Konkurrent Nummer 1

Seite 3: Das Xoom

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Motorola konnte nur so schnell auf dem Markt kommen, weil das Xoom in enger Zusammenarbeit mit Google entstand – bei fast jeder Android-Generation hat Google einen Hersteller für eine ähnliche Kooperation gewählt. Die US-Version hat ein hier nicht nutzbares CDMA-Mobilfunkmodul, das sich nicht gegen UMTS austauschen lässt. In Deutschland will die Telekom eine UMTS-Version ab Ende April für 700 Euro exklusiv verkaufen – ohne SIM-Lock und Vertragszwang. Eine reine WLAN-Version dürfte für 600 Euro dann auch bei anderen Händlern erhältlich sein.

Tippt man auf die Uhr in der Statuszeile, öffnet sich ein Info-Fensterchen und eine Liste aller Meldungen, nochmaliges Tippen gibt Zugriff auf wichtige Kontrollen.

Das Display erreicht eine angenehm hohe Helligkeit (fast 300 cd/m²) und hat einen großen Blickwinkelbereich. Die Punktdichte liegt bei 149 dpi, enger als beim iPad. Im Alltag macht sich das 16:10-Display positiv bemerkbar, und zwar nicht nur bei Breitbild-Videos im 720p-Format: Im Querformat wird beim Browsen fast jede Seite dank der 256 Pixel mehr als beim iPad unskaliert dargestellt, auch andere Apps wie Mail oder Kalender bringen spürbar mehr Informationen unter. Im Hochformat sind mehr Inhalte sichtbar, selbst DIN-A4-Seiten sind ein wenig besser aufgelöst.

Das Xoom wiegt 729 Gramm, genauso viel wie das erste iPad mit UMTS, 50 Gramm mehr als dessen WLAN-Version. Gerade im Hochformat zieht das ganz schön an den Fingern, noch größer dürfte der Unterschied im Vergleich zum noch leichteren iPad 2 sein. Etwas dicker als das erste iPad ist es, zwei Zentimeter schmaler und einen halben Zentimeter länger. Gehäuse und Verarbeitung wirken wertig.

Der Akku hält bei voller Display-Helligkeit, aktivem WLAN und leichter Hintergrundaktivität etwas über acht Stunden, bei auf 200 cd/m² gedimmtem Display neuneinhalb. Geladen ist es in unter zweieinhalb Stunden.

Der Einschalter ist unpraktisch an der Rückseite angebracht, auch die fummeligen Lautstärketasten an der Seite erreicht man schwer. Die Stereolautsprecher liegen an der Rückseite und klingen verhältnismäßig gut. Die Rückkamera liefert vergleichsweise brauchbare Fotos.

An der Unterseite sitzen eine MicroUSB-, eine Micro-HDMI- und eine Strombuchse sowie Kontakte zum Laden in Docking-Stationen. Der SD-Karten-Slot wird erst von einem zukünftigen Update zum Leben erweckt. Der HDMI-Ausgang gibt eine Auflösung von 1280 × 720 Punkten aus und zeigt das gleiche Bild wie das Display, lediglich die Android-Menüzeile fehlt. Der USB-Anschluss gewährt wie bei Android-Telefonen Zugriff auf den internen Speicher. Laden lässt sich das Xoom ungewöhnlicherweise nicht per USB, sondern nur mit dem Steckernetzteil. Motorola hat zwei Docking-Stationen im Angebot, eine davon mit HDMI.

Googles Tablet-System ist jetzt ungefähr da, wo Apple vor einem Jahr war, in einigen Punkten wie dem Bedienkonzept aber sogar dem iPad 2 wichtige Schritte voraus, in anderen wiederum deutlich zurück. Einiges wie das Fehlen von Flash wird zum Deutschlandstart behoben sein, anderes wie der nicht funktionierende SD-Schacht allerdings wohl nicht. Vor allem der Rückstand an Filmen, TV-Serien, Magazinen und Zeitschriften dürfte nicht so schnell aufzuholen sein.

Den Vergleich mit den Tablets unter Android 2 gewinnt das Tablet-Android deutlich, es ist in allen Punkten überlegen. Samsung hat voriges Jahr beim ersten Galaxy Tab die Bedienoberfläche und einige Apps zwar ebenfalls sinnvoll angepasst, doch Google geht nun darüber hinaus.

Bei der Hardware hat Motorola gute Arbeit geleistet, ein großer Nachteil ist aber die Unfähigkeit, über USB zu laden. Wie gut es sich im Vergleich mit den Android-Tablets von Acer, Asus, LG, Samsung und Konsorten schlägt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen – ein spannender Tablet-Sommer steht bevor. Und vielleicht wird gar nicht Google die Androiden mit Filmen, Musik und Lesestoff versorgen, sondern ein anderer Anbieter wie Amazon füllt die Lücke. Konkurrenz belebt ja das Geschäft. (jow)