Weitere Repressionen gegen Journalisten im Iran

Seit dem 14. Juni wurden weitere 17 iranischen JournalistInnen festgenommenen. In Paris protestierten Pressevertreter vor der iranischen Botschaft gegen die Repressionen; drei Tageszeitungen verschoben die Veröffentlichung ihrer letzten Ausgaben.

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Die Auseinandersetzungen um die Präsidentschaftswahlen im Iran, die laut den Vorwürfen der Oppostion, die gegen den vom Regime als Wahlsieger ausgerufenen amtierenden Präsidenten Ahmadinedschad antritt, gefälscht wurden, halten an und finden immer mehr Opfer auch unter den Berichterstattern. Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen (ROG) sind seit dem 14. Juni im Iran mindestens 17 einheimische Journalisten festgenommen worden. Am gestrigen Freitag haben Journalistinnen und Journalisten vor der iranischen Botschaft in Paris gegen die zunehmenden Repressionen demonstriert: Sie forderten ein Ende der Übergriffe gegen Journalisten und der Zensur in der islamischen Republik und appellierten außerdem an die iranischen Behörden, ausländischen Journalisten Visa auszustellen, damit sie über die Ereignisse im Iran frei berichten können.

Derweil geht auch der Medienkrieg im Iran weiter. Mobilfunknetze werden immer wieder lahmgelegt, Internet-Dienste blockiert. Die Herausgeber der drei Tageszeitungen "Aftab yazd", "Hayat no" und "Khabar" haben laut ROG gestern die Veröffentlichung ihrer letzten Ausgabe verschoben, nachdem Behördenvertreter versucht hatten, inhaltliche Änderungen von Artikeln zu erwirken. In einer der Zeitungen sollten Kommentare eines oppositionellen Präsidentschaftskandidaten abgedruckt werden.

Nach Anordnung des Ministerium für Kultur und islamische Führung dürfen ausländische Nachrichtenmedien keine Demonstrationen besuchen und über sie berichten, "die ohne Genehmigung des Innenministeriums organisiert wurden". Viele ausländische Journalisten arbeiteten daher nur noch von ihren Büros oder Hotels aus. Zahlreiche Reporter und TV-Teams – etwa aus Deutschland, Spanien, Belgien und den Niederlanden – mussten mittlerweile das Land verlassen.

Obendrein haben die iranischen Behörden die Nachrichtenagenturen davor gewarnt, ausländischen Medien Bilder der Demonstrationen zu liefern. Insbesondere der Bildversand an den US-amerikanischen Sender "Voice of America" (VOA) sowie an die BBC solle unterbunden werden, berichtete ein Agenturmitarbeiter gegenüber ROG.

In den vergangenen Tagen hatten Behördenvertreter die westliche Medien beschuldigt, "Sprachrohr der Aufrührer" zu sein. In einer Pressemitteilung von Mittwoch bezeichnete das iranische Außenministerium ausländische Medien als "Feinde" und warnte sie, dass sie bald "schachmatt" gesetzt werden würden. Nachdem der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Khamenei, am gestrigen Freitag davor gewarnt hat, dass weitere Proteste zu Gewalt und Blutvergießen führen können, scheint nun alles von Oppositionsführer Mussawi abzuhängen, ob er heute zur Großdemonstration aufruft oder den Konflikt vermeidet.

Siehe dazu auch:

  • Eine Liste (in englischer Sprache) der festgenommen iranischen Journalisten findet sich bei Reporter ohne Grenzen
  • Übersicht über Informationsquellen zu den Auseinandersetzungen im Iran, zusammengestellt von der BBC

(uh)