Verdi will neue Streiktaktik gegen Amazon ausprobieren
Die Dienstleistungsgewerkschaft will sich stärker in Europa mit anderen Vertretungen von Amazon-Mitarbeitern vernetzen.
Im festgefahrenen Tarifstreit zwischen Verdi und dem Handelsriesen Amazon bereitet die Gewerkschaft eine neue Strategie vor. Im neuen Jahr soll auf europäischer Ebene verstärkt an einer Vernetzung gearbeitet werden. So solle eine multinationale Streik-Koalition entstehen, sagte Verdi-Handelsexperte Thomas Voß der dpa. Er arbeitet in der Berliner Verdi-Zentrale als Bundesfachgruppensekretär im Bereich Versand- und Onlinehandel.
Verdi will mit der neuen Taktik verhindern, dass an Streiktagen in Deutschland Bestellvolumen und Arbeitsaufkommen etwa ins benachbarte Polen oder Tschechien verlagert werden kann. "Wir wollen europaweit einen synchronisierten Arbeitskampf. Darauf arbeiten wir 2017 systematisch hin", sagte Voß. Gewerkschaftstreffen zur besseren Zusammenarbeit finden seit drei Jahren regelmäßig statt. Gemeinsame Aktionen gab es bereits 2016 im polnischen Breslau und in Luxemburg.
Amazon betont stets, dass die im Mai 2013 begonnenen Streiks keine Auswirkungen auf die Kundenbelieferung hätten – weil nur ein Teil der Belegschaft daran mitwirke und Amazon die Störungen durch sein europäisches Logistiknetzwerk ausgleichen könne. Der Branchenprimus im Onlinehandel verfügt über 31 Versandzentren in sieben Ländern, allein in Deutschland sind es neun Logistikzentren an acht Amazon-Standorten. Der größte liegt im hessischen Bad Hersfeld mit zwei Warenlagern. Rund 11.000 Festangestellte arbeiten bundesweit für den US-Konzern. (anw)