Roboterautos: Bosch und Daimler setzen fahrerloses Parken im Realbetrieb ein
Ein automatisches Parksystem in Stuttgart holt und bringt das Auto künftig mit der Freigabe der Behörden. Mit Privatautos funktioniert das aber noch nicht.
Bosch und Daimler dürfen die gemeinsam entwickelten Systeme für Roboterautos zwar noch nicht auf die Straße bringen, dafür aber in die Hochgarage. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat den beiden Konzernen jetzt in enger Abstimmung mit dem Landesverkehrsministerium Baden-Württemberg und dem TÜV Rheinland eine Sondergenehmigung erteilt, um ihren 2017 vorgestellten automatisierten Vorfahr- und Abstellservice im Parkhaus des Stuttgarter Mercedes-Benz-Museums in den Alltagsbetrieb nehmen zu können. Ein menschlicher Sicherheitsfahrer ist dabei nicht mehr nötig.
Die beiden Firmen sprechen angesichts der Zulassung der vollautomatisierten und fahrerlosen Parkfunktion nach der zweithöchsten Autonomiestufe SAE Level 4 von einer "Weltpremiere" und einem "Meilenstein auf dem Weg zum automatisierten Fahren". Wie von Geisterhand könne der Dienst für "Automated Valet Parking" nun in Kürze per Smartphone abgerufen werden. Während der Fahrer schon ausgestiegen sei und das Museum erkunde, suche sich das System selbständig einen freien Stellplatz und parke dort ein. Bei der Rückkehr laufe das Spiel genau andersherum ab.
Parkhaustechnik gibt Steuerbefehle
Bosch-Sensoren im Parkhaus überwachen dabei den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld und liefern die Informationen für die Steuerung des Fahrzeugs. Die von Daimler entwickelte Technik im Auto setzt als Gegenstück die Befehle der Infrastruktur in Fahrmanöver um. Auf diese Weise können die Autos auch eigenständig Rampen hoch- und herunterfahren und innerhalb der Hochgarage Stockwerke wechseln. Erkennen die Sensoren ein Hindernis, wird das Fahrzeug aus Sicherheitsgründen unverzüglich gestoppt.
Seit 2018 konnten Besucher des Museums den Parkservice bereits im Beisein von geschultem Sicherheitspersonal live erleben. Im Rahmen des Pilotprojekts erprobten die Technikpartner am Fahrzeug auch Sicherheitskonzepte, die künftig öfter zu sehen sein dürften. Dabei markieren türkisfarbene Lichtsignale den automatisierten Fahrmodus und informieren so Passanten und andere Verkehrsteilnehmer, dass das Fahrzeug in Eigenregie unterwegs ist. Erkenntnisse aus diesen Tests sollen auch in den kürzlich verabschiedeten SAE-Standard 3134 eingeflossen sein.
Noch nicht mit Privatautos möglich
Mit Privatautos funktioniert das System noch nicht, erforderlich sind zunächst weiterhin die speziell für den Testbetrieb ausgerüsteten Fahrzeuge. Bosch und Daimler wollen die Technik aber in Serie bringen. Der Zulieferer arbeitet für ähnliche Ansätze autonomen Fahrens auch mit anderen Partnern zusammen. Für Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn zeigt das Plazet der Behörden, "dass Innovationen wie das automatisierte Valet Parken zuerst in Deutschland möglich sind" und die Entwicklung von Robo-Autos schon weit fortgeschritten sei. Michael Hafner, Leiter Automatisiertes Fahren bei Daimler, erhofft sich von der Freigabe einen "Vorbildcharakter", damit der Parkservice künftig auch weltweit zugelassen werden kann. (axk)