Weltraumsimulation Star Citizen: Traum und Wirklichkeit

Seite 2: Die Causa Derek Smart

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Im Grunde enthält der Forbes-Bericht so gut wie keine neuen – und noch weniger exklusive – Erkenntnisse. Die meisten dort angesprochenen Punkte sind langjährigen Beobachtern des Star-Citizen-Projektes seit Jahren bekannt. Hauptsächlich ist das dem unabhängigen Spiele-Entwickler Derek Smart zu verdanken, der seit Beginn der Crowd-Funding-Kampagne von Star Citizen auf Twitter unermüdlich Fakten und Gerüchte zu Chris Roberts und seinem Projekt ausgräbt. Smart ist dabei alles andere als objektiv und sagt selbst, dass er eine Vendetta gegen Chris Roberts und Cloud Imperium Games führt und verhindern will, dass dieser weitere Backer-Gelder einsammelt.

Laut Smart ist die Star-Citizen-Kampagne aufgrund von unrealistischen Entwicklungszielen zum Scheitern verurteilt. Roberts verkaufe seinen Unterstützern Illusionen, von denen er ganz genau wisse, dass man sie nicht umsetzen könne. Ob Smart, Entwickler einer recht obskuren Reihe von Weltraumspielen, das einschätzen kann, sei dahingestellt. Immerhin gibt er offen zu, diesen öffentlichen Kampf gegen Roberts zu führen, weil Cloud Imperium Games am Anfang der Entwicklung nach öffentlicher Kritik durch Smart ihm dessen Unterstützungsgelder zurückgezahlt hatte. Man habe ihm damit die Möglichkeit genommen, das Spiel auszuprobieren und an dem Punkt sei die Auseinandersetzung persönlich geworden, so Smart.

Der Forbes-Artikel ist vor allem deswegen relevant, weil er zum ersten Mal viele der Vorwürfe aufgreift, die Smart ursprünglich öffentlich gemacht hat. Smart wird in dem Bericht mit keinem Wort erwähnt, was nicht sonderlich verwunderlich ist, da er aufgrund seiner offen zur Schau gestellten Subjektivität eine äußerst problematische Quelle für seriöse Journalisten ist. Hinzu kommt, dass Cloud Imperium Games in der Vergangenheit Presseberichte unterdrückt hat, die auf Smart als Quelle verwiesen haben. Unter anderem bekam das die Journalistin Liz Finnegan zu spüren, deren kritischer Bericht über das Star-Citizen-Crowdfunding plötzlich von der Spiele-Webseite The Escapist verschwand.

Nichtsdestotrotz ist vieles von dem, was Derek Smart über Jahre auf Twitter und seinem Blog verfasst hat, unverzichtbares Ausgangsmaterial für eigene Recherche durch Journalisten. Viele seiner Vorwürfe scheinen sich nun nach unabhängiger Überprüfung durch die Forbes-Kollegen zu erhärten.

Einige der Vorwürfe, die gegen Roberts gerichtet sind, lassen sich relativ leicht prüfen. So geht aus von Cloud Imperium Games veröffentlichten Videos und Finanzberichten relativ klar hervor, dass hunderttausende Dollar für die dekorative Inneneinrichtung der fünf Entwicklerstudios der Firma ausgegeben wurden. Neben Kunstdrucken, futuristischen Möbeln und detaillierten Raumschiffmodellen hat Roberts unter anderem eine detailgetreue, lebensgroße Replik einer Luftschleuse in eins der Büros der Firma einbauen lassen.

Die Video-Berichte der Entwickler und das Marketing-Material der Firma strotzen nur so von schicken Sets, Kostümen und allen möglichen Requisiten bis hin zu Kaffeebechern mit fiktiven Firmenlogos aus dem Spiel. Ob Roberts sich vergangenes Jahr sein fast fünf Millionen US-Dollar teures Anwesen in der Nobelgegend Pacific Palisades in Los Angeles von Geldern gekauft hat, die von Star-Citizen-Backern stammen, lässt sich allerdings nicht so einfach nachvollziehen. Vor allem auch deswegen, weil Cloud Imperium Games trotz freiwilliger Veröffentlichung vieler Finanzdaten nach wie vor nicht preisgibt, wie viel sich die Firmenbesitzer, darunter Roberts und seine Frau Sandi Gardiner, als Gehalt auszahlen lassen. Man kann allerdings getrost davon ausgehen, dass es sich um einen signifikanten Betrag handelt. Auch auf wiederholte Nachfrage von Pressevertretern wurde die Summe nicht öffentlich gemacht.