auf das Operating System 9 (OS9) setzt. Es basiert erstmals bei BMW auf Android, was vor allem die Auswahl der Apps gewaltig erweitern dürfte. An der Oberfläche wird sich im Vergleich zum aktuell eingesetzten OS8.5 gar nicht so viel ändern. Hier hatte BMW einige Dinge aufgeräumt, die Kunden immer mal wieder kritisiert wurden. Der Startbildschirm verschenkt nun weniger Fläche mit Rändern, links gibt es ein Menü mit Zusatzfeldern, die sich mit Wischbefehlen durchschalten lassen. Geblieben ist das Menü mit Favoritenflächen, über die sich oft genutzte Funktionen blitzschnell erreichen lassen – eine Idee, die eigentlich längst Schule gemacht haben sollte. Früher verbaute BMW dafür eigene Tasten, doch das Menü ist durchaus ein adäquater Ersatz. Auch die Sprachsteuerung macht weitere Fortschritte, wobei man über die Antwort auf "Hey BMW" durchaus schmunzeln kann, denn der Weltkonzern erwidert "Servus".

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Rein äußerlich ist der Generationswechsel kaum kleiner als bei der Unterhaltungselektronik. Bislang war der X2 ein SUV, dem die Marketing-Experten eine sportliche Form angedichtet haben. Er wandelt sich nun zu einem SUV-Coupé mit drallem Hinterteil, das hier noch etwas voluminöser ausfällt als beim X4. In der Länge legt er auf 4,55 m zu – ein Plus von fast 20 cm gegenüber dem Vorgänger. Der Radstand wächst dabei gerade einmal um 2,2 cm, in der Breite legt er um 2,1 cm zu. Der Kofferraum fasst im iX2 525 Liter, in den Verbrennern 560 Liter. Bislang waren es 470 Liter, angesichts der Dimensionen, um die das Auto gewachsen ist, erscheint dieser Zuwachs fast bescheiden. Eine verbesserte Nutzung der beanspruchten Verkehrsfläche zeichnet sich nicht ab, hatte im Lastenheft und bei den Kunden vermutlich aber auch nur eine geringe Priorität.

BMW X2 2024 Innenraum (6 Bilder)

Ganz im aktuellen Stil des Hauses: Auch der BMW X2 bekommt die breite Display-Front samt modernem Infotainment.
(Bild: BMW)

Nach dem Start des X2 im Frühjahr 2024 dürften rasch weitere Versionen folgen, auch wenn es von BMW dazu momentan noch keine Informationen gibt. Wir rechnen mit mindestens einem stärkeren Diesel, und auch bei den Benzinern dürfte der Vierzylinder mit 160 kW aus dem X1 xDrive23i seinen Weg in den X2 finden. Ziemlich sicher gilt das auch für den Antrieb des gerade vorgestellten X1[ ]eDrive20. Mit ihm würde sich die Chance ergeben, für weniger als 50.000 Euro das füllige SUV-Coupé mit E-Antrieb fahren zu können. Es beschert einem einerseits flotte Fahrleistung und erspart andererseits die extrovertierte Auspuffanlage des X2 xDriveM35i, die mit vier je zehn Zentimeter messenden Endrohren jene Kunden abholen soll, die die Wahlfreiheit der Antriebe nach außen mit einem zünftigen "Weiter wie gehabt" überdeutlich dokumentieren wollen.

(mfz)