Wiesbadener Busse dokumentieren mit Fotokamera Falschparker

Der öffentliche Busverkehr in Wiesbaden wird häufig durch Falschparker behindert. Dem will die Stadt mit Dashcams begegnen, die Verstöße dokumentiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 406 Kommentare lesen

So sieht es aus, wenn von einem Bus aus ein Falschparker geknipst wird.

(Bild: ESWE Verkehr)

Lesezeit: 3 Min.

Ombnibusse des Wiesbadener Verkehrsunternehmens ESWE Verkehr werden mit Frontkameras ausgestattet. Mit ihnen sollen Falschparker dokumentiert werden, die auf Bus- und Umweltspuren oder in Haltestellenbereichen stehen. Auf die Weise soll in der hessischen Landeshauptstadt der Busverkehr beschleunigt werden, teilte ESWE Verkehr mit.

Das Verkehrsunternehmen plant, bis Ende 2024 rund 30 Fahrzeuge mit Kameras auszustatten. Diese können auf Knopfdruck am Fahrersitz ausgelöst werden. Dabei wird eine Fotoserie erstellt, die GPS-Daten des Standorts sowie die Uhrzeit enthält.

Das Frontkamera-System sei eine komplette Eigenentwicklung, sagte ein ESWE-Sprecher gegenüber heise online. Dafür werde eine für den Straßenverkehr zugelassen IP-Kamera eingesetzt. Sobald das Fahrzeug den Betriebshof erreicht, werden die Fotos in ein geschlossenes System geladen, auf das nur die Verkehrssteuerung Zugriff hat. Dort werden die Fotos gesichtet, unbeteiligte Personen und Fahrzeuge unkenntlich gemacht und dann an die Verkehrspolizei weitergeleitet. Dabei würden alle datenschutzrelevanten Vorgaben eingehalten, beteuerte der Sprecher.

Der Ausschuss für Mobilität der Stadtverordnetenversammlung Wiesbaden hatte im Dezember 2021 einem Antrag von SPD, Grünen, den Linken und Volt zugestimmt, Frontkameras in Wiesbadener Bussen zu testen. In dem Antrag hieß es, das Bussystem der Stadt basiere maßgeblich auf funktionierenden Busspuren. Fahrzeuge könnten insbesondere im dichten Verkehr für Verzögerungen sorgen. Zudem würden die Falschparker oft nur kurze Zeit halten, weshalb sie nicht konsequent von der Verkehrspolizei belangt werden könnten.

Das Verfahren, das nun in Wiesbaden eingesetzt werden soll, wurde in drei Testphasen an insgesamt 19 Tagen im April, Mai und Juni dieses Jahres erprobt. Dabei wurden insgesamt 311 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung dokumentiert. Laut Viola Braun von der Wiesbadener Verkehrspolizei, die in die Tests eingebunden war, seien alle gesetzlichen und datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten.

"Wir sind davon überzeugt, dass die Frontkameras in unseren Bussen, vor allem eine abschreckende Wirkung haben werden. Damit sollte es uns gelingen, den Busverkehr in der Stadt zu beschleunigen, unsere Fahrgäste schneller und sicher ans Ziel zu bringen und unsere Fahrerinnen und Fahrer zu entlasten", sagte ESWE-Verkehr-Geschäftsführerin Marion Hebding abschließend.

Während in Wiesbaden eine Eigenentwicklung eingesetzt werden soll, wird setzen die Verkehrsbetriebe von New York auf Siemens-Technik. 2019 wurden in Bussen der Linie M15 die Technik "Automatic Bus Lane Enforcement" (PDF-Datei) von Siemens Mobility installiert. Auch hier werden Verkehrsverstöße mit einer Kamera erfasst, die am Bus montiert ist.

Update

In der früheren Version dieser Meldung war von einer Dashcam die Rede, so wie auch in dem Antrag, der im Mobilitätsausschuss der Stadtverordnetenversammlung angenommen wurde. Auf einen Hinweis eines ESWE-Sprechers hin wurde der Begriff durch "Fotokamera" ersetzt, da die Kameras lediglich Fotoserien aufnehmen könnten.

(anw)