Weltraumsimulation Star Citizen: Traum und Wirklichkeit

Seite 4: Kritische Fragen werden ignoriert

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Trotz alledem hat es die PR-Abteilung der millionenschweren Entwicklerfirma hinter dem Projekt immer wieder geschafft, Star Citizen in der Gaming-Presse gut dastehen zu lassen. Zuletzt unter anderem, indem man die Vertreter ausgesuchter Magazine zu den Dreharbeiten der ebenfalls arg verspäteten Single-Player-Kampagne Squadron 42 einlud – inklusive einem Meet-and-Greet mit den Schauspiel-Stars Mark Hamill und John Rhys-Davies.

Auf kritische Fragen hingegen antwortet Cloud Imperium Games nie ausführlich, wenn die Firma ihnen überhaupt Aufmerksamkeit schenkt. Auch Interview-Termine mit Chris Roberts werden schon mal auf die letzte Minute gekippt, wenn PR-Vertreter mitbekommen, dass das Gegenüber in der Vergangenheit kritische Artikel zum Star-Citizen-Projekt verantwortet hat. Der Wind scheint sich, auch auf Grund des Forbes-Berichtes, nun allerdings langsam zu drehen; immer mehr Spiele-Journalisten stellen plötzlich die Entwicklungspraktiken bei Star Citizen in Frage.

Es ist ziemlich eindeutig, dass der Vorwurf, den Roberts schärfste Kritiker gegen ihn ins Feld führen – nämlich dass das Star-Citizen-Projekt reiner Betrug sei, um sich und seine Familie zu bereichern – haltlos ist. Die Entwickler von Star Citizen arbeiten ohne Frage an einem Spiel. Sie stecken seit Jahren unglaublich viel Arbeit, Geld und Herzblut in dieses Vorhaben. Aber die Frage, die sich viele Beobachter seit Jahren stellen, ist: Liegt der Fokus bei diesem Projekt darauf, den Spielern das zu geben, was sie haben wollen? Eine technisch großartige, aber vor allem auch spielbare Weltraumsimulation? Oder entwickelt Chris Roberts nur an Star Citizen herum, weil er gerne Chef ist, große Visionen verbreitet und davon angenehm an der Pazifikküste in einer Luxusvilla leben kann? Immerhin macht er das nun erfolgreich seit acht Jahren. Und es scheint kein Ende in Sicht.

Ein vor Sarkasmus triefende Aussage, die im Zusammenhang mit Star Citizen in Netz-Diskussionen immer wieder aufkommt, lautet, dass es wohl echte Sternen-Bürger geben wird, bevor Star Citizen jemals fertig sein wird. Mit jedem neuen Jahr, das ins Land zieht, scheint es wahrscheinlicher, dass dieser schlechte Witz zur Realität wird.

Offenlegung: Der Autor dieses Artikels ist seit seiner Jugend bekennender Weltraumspiele-Fanatiker. Freelancer und Privateer 2 sind noch heute unter seinen Lieblingsspielen. Er hat das Star-Citizen-Projekt kurz nach dem Ende der Kickstarter-Kampagne mit 60 US-Dollar unterstützt, mit dem Ziel, möglichst früh Zugang zum Spiel zu bekommen. Kurz zuvor gab er auf Kickstarter 250 Pfund für das Konkurrenzprodukt Elite Dangerous aus. (fab)