Über den Status quo der Eclipse Foundation

Seite 2: Potenzial für die Zukunft

Inhaltsverzeichnis

heise Developer: Was sind für dich die Bereiche, bei denen Eclipse-Techniken das größte Potenzial haben?

Milinkovich: Insbesondere in drei Gebieten sehen wir spannende neue Projekte bei Eclipse. Zuerst ist der Bereich Modeling zu nennen, wo Eclipse unglaublich populär ist. Zahlreiche in Modeling-Techniken involvierte Organisationen und Individuen setzen auf Eclipse, um die Vision modellgetriebener Softwareentwicklung wahr werden zu lassen.

Dann gibt es eine Reihe interessanter Techniken in der Eclipse-Runtime-Initiative. Eclipse Virgo und Eclipse Gemini sind hier zwei Schlüsselkomponenten für die Entwicklung von Runtime-Stacks für Unternehmensanwendungen auf Basis von Eclipse RT und OSGi. Wir sind der Meinung, dass 2010 und 2011 die Community rund um Eclipse RT eine kritische Masse erreichen wird. Drittens sehen wir ein großes Interesse an unserer IDE für C/C++-Entwickler (CDT), die insbesondere in der Embedded- und Linux-Entwicklung sowie im mobilen Bereich zum Einsatz kommt.

Auch sollte erwähnt werden, dass kürzlich das Eclipse 4.0 SDK erschienen ist. Es richtet sich insbesondere an "Early Adopter" und stellt den Auftakt einer großen Überarbeitung der Eclipse-Plattform dar, vielleicht mit dem Schwerpunkt, Rich-Client-Anwendungen mit Eclipse einfacher entwickeln zu können.

Im Kontext des Eclipse-Ökosystems erscheint es mir wichtig herauszustellen, dass der Einsatz von Eclipse Werkzeugen einen zügigen Wachstum in Gebieten wie der RIA-Entwicklung, dem Cloud-Deployment und -Management sowie bei der Entwicklung von mobilen Anwendungen erfährt. Die Existenz einer stabilen und allgegenwärtigen Open-Source-Entwicklungsplattform ist ein riesiger Erfolg für die Eclipse-Community.

heise Developer: Ab und an stößt man auf Kritik über den strikten IP-Prozess von Eclipse. Gibt es Pläne für Änderungen?

Milinkovich: Wir haben sehr viel Arbeit darin gesteckt, unseren IP-Prozess zu überarbeiten, weswegen er jetzt mehr auf die Bedürfnisse unserer Committer-Community ausgerichtet ist. Das stellt zwar Extraarbeit für unsere Projekte dar, aber unser IP-Management-Prozess ist eine der wichtigsten und attraktivsten Punkte für Unternehmen, bei Eclipse mitzumachen. Sie wollen die Gewissheit, dass eine Technik, die sie in ihre Anwendungen oder Produkte einbinden wollen, eine klar ableitbare IP enthält. Die Eclipse Foundation hat viel Arbeit investiert zu gewährleisten, dass ihre Projekte hinsichtlich der Kompatibilität der Lizenzen und der Herkunft der Urheberrechte abgesichert sind.

Davon abgesehen wollen oder benötigen nicht alle Projekte den hohen Grad an IP-Klarheit, wie ihn die Eclipse Foundation gewährleistet. Deshalb haben wir mit Google Code zusammen eine relativ neue Website namens Eclipse Labs geschaffen. Dabei handelt es sich um einen Projekt-Hosting-Dienst für Eclipse-orientierte Open-Source-Projekte, die aber nicht offizielle Eclipse-Projekte sind. Sie müssen nicht unserem IP- und Entwicklungsprozess folgen, können jedoch davon profitieren, im weiteren Sinn Teil der Eclipse-Community zu sein.

heise Developer: Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft. Wo siehst du Eclipse in fünf Jahren?

Milinkovich: Ich hoffe, dass bei Eclipse in fünf Jahren mehr Zusammenarbeit mit vertikal ausgerichteten Industrien zu beobachten sein wird. Unser Ziel ist es, mehr Unternehmen in der Entwicklung von Open-Source Software beteiligt zu sehen und dass diese nicht einfach nur Nutzer derselben sind. Wir glauben, dass Eclipse über ein Governance-Modell, eine IP-Strategie und Entwicklungsprozesse verfügt, die sich besonders dafür eignen, dass sich Unternehmen bei Open Source engagieren.

Von technischer Seite hoffe ich, dass es mehr Eclipse-Projekte geben wird, die sich mit Trends wie Mobile, Web und der Cloud auseinandersetzen. Zwar ist Eclipse hier schon weit verbreitet, idealerweise wird es aber neue Projekte geben, die sich mit Entwicklungsplattformen für Entwickler beschäftigen, die solche Anwendungen programmieren.

heise Developer: Mike, wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen.

Siehe dazu auch:

  • Eclipse: SOA- und Runtime-Techniken auf einem guten Weg; News auf heise Developer
  • "Rückblickend betrachtet war der Einstieg bei Eclipse eine hervorragende Entscheidung": Über lohnendes Investment in die Eclipse-Community; Interview auf heise Developer
  • "Die Foundation als Katalysator für das Geschäft der Mitglieder": Über den Charakter des Eclipse-Ökosytems; Interview auf heise Developer

(ane)