VW-Chef: Elektroauto setzt sich durch, trotz starker Verbrenner-Lobby

Herbert Diess freut sich ĂĽber eine Studie, laut der E-Autos in anderen Studien oft schlecht gerechnet werden. Ansonsten ist er ganz auf Klimaschutz eingestellt.

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VW-Chef: Elektroauto setzt sich durch, trotz starker Verbrenner-Lobby

Herbert Diess hier noch mit einem Verbrenner.

(Bild: Volkswagen, Archivbild)

Lesezeit: 3 Min.

Elektroautos werden in ihrer Umweltbilanz im Vergleich zu Verbrennern oft schlechter gerechnet als sie sind, ergab jüngst eine neue Studie. Für Volkswagen-Chef Herbert Diess kommt sie kurz vor Beginn der Elektro-Offensive seines Unternehmens gerade recht. "Elektrifizierung ist die Lösung, um die Klimaziele zu erreichen und trotzdem mobil zu bleiben", kommentierte Diess die Studie auf dem Social Network Linkedin. "Der Vergleich würde noch viel eindeutiger ausfallen, wenn man nicht nur Deutschland zum Maßstab macht, sondern z.B. Frankreich, Skandinavien, Österreich, die Schweiz mit einbezieht."

"Das E-Auto setzt sich durch – trotz einer starken Verbrenner-Lobby, historisch niedriger Dieselpreise und gerade in Deutschland viel zu geringer CO2-Besteuerung", schreibt Diess weiter. Dies bestätigten steigende Zulassungszahlen und das große Interesse am ID.3. Bisher liegen laut einem Medienbericht aus Deutschland für den ID.3 rund 7000 Bestellungen vor. Wen Diess mit "Verbrenner-Lobby" genau meint, erläuterte er nicht. Er bezieht sich auf eine Studie der TU Eindhoven, laut der Studien zum Schadstoffausstoß oft fehlerhaft sind und wichtige Fakten nicht berücksichtigen.

Der ID.3 ist Volkswagens erstes Auto seiner kommenden groß angelegten Elektroauto-Offensive, das in diesem Monat auf die Straße kommen soll. Volkswagen investiert Milliarden in die E-Mobilität und setzt dabei vor allem auf reine Elektroantriebe der ID-Fahrzeugfamilie. Daneben werden Hybridmodelle angeboten, die Brennstoffzelle ist derzeit noch kein größeres Thema. Bis 2025 strebt der Konzern 3 Millionen verkaufte E-Autos an, ihr Anteil an allen Auslieferungen soll bis dahin von rund einem Prozent im Jahr 2019 auf mehr als 20 Prozent zunehmen.


Im Mai ließ die Zahl der Kfz-Neuzulassungen für Verbrenner stark nach, während die Zulassungen für Elektroautos während die Zahl der Elektro-Pkw zunahm. Ein Faktor für den Anreiz, ein E-Auto zu kaufen, wird wohl die erhöhe Kaufprämie sein.

Derweil wird Volkswagen wohl noch länger mit den Konsequenzen aus seinem Abgas-Skandal zu tun haben. Der schwelt, seit die US-Umweltbehörde EPA den Konzern beschuldigte, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. In der Affäre, die daraufhin schnell nach Deutschland schwappte, entschied zuletzt der BGH über eine Klage von Geschädigten.

VW ID.3 - erste Ausfahrt (10 Bilder)

Der ID.3 soll ab Oktober ausgeliefert werden.
(Bild: VW)

Diess betonte indessen auf Linkedin, "dass mit E-Fahrzeugen gelassener und vorausschauender gefahren wird und damit Unfallzahlen und auch Versicherungsprämien sinken werden". Wahrscheinlich sinken auch die Stände der Punktekonten in Flensburg, glaubt der VW-Chef und schließt seinen Beitrag mit: "Good News für das Klima, die Mobilität und für Volkswagen AG."

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(anw)