Praxistest: Raspberry Pi 4 optimal kühlen

Seite 3: Flirc, Ice-Tower und Argon One

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In Raspberry-Pi-Kreisen erfreuen sich vor allem zwei Kühllösungen großer Beliebtheit: Flirc und Ice-Tower. Beim Flirc-Case handelt es sich um ein Aluminiumgehäuse für den Raspi 2/3/4 und Zero. Für rund 15 Euro bekommt man ein schlicht-schickes Gehäuse, das den Heatspreader auf dem SoC über ein 1,5 Millimeter dickes Arctic-Thermal-Pad verbindet. Da das gesamte Gehäuse als passiver Kühlkörper dient, führt es viel Wärme ab. Man sollte aber bedenken, dass der WLAN- und Bluetooth-Empfang in Metall-Gehäusen meist schlechter ausfallen, als in solchen aus Plastik. Hier empfiehlt sich im Zweifelsfall die zusätzliche Investition in einen USB-WLAN-Adapter mit Antenne.

Das Flirc-Gehäuse leitet die Wärme des Raspis in sein Aluminimkleid und kommt ohne Lüfter aus.

(Bild: Flirc)

Die zweite High-End-Kühllösung, der Ice-Tower für rund 20 Euro, kühlt den Raspi auch bei extremer Beanspruchung. Eine U-förmig gebogene Heatpipe transportiert die Wärme vom Heatspreader in einen vier Zentimeter hohen Rippenkühlturm, durch den ein 40-mm-Lüfter Luft bläst. Selbst einen stark übertakteten Raspi 4 kühlt der ICE-Tower problemlos. Das gilt vor allem, wenn man dessen Standfläche auf einem Diamant-Schleifblock (für Hobeleisen/Stechbeitel) absolut eben schleift und statt des mitgelieferten Wärmeleitpads eine hochwertige Wärmeleitpaste dünn aufträgt.

Der Ice-Tower kühlt das SoC des Raspberry Pi mit einem größen Lüfter.

Wärmeleit-Pads mögen praktisch sein, besitzen im Vergleich zu Wärmeleitpaste jedoch einen deutlich schlechteren Wärmeleitwert. Vor allem bei billigen "aufklebbaren Kühlkörper-Sets" sollte man diese Pads genauer untersuchen. Über die manchmal lesbare Produktnummer findet man unter Umständen überrascht heraus, dass es sich lediglich um doppelseitiges Klebeband handelt – und das leitet keine Wärme ab, sondern isoliert den SoC sogar.

Ideal wäre die Kombination beider Lösungen, also ein großes, passiv kühlendes Aluminium-Gehäuse, das bei Bedarf einen Lüfter hinzuschalten kann. Dieser Lösung kommt das Argon One recht nahe, das vom Preis her allerdings auch so teuer ist wie beide vorherigen Produkte zusammen, also gut 30 Euro. Das Argon One gibt es für den Raspberry Pi 3B+ und den Raspi 4.

Das Gehäuse besteht aus zwei Teilen: einer oberen, leicht keilförmigen Hälfte aus Aluminium-Druckguss und einem dunklen, leicht durchscheinenden Plastikboden. Es ist mit 106 mm × 95 mm (Breite x Tiefe) und 35 mm Höhe größer als übliche Gehäuse. Ein Blick ins Innere offenbart eine zusätzliche, mit dem Gehäuse verschraubte Platine. In deren Mitte sitzt ein aufgeschraubter 30-mm-Lüfter. An der Seite befindet sich eine zweireihige Buchsenleiste, in die man die GPIO-Leiste des Raspberry Pi 4 steckt. Zwei dicke Aluminiumblöcke verbinden über beigelegte Wärmeleitpads den Heatspreader des SoC und den RAM-Chip mit dem Gehäuse, was eine gute Wärmeabfuhr verspricht.

Über zwei Adapterplatinen – eine im Gehäusedeckel, eine zum Anstecken an den Raspberry Pi 4 – werden GPIO, Power, MiniHDMI und Audio an die Rückseite des Argon ONE umgeleitet.

(Bild: Michael Plura)

An der Vorderseite befinden sich unbestückte Bauteil-Markierungen für "IR OUT" und "IR IN", was auf eine geplante Erweiterung für eine Infrarot-Fernbedienung schließen lässt. Am hinteren Ende zeigen "PWR IN" und eine USB-Typ-C-Buchse sowie ein "PWR BUTTON", dass man den Raspberry Pi 4 im Argon-One-Gehäuse über einen Taster und zusätzliche Software wie einen PC ein- und ausschalten kann.

Vor dem Einbau findet eine mitgelieferte Platine Anschluss am Raspi. Dabei handelt es sich um einen rein mechanischen Adapter, der die beiden Micro-HDMI-Buchsen (Typ D) und den vierpoligen Audio-Anschluss um 90 Grad gedreht nach hinten (in Richtung der USB-/Ethernet-Buchsen) des Raspberry Pi führt. Auf diese Weise vereint das Argon One – bis auf den MicroSD-Kartenschlitz – alle Anschlüsse am hinteren Teil des Gehäuses. Mit der Adapterplatine und den Wärmeleitpads auf SoC und RAM versehen, steckt man den Raspi kopfüber in die GPIO-Buchse der Oberschale und verschraubt ihn.

Vor der Montage der Bodenplatte sollte man unbedingt eine eventuell noch eingesteckte MicroSD-Karte entfernen: Der ansonsten satte "Klick!" beim Aufsetzen des Plastikbodens ist keine Rückmeldung für eine erfolgreiche Verriegelung, sondern der knackige Bruch der Speicherkarte... Zum Schluss verheiraten Schrauben Bodenplatte und Gehäusedeckel und die mitgelieferten Schaumstoff-Füßchen finden ihren Platz unter der Bodenplatte.

Alle Anschlüsse liegen an der Rückseite des Argon ONE-Gehäuses, die GPIO-Leiste farbig markiert, sauber beschriftet und groß genug für den doppelreihigen Stecker eines 40-poligen Flachbandkabels.

(Bild: Michael Plura)

Das Gehäuse macht einen wertigen Eindruck und versteckt den Raspi-Kabelsalat auf dem Schreibtisch, da es alle Stränge nach hinten herausführt. Auf die MicroSD-Karte lässt sich von vorne mehr oder weniger gut zugreifen, die LEDs des Raspi 4 leuchten gedämpft durch die Plastikunterschale hindurch. Der Ein-/Ausschalter am rechten hinteren Ende lässt sich leicht ertasten, so dass man ihn nach wenigen Betätigungen treffsicher findet. Etwas fummeliger gestaltet sich die Handhabung der "Heckklappe". Dabei handelt es sich um eine Abdeckung, die zwei Magneten klapperfrei an Ort und Stelle halten. Dahinter sitzen die GPIOs. Die Klappe ist eigentlich ein Deckel, weil sie kein Gelenk besitzt. Die GPIO-Leiste zieren eine farbige Markierung und eine zusätzliche, gut lesbare Beschriftung.

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