Ericsson lagert Entwicklung in Backnang aus

Betroffen sind rund 370 Mitarbeiter. "Das ist ein Tod auf Raten für den Standort Backnang", erklärte der Betriebsratsvorsitzende Rolf Lohrmann gegenüber heise online.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der schwedische Telekommunikationskonzern Ericsson hat am heutigen Mittwoch bestätigt, dass die Entwicklungssparte am Standort Backnang ausgelagert wird. Betroffen sind davon rund 370 der insgesamt 700 Mitarbeiter. Als Outsourcing-Partner sind derzeit noch zwei Unternehmen im Gespräch, darunter die finnische TietoEnator, die zuletzt unter anderem 230 Entwickler von Nokia Siemens Networks (NSN) übernommen hatte. Weitere 40 Mitarbeiter der Entwicklungssparte in Backnang können sich Hoffnung machen, bei Ericsson beschäftigt zu bleiben; für 30 Mitarbeiter gibt es derzeit noch kein konkreten Pläne. Ericsson hatte den Standort Anfang 2006 im Zuge der Integration von Marconi übernommen und später rund 230 Arbeitsplätze abgebaut.

Bei einer von der Arbeitnehmervertretung einberufenen Betriebsversammlung ging es in Backnang heute turbulent zu. Die von der Geschäftsführung vorgestellten Outsourcing-Pläne quittierten die Mitarbeiter mit deutlichen Missfallensäußerungen. Der Betriebsrat hatte sich zuvor bereits strikt gegen eine Auslagerung ausgesprochen. "Das ist ein Tod auf Raten für den Standort Backnang", erklärte der Betriebsratsvorsitzende Rolf Lohrmann gegenüber heise online. Es bestehe die Gefahr, dass es den Mitarbeitern später genauso ergeht wie im Fall BenQ Mobile. "Mit der Aufgabe des Entwicklungsstandorts Backnang fügt Ericsson sich selbst Schaden zu", verdeutlichte Lohrmann.

Anfang Juni hatten Ericsson-Mitarbeiter bereits für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in Backnang protestiert. Damals stand noch nicht fest, ob die Geschäftsleitung die Entwicklungsabteilung ganz oder möglicherweise nur teilweise auslagern will. Zur Disposition standen auch ein Personalabbau durch Aufhebungsverträge und betriebsbedingte Kündigungen. Grund für die jetzt feststehende Auslagerung ist offenbar die Vorgabe aus Schweden, 20 bis 30 Prozent der Entwicklung künftig "flexibel zu gestalten". Dies passt laut Lohrmann "in etwa auf Backnang". Verbleiben soll dort zumindest die Market-Unit mit rund 260 Mitarbeitern. Zumindest gebe es derzeit keine Planungen für Änderungen in diesem Bereich, sagte der Betriebsratsvorsitzende. (pmz)