ish und iesy sollen TV-Kabelnetze wieder verkaufen

Der Verband Privater Kabelnetzbetreiber ANGA hat die Netzbetreiber ish und iesy aufgefordert, ihre von der Telekom erworbenen Kabelnetze wieder zu veräußern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Verband Privater Kabelnetzbetreiber ANGA hat die regionalen Netzbetreiber ish und iesy aufgefordert, ihre von der Deutschen Telekom erworbenen Kabelnetze wieder zu verkaufen. Mitglieder der ANGA seien bereit, Netzteile auf lokaler Ebene zu realistischen Preisen zuzukaufen, teilte der Verband mit. Damit könnten über alle Netzebenen hinweg Bestände zusammengeführt und der Ausbau der Kabelnetze kurzfristig in Angriff genommen werden.

Dem Verband ANGA, der 1974 als Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung und Nutzung von Gemeinschafts-Antennenanlagen gegründet wurde, gehören derzeit 130 Unternehmen aus der TV-Kabelbranche an, die vor allem auf der als profitabel geltenden Netzebene 4 (Teilnehmeranschlüsse) arbeiten und mehrere Millionen Haushalte mit TV- sowie Internetdienstleistungen per Kabel versorgen.

Es sei in volkswirtschaftlicher Hinsicht völlig unverantwortlich, das im deutschen Kabelnetz schlummernde Potenzial länger ungenutzt zu lassen, erklärte ANGA-Geschäftsführer Peter Charissé. Mit dem Lokalisierungsprozess würde eine Vielzahl ausgebauter Kabelinseln entstehen, die nach und nach zu einem dichten Netz zusammenwachsen könnten.

In Deutschland ist die Kabelnetz-Infrastruktur aufgesplittet, seit die EU-Kommission 1997 gefordert hatte, dass Kabelnetze ehemals staatlicher Telekommunikationsunternehmen -- etwa die der einstigen Deutschen Bundespost -- verkauft oder zumindest an rechtlich unabhängige Unternehmen ausgegliedert werden müssen. Mit der Unterteilung in vier verschiedene Kabelnetzebenen -- von der Programmproduktion (Ebene 1) über Kopfstationen für die Signalweiterleitung (Ebene 2) bis hin zu Straßen- (Ebene 3) und Hausverteilern (Ebene 4) -- hemmen konkurrierende Interessen der unterschiedlichen Besitzer die Verwandlung des einst unidirektional ausgerichteten TV-Kabels in einen modernen bidirektionalen Multimedia-Anschluss. Dieser könnte aber neben dem Empfang von digitalen Fernseh- und Hörfunkprogrammen auch einen Internet-Zugang und das Telefonieren in ISDN-Qualität bewerkstelligen. Regionale Anbieter können beispielsweise nur in rund einem Drittel der Fälle die Endkunden direkt ans Kabelnetz anschließen. Dazwischen geschaltet sind auf der Netzebene 4 zahlreiche kleine Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft, aber auch große Kabelnetzbetreiber wie Telecolumbus, Primacom oder EWT.TSS mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern.

Von der Deutschen Telekom hatte der Kabelnetzbetreiber ish, hinter dem die US-amerikanische Callahan Associates International steht, vor gut zwei Jahren die regionalen Kabelgesellschaften in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg mehrheitlich übernommen. Die Kabelregion Hessen erwarb das britische Investorenkonsortium Klesch. Heute gehört der größte hessische Kabelnetzbetreiber iesy mehrheitlich der britischen NTL. Der Verkauf der restlichen regionalen TV-Kabelgesellschaften der Deutschen Telekom an den US-Medienkonzern Liberty Media war unlängst am Einspruch des Kartellamts gescheitert.

Der einstige Vorzeige-Kabelnetz-Modernisierer ish ist mittlerweile in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten. So mussten Geschäftspläne revidiert und der Netzausbau verlangsamt werden. Die erhofften Kundenzahlen wurden verfehlt. Außerdem kündigte ish an, sich von mehr als 500 Mitarbeitern zu trennen. Auch iesy reduziert seine Aktivitäten und will sich im wesentlichen nur noch auf analoges Fernsehen und Highspeed-Internet-Zugänge konzentrieren; an Digital-TV und multimedialen Diensten hat der Netzbetreiber vorerst kein Interesse mehr. 170 iesy-Mitarbeitern wurde gekündigt. (pmz)