Was war. Was wird. Darin schon wieder Rätsel einer lauen Sommernacht
Ja, es geht voran, Geschichte wird gemacht - wenn auch nicht aus freien StĂĽcken, wie Hal Faber von einem berĂĽhmten Philosophen und Ă–konomen lernte. Auf der Suche nach der Geschichte und wie sie zu machen ist, sind aber viele. Also her mit den Fragen ...
Natürlich möchte die Wochenschau von Hal Faber wie immer den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Aber sie ist traditionell in diesen Sommertagen auch mehr: Ein Sommerrätsel – hier der zweite Teil –, das die Hirnwindungen vor der Austrocknung bewahren soll im schrumpfenden Sommerloch.
Was war.
*** "Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken ..." Denn das wär ja noch schöner, Herr Marx. Freie Stücke, wo kämen wir da hin, wo es schon freie Musik gibt und dieses schlimme "freie Internet." Geschichte in ganzen Stücken nannte man in meiner Jugend Einakter, gelegentlich auch Bauernschwank. Eine solche, höchst eigene Geschichte wurde in Deutschlands flensgestähltem Norden geschrieben, wo "Harry" schon mal die Wahlen vorgefahren hat. Besonders dämlich hat sich dabei übrigens die SPD angestellt: Weil eine SPD-Abgeordnete partout nicht aus dem Urlaub kommen wollte, scheiterte die Stilllegung von Krümmel. So und nicht anders wird Geschichte gemacht, wenn aus freien Stücken weggeblieben wird.
*** Philosophisch so ergiebig wie ein kleines Steak ist auch ein Blick zum Bundesverfassungsgericht und seinem ätzenden Urteil zum BND-Untersuchungsausschuss mit dem steingemeierten Quatsch über den "Kernbereich exekutiver Verantwortung", in den nicht mal Abgeordnete gucken dürfen, wenn sie prüfen wollen, wie da Geschichte gemacht wurde. Vielleicht macht so auf eine maulwurfartige Weise der Fall Murat Kurnaz doch noch ein hübsches Stückchen Geschichte? Mit dieser Vorrede bin ich mittendrin im Thema, beim zweiten Teil des Sommerrätsels. Nach der Hardware geht es diesmal um Meatware oder Whetware, jedenfalls um den Menschen, der IT-Geschichte macht. Natürlich nicht aus freien Stücken, iwo. Nehmen wir nur die Generation Upload und ihre Geschichte einer großen Peinlichkeit. Vreiwillige Geschichte oder Vodafone, das ist hier die Frage. Immerhin geht es um eine Firma, die in einem einzigen Berichtsquartal 1,5 Millionen Nutzer in Deutschland, Spanien und Italien verloren hat und händeringend eine neue Generation sucht, weil sie nur noch in Indien wächst (7,6 Millionen Nutzer plus).
*** Wo kämen wir dahin, wenn Menschen wirklich aus freien Stücken Geschichte machen und sich einfach so ein iPhone oder G1 zulegen, wie die Generation Upload? Beim freien Willen gilt bekanntlich Catch-22.Weder hat sich Richard Stallman freiwillig dafür entschieden, der fröhliche kleine dicke Mönch der sieben Freiheiten zu sein noch wollte Bill Gates diesen Hobbyisten zum Durchbruch verhelfen. Ich erinnere an den ersten Teil dieses Sommerrätsels in der vergangenen Woche. Dort wurde in der letzten Frage dieser auf seine Privatsphäre bedachte Mensch geraten – was ist, wenn er am Stück verfrachtet wird, so talibanmäßig angezogen?
*** Gute Rätsel beginnen so einfach wie die Frage, ob Microsoft am Tiefpunkt seiner Geschichte angelangt ist. Aber das wäre ein Fall für die Kristallkugel, nicht für den rätselliebenden Codebreaker.
Dann schon lieber eine richtige Frage 1: Welche empfindliche Niederlage kassierte dieser Mensch, heute ein Titan der IT-Szene, im Jahre 1982?
Frage 2 schließt sich an und ist schon wesentlich komplizierter – nur nicht für die Elite unter uns. Zugegeben, nach dem in dieser Woche veröffentlichten Geständnis der Madeleine Schickedanz (Vermögen von 3 Milliarden auf 27 Millionen gesunken, daher vom Garten und Discounter lebend) ist Elite auch irgendwie Maloche für das große Ganze.
Die elitäre Frage 2 ist daher schlicht gehalten: Um wem geht es hier eigentlich?
*** Mit dem Auftritt der Piratenpartei haben auf toten Bäumen schreibende Kollegen immer noch enorme Schwierigkeiten. Nehmen wir nur die verkalkten Besitzstandswahrer der tageszeitung, die gern grün knuscheln, aber nicht mehr recherchieren können. Ein Artikel über die Wandlung der Freaks beginnt mit dem geheuchelten Einstieg "Wie konnte aus den eigenbrötlerischen Sonderlingen von früher eine politische Bewegung werden?" Weiß die neue Jack-Wolfskin-konforme Tazze nicht mehr, dass in ihren Räumen auch der CCC gegründet wurde? Das Märchen vom unpolitischen Programmierer ist mindestens seit 30 Jahren überholt, kritische Informatiker gibt es schon lange.
Daher Frage 3: Wer wird in seinem Heimatland ein groĂźer Politiker genannt, wer ist im Ausland jedoch nur als gefeierter Star eines bestimmten Programmierstils bekannt geworden?
*** Übrigens machen nicht nur Menschen Geschichte. Das können auch Katzen. Der Beweis ist die Geschichte des Internet, das bekanntlich eigens für die ungehinderte, atomschlagsichere Verbreitung von Katzencontent konstruiert wurde. Natürlich spielen dabei auch Hunde eine Rolle, aber eben nur in katzengerechter Form als freundlich bellende Wächter ohne Futterneid. Daran hatte ein sicher ein gelber Labrador seinen Anteil.
Frage 4: Wie hieĂź der Hund mit vollem Namen und was wurde aus seinem Rufnamen?
Die Besitzerin des Hundes fing in jenem Jahr als Administratorin an, als an derselben Universität eine Frau ihren Doktor in Informatik oder eben Computer Science machte. Sie ging danach in die Forschungslabors von IBM, schied aber frühzeitig aus, um den Kampf gegen eine bestimmte Art von Computern aufzunehmen.
Frage 5 lautet daher: Wer kämpfte hier gegen welche Computer, mit wechselhaftem Erfolg?
*** In alten Hundetagen wurden neue Firmen nach ihren Gründern benannt, und wenn es denn nicht reichte, wurde auch schnell mal ein Gründer erfunden, wie beispielsweise der Goldgräber Frank Borland, den ein gewisser Franzose namens Phillipe Kahn kreierte. Dann gab es einen Exzentriker, der seine Datenbank "Girls" nannte, ebenso die Firma. Das kam nicht so gut an, also wurde man mit Pick Systems seriöser. Obwohl – solange es die Comdex in Las Vegas gab, hielt Gründer Dick Pick an der Tradition fest, auf Lapdance spezialisierte "Girls" als Standpersonal zu engagieren.
Damit ist die Frage 6 angemessen vorbereitet. Wie in der letzten Woche geht es um Firmen-Logos von Visitenkarten: Welche Firma passt nicht in die Reihe der folgenden vier Bilder? Welcher FirmengrĂĽnder wird gesucht? Nutzlose FleiĂźpĂĽnktchen gibt es fĂĽr die Nennung der einzelnen Firmen.
*** Was gibt es schöneres im Sommer als eine zünftige Afghanistan-Offensive? Da machen Menschen Geschichte, indem sie unermüdlich Brunnen bohren, Schulen bauen oder eben anderes. Vom Video-Wettbewerb "Afghanistan Matters" war hier schon die Rede, von daher muss nachgetragen werden, was ein Blogger erlebt, der sich um die Soldaten kümmert, die dort kämpfen. Das Spektrum der Antworten ist interessant und in hohem Maße authentisch.
Und es führt zur Frage 7: Gesucht wird ein französischer Autor, der mit einem Buch den "Mythos Vietnam" demontierte, nach dem viele begabte Amerikaner eben jene Computer Science wählten, um nicht in Vietnam kämpfen zu müssen. Nutzlose Fleißpünktchen gibt es für den Buchtitel.
*** Wenn Menschen Geschichte machen, dann tun sie das zu ihrem eigenen Entzücken. Das passt zu einem lustigen Sonntag, an dem Bernhard Shaw, Aldous Huxley, Stanley Kubrick und Carl Jung Geburtstag haben. Auf der anderen Seite ist da die Wehmut, von einem großen Künstler Abschied nehmen zu müssen, der stilbildend für die, ähem, Generation Universitätsreform war, wie im Bild rechts zu sehen ist.
Also lautet Frage 8: Um welchen Mann handelt es sich? Und worin bestand eigentlich diese Universitätsreform?
Was wird.
Die Mondlandung liegt hinter uns, der Mondcode ist raus und das Remake des Films soll auch in trockenen Tüchern sein. Geschichte wird wiederholt und das aus völlig freien Stücken, als Tragödie, Lustpiel oder Leichenschmaus. Ich beuge mich den Kritikern, die im WWWW nur Geschwurbel lesen und die immergleichen Worte finden.
Frage 9 ist eine der im Sommer so beliebten Wiederholungen: Dieser Herr im Bild links war schon einmal in einem Sommerrätsel vertreten! Nun soll ihm ganz Deutschland untertänig werden. Wie soll das zu schaffen sein?
Der Sommer nähert sich seinem Höhepunkt. Da ist nicht nur der dritte und letzte Teil dieser Rätselei, in dem es um Software gehen wird. Da kündigt sich der Geburtstag von Unix als Unics an und das Woodstock-Festival jährt sich wieder einmal mit ordentlicher Vermarktung. Es ist genau wie vor 40 Jahren, als der billige, zufällig eingekaufte Content von Love und Peace die Warner Brothers vor dem Konkurs rettete. Ein ratzfatz ausverkauftes Hackercamp heizt Spekulationen an, mit Kartenpreisen über 600 Dollar bei eBay. An alternativen Möglichkeiten zur Teilnahme wird gebastelt.
Ob es eine Alternative zu Xipolis geben wird, wo dort doch das geprüfte Wissen der Welt auf uns warten sollte? Zum 31.7. wird die Online-Bibliothek geschlossen, die einstmals Wikipedia zeigen sollte, was eine ordentliche Harke ist. Das Bibliographische Institut will das Wissen besser versilbern. Dafür starten schon wieder neue Gratis-Inhalte und zwar auf höchstem Niveau, wenn bei Klett die deutsche Rechtschreibung Marke Pons ins Internet geht. Das kostenfreie Angebot ist die Antwort auf die gerade angelaufene Aktion Duden auf alle Rechner. So oder so, das Ende aller Schreibfehler ist nah! Auf freien Stühlen,die Geschichte machen! Lehnen wir uns zurück, starten beruhigt den bekannten Editor und ...
Ach halt, da könnte der Meister Proper der IT etwas dagegen haben. Was Frage 10 ergibt: Wer ist das denn und welches Warenzeichen wird hier gesucht?