Wasserstoff-Abkommen: Kanada soll Deutschland schon ab 2025 beliefern

In bereits drei Jahren soll Kanada den ersten grünen Wasserstoff liefern. Dafür müssen nun zügig vielfältige Grundlagen geschaffen werden.

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(Bild: peterschreiber.media / Shutterstock.com)

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Das Wasserstoff-Abkommen zwischen Deutschland und Kanada ist unterzeichnet. Schon im Jahr 2025 sollen die ersten Lieferungen des klimaneutral hergestellten Stoffes in Deutschland anlanden. Die Zusammenarbeit wurde in dem Ort Stephenville in der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador bekräftigt – dem Ort, in dem der grüne Wasserstoff bald hergestellt werden soll.

Unterzeichner waren Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der kanadische Energieminister Jonathan Wilkinson, während die Regierungschefs Olaf Scholz (SPD) und Justin Trudeau ebenfalls anwesend waren.

"Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Schlüssel für eine klimaneutrale Wirtschaft. Wir müssen Klimaschutz entschlossen vorantreiben, um Wohlstand und Freiheit zu sichern. Das ist in diesen Tagen wichtiger und dringlicher denn je," erklärte Habeck. Die Wasserstoff-Partnerschaft mit Kanada sei hierfür ein wichtiger Meilenstein.

Wilkinson wies auf die besonderen Möglichkeiten Kanadas hin. Die Kanadier könnten nicht nur Emissionen im eigenen Land senken, sondern auch anderen Ländern mit sauberer Energie helfen und diese liefern. Trudeau plant laut der Tagesschau, sein Land schon in drei Jahren mit 100 Prozent Ökostrom zu versorgen.

Für ihn sei das Bündnis mit Deutschland ein "historischer Schritt nach vorne", erklärte er nun. Das Abkommen werde Arbeitsplätze schaffen, die lokale Wirtschaft fördern und zur Produktion sauberer Energie beitragen. Er sei mit Scholz immer "tief verbunden" gewesen, was das Ziel der Bekämpfung des Klimawandels bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum angehe.

Für Kanzler Scholz ist das Abkommen ein "ganz, ganz großer Erfolg". Die Partnerschaft mit Kanada werde nun auf eine strategischere Ebene gehoben: "Wir haben hier jedes Mal gespürt, dass die Zukunft greifbar ist." Eine Veränderung der Welt sei möglich – hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft, die gleichzeitig gute Jobs schaffe.

In der gemeinsamen Absichtserklärung zwischen Deutschland und Kanada heißt es, die Zusammenarbeit habe zum Ziel, "die Wasserstoffwirtschaft anzukurbeln und eine transatlantische Lieferkette für Wasserstoff deutlich vor 2030 zu schaffen, bei der erste Lieferungen 2025 geplant sind". Während Kanada Milliarden in die Entwicklung von Technologie und Infrastruktur stecken soll, wolle die Bundesregierung heimische Importeure beim Aufbau eines internationalen Handelskorridors unterstützen.

Ein weiterer Fokus soll auf gemeinsamen Anstrengungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung liegen, um den Aufbau von Lieferketten und Logistik voranzutreiben. Zudem müssten bei der Produktion einheitliche Standards geschaffen und die Zusammenarbeit von Häfen auf beiden Seiten des Atlantik gefördert werden.

Die Herstellung von Wasserstoff ist energieintensiv. Klimafreundlich ist Wasserstoff nur, wenn für die Prozesse auch emissionsarm und nachhaltig produzierter Strom wie etwa aus Sonnen- oder Windkraft genutzt wird. Wasserstoff gilt wegen des hohen Energieeinsatzes bei der Gewinnung bisher als "Champagner der Energiewende", der für jene Prozesse genutzt werden soll, die sich nicht anders klimaneutral gestalten lassen.

Sachverständigenrat für Umweltfragen, Stellungnahme "Wasserstoff im Klimaschutz: Klasse statt Masse", 23.06.2021

Neufundland gilt in Kanada als günstiger Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff, der mithilfe von erneuerbaren Energien erzeugt wird. Wenige Menschen leben in der Region, die gleichzeitig viel Wind und viel freie Fläche bietet. Allerdings gibt es auch hier Gegenstimmen, etwa von Naturschützern und Wanderern. So solle etwa der nordamerikanische, länderübergreifende Fernwanderweg "Appalachian Trail" nicht durch dort bald entstehenden Windkraftanlagen eingeschränkt werden.

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland, sich gerade im Energiebereich weniger abhängig zu machen und nur stabile Partnerschaften einzugehen. Um den Energiehunger im Land zu stillen, wird Deutschland höchstwahrscheinlich auch nach erfolgter Energiewende auf Importe aus dem Ausland angewiesen sein.

(kbe)