Zahlen, bitte! 911 - Vroom! Vroom! Oder: Vom Inbegriff eines Sportwagens
Der Porsche 911 gilt seit über 55 Jahren als Sportwagen-Ikone. Mit bis heute über 1.000.000 gebauten Fahrzeugen.
Der Porsche 911 ist ein Mythos. Die drei Ziffern stehen im Automobilbereich seit über 55 Jahren wie kaum eine andere Zahlenkombination für die Ikone eines Sportwagens. Sie stehen auch für etwa zwei Drittel von mittlerweile über 30.000 Rennsiegen durch Porsche.
Dabei hatte der 911er einen holprigen Start, sowie eine wechselvolle Geschichte. 1980 wäre er beinahe schon wieder von der Bildfläche verschwunden.
Bereits Mitte der 1950er Jahre wurde bei Porsche über einen Nachfolger des Porsche 356 nachgedacht. Zwar hatte der 356 Erfolg, aber konstruktiv gab es einige Punkte, die Kunden und Tester bemängelten. Da war zum einen das Platzproblem, vor allem mit den zwei engen Notsitzen auf der Rücksitzbank, und zum anderen der kleine Kofferraum. Und die aufwendige Produktion fraß die Gewinnmarge.
Auch wurde den Ingenieuren klar, dass der kompakte Vierzylinder-Boxermotor irgendwann leistungsmäßig an seine konstruktiven Grenzen geraten würde.
Erste Entwürfe bereits Mitte der 1950er
Zusammen mit dem Chef der Porsche-Modellabteilung Heinrich Klie schuf Erwin Komenda einige lose Entwürfe für einen möglichen Nachfolger. Komenda war seit 1931 für die Blechgestaltung von Porsche zuständig und verantwortlich für Entwürfe von VW-Käfer bis zum Porsche 356. Und er hatte einen pragmatischen Grundsatz: Die Festigkeit einer Fahrzeugkarosserie wird durch große Wölbungen verstärkt. Komenda wollte von designtechnischen Weiterentwicklungen nichts wissen und duldete keine Designer neben sich.
Firmenchef Ferry Porsche ahnte, dass diese Herangehensweise kein zukunftsweisendes Design hervorbringen würde, und holte sich zunächst externe Hilfe dazu. Er wünschte sich ein progressiveres Design, ohne die Abstammung vom Porsche 356 zu verleugnen.
Graf Albrecht Goertz – Designer des formal sehr gelungenen BMW 507 – lieferte 1957 als Auftragsarbeit einen Entwurf ab, der es bis zu einem Design-Modell aus Plastilin-Masse im Originalformat schaffte. Allerdings wirkte das wuchtige Design mit Doppelscheinwerfer vorne und gar drei Leuchten pro Seite hinten eher wie ein italienischer Sportwagen, nicht aber wie einen würdiger 356-Nachfolger. Es wurde daher schnell verworfen, genau wie ein weiterer Entwurf. Dies im Übrigen sehr zum Missfallen des Designers.
Wegweisendes Design durch F. A. Porsche
Den entscheidenden Design-Entwurf steuerte der zwischenzeitlich zur Firma gestoßene Ferdinand Alexander Porsche bei, der Sohn von Ferry Porsche, firmenintern nur “Butzi“ genannt.
Er entwickelte Ende 1959 ein Plastilin-Modell unter dem Modellnamen 754 T7, welcher bereits bis auf einige Heckdetails dem späteren 901/911 sehr nah kam.
Konflikt der Design-Konzepte
Komenda wiederum lehnte nicht nur die Ideen von Butzi Porsche ab, sondern entwarf unter der Bezeichnung 754 T9 in drei Entwicklungsstufen ein eigenes Modell, welches aber dicklich wirkte und nicht die Eleganz des F. A. Porsche-Entwurfs erreichte.
Ferry Porsche sprach daraufhin ein Machtwort: Butzi Porsche wurde 1961 nicht nur zum Chef der Modellierabteilung ernannt, sein zwischenzeitlich entwickeltes Modell 644 T8 wurde zur Referenz.
Vorstellung zur IAA 1963
Im September 1963 auf der IAA in Frankfurt wurde der neue Porsche noch als 901 vorgestellt. Allerdings nicht fahrfähig, da der Motor im Heck eine Attrappe war.
Die Entwicklung hatte sich aufgrund von technischen Schwierigkeiten bereits zu dem Zeitpunkt um Monate verzögert. Auch danach häuften sich noch die Probleme und Kinderkrankheiten. "Motorpapst" Hans Mezger konstruierte den Motor und optimierte ihn bis zur Serienreife. Bis die geschafft war, verschlang die Entwicklung des ersten 911ers über 15 Millionen D-Mark.