Kaufberatung: Objektive

Seite 3: Die unterschidlichen Brennweiten

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Kleine Telebrennweite kombiniert mit einer hohen Lichtstärke sind typische Eigenschaften für eine Porträtobjektiv, hier das AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,4G von Nikon.

(Bild: Nikon)

Welche Brennweiten man sich zulegen sollte, hängt im Wesentlichen davon ab, was man hauptsächlich fotografieren möchte, ob Landschaften oder Architektur, ob Porträts oder Straßenszenen, ob Events wie eine Hochzeit und Kinderfeste oder Aktion wie Sport und Tierfotografie.

Klassische Porträts gelingen gut mit einem lichtstarken, leichten bis mittleren Tele. Auf das Kleinbildformat bezogen also mit Brennweiten zwischen 75 und 100 Millimetern. Die leichte Telebrennweite garantiert ein gefälliges unverzerrtes Aussehen des Porträtierten. Die hohe Lichtstärke beziehungsweise eine große Blendenöffnung (größer als f/2.8) sorgt für einen unscharf gezeichneten, gleichmäßigen Hintergrund, von dem sich das Porträt vorteilhaft hervorheben kann.

Ein Reisezoom wie das Sony SAL-18200 sind aufgrund ihres großen Brennweitenbereichs zwar praktische Begleiter, liefern aber nicht immer überzeugende Qualität.

(Bild: Sony)

Im Urlaub ist eher Flexibilität gefragt, um für alle möglichen Aufnahmesituationen gewappnet zu sein. Viele liebäugeln daher gerne mit einem Universalzoom, das einen möglichst großen Brennweitenbereich (10x oder mehr) bietet. Solche oft als Reisezoom bezeichnete Objektive findet man bei nahezu allen Herstellern. Verbreitet sind solche fürs APS-C-Format mit 18 bis 200 Millimeter Brennweite und mäßiger Lichtstärke. So verlockend es sein mag, mit nur einer Linse in den Urlaub zu fahren, so groß ist oft die Enttäuschung, wenn man sich später Zuhause am Rechner die Ergebnisse anschaut. Oft mangelt es solchen Bildern an Kontrast und Klarheit und zumindest in den Randbereichen fehlt die Schärfe. Die Qualität solcher Linsen lässt vor allem im Telebereich oft deutlich nach. Einige Hersteller haben auch hochwertigere 10-fach-Zooms im Angebot, die dann allerdings deutlich teurer sind.

Besser ist es, einen so großen Brennweitenbereich zumindest auf zwei Linsen zu verteilen. Sofern ein Kit-Objektiv bereits vorhanden ist, empfiehlt sich die Anschaffung einer Anschlussbrennweite wie etwa ein 70-bis-200er oder 70-bis-300er mittlerer Lichtstärke. Wer in die Zukunft investieren möchte, sollte auch ruhig nach einer durchgängigen Lichtstärke von f/4.0 oder besser Ausschau halten. Das lohnt aber nur, wenn man mit dieser Brennweite in Zukunft mehr als nur ein paar Bilder fotografiert.

Mit einem solchen Tele-Makro kann man etwa bei scheuen Insekten leicht auf Distanz bleiben: Tamron SP AF 180mm F/3,5 Di LD[IF] MACRO 1:1. Zudem ist es mit 700 Euro vergleichsweise erschwinglich.

(Bild: Tamron)

Wer die Schönheit der Welt der kleinen Dinge für sich entdeckt hat, sollte sich die Anschaffung eines speziellen Makro-Objektivs überlegen. Diese Objektive sind vor allem auf gute Abbildungsleistung im Nahbereich optimiert und erlauben an Kameras mit Kleinbildsensor eine 1:1-Darstellung. Das heißt, ein Schmetterling, der etwa 36 mal 24 Millimeter groß ist, füllt die gesamte Sensorfläche aus, er wird also formatfüllend abgelichtet. Gängige Brennweiten sind hier 50 mm, 100 mm und 180 mm mit einer Lichtstärke von f/2.8 beziehungsweise f/3.5 beim Tele. Grundsätzlich gilt: Je länger die Brennweite desto weniger nah muss man dem Motiv auf die Pelle rücken. Das ist vor allem bei Insekten oder anderen scheuen Tieren wichtig. Aber die größeren Makrobrennweiten sind meist auch deutlich teurer. Übrigens: Ein 100er-Makro eignet sich auch schön als Porträtlinse.

Wer die Anschaffung einer solchen Speziallinse scheut, kann sich auch mit sogenannten Zwischenringen behelfen, die zwischen Objektiv und Kamera montiert werden. Diese erlauben es, mit dem Objektiv näher an das Motiv heranzurücken, als es damit normalerweise möglich wäre. Scharf gestellt wird dann jedoch nicht mehr per Fokusring, sondern indem die Kamera vor zurück bewegt wird. Einen ausfühlichen Beitrag über Zubehör für die Makrofotografie bieten wir in unserem Foto-Club.

Eine Edellinse wie das Zeiss Distagon T* 2,8/21ist eine hervorragendes Arbeitsgerät für Landschafts- und Archtekturfotografen, hat aber auch ihren Preis.

(Bild: Zeiss)

Bei Landschaften und Architektur kommen oft weitwinkelige Objektive zum Einsatz. In der Natur ermöglichen sie es, einen großen Ausschnitt – etwa ein ganzes Bergpanorama – mit einer Aufnahme einzufangen. Bei Architekturaufnahmen kann man mit einem Weitwinkel näher an das Objekt herangehen als mit einer Normalbrennweite, um es als ganzes zu erfassen. Und auch Innenräume lassen sich mit einem Weitwinkel leichter aufnehmen. Gerade bei Architekturaufnahmen, kommt es auf gute Geometrieeigenschaften des Objektivs an, damit möglichst wenige Verzerrungen wie verbogene Gebäudekanten auftreten. Unschön ist es auch, wenn durch eine schlechte Optik der Horizont verbiegt wie etwa bei einer Landschaftsaufnahme am Meer.

Man muss aber nicht immer das Weitwinkel bei Architektur- oder Landschaftaufnahmen eingesetzen. Ebenso spannend kann es sein, von der Norm abzuweichen und etwa mit einem Tele eine weit auseindergezogene Landschaft zu komprimieren oder anstatt immer nur ganze Gebäude abzulichten, sich per Tele auf architektonische Details zu konzentrieren. Hingegen kann es auch ein per Weitwinkel abgelichtetes Porträt den besonderen Charakter einer Person hervorheben.