Devil und COS in Schieflage – Lieferung eingeschränkt [Update]

Krisenstimmung in Braunschweig. Finanzielle Schwierigkeiten drücken auf das Geschäft von Devil. Ebenfalls angeschlagen: COS in Pohlheim. Derzeit sucht die Devil-Geschäftsführung nach Lösungen – jenseits von Hüllhorst.

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Von
  • Matthias Parbel
Inhaltsverzeichnis

Karsten Hartmann, Geschäftsleitung, Devil

(Bild: Devil)

Düstere Stimmung in der Kocherstraße in Braunschweig. Die Devil AG hat mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Lieferungen sind derzeit eingeschränkt. Ebenso gibt es Probleme mit den Limits, wie das Unternehmen inzwischen offiziell mitgeteilt hat.

Auf Nachfrage von heise resale räumte Firmensprecher Jörg Rosenkranz ein, dass man sich in einer "kritischen Situation" befinde, und dass es momentan "viele Gespräche" gebe. Mehr könne er aber zurzeit noch nicht sagen. Man hoffe, die Probleme in den Griff zu bekommen, um dann konkretere Aussagen machen zu können.

Dabei ist erst im März dieses Jahres der ehemalige Devil-Gründer Karsten Hartmann wieder in die Geschäftsleitung bei Devil eingetreten. Schließlich könne, wie er es gegenüber heise resale formulierte, "Devil meine Unterstützung gut gebrauchen". Unter Umständen kam Hartmann aber zu spät in der Kocherstraße an. Oder der Karren war schon ziemlich verfahren.

Werner Dao, Geschäftsführer, COS

(Bild: COS)

Ebenfalls mit Problemen kämpft die COS GmbH in Pohlheim. Das Distributionsunternehmen, das zu Devil gehört, sei "ein Teil des Ganzen". Der Onlineshop ist derzeit nicht erreichbar. Auch dort gab es erst kürzlich, genauer Anfang März, Anlass zur Hoffnung. Mit Werner Dao engagierte Devil-Chef Axel Grotjahn einen neuen Geschäftsführer für den Grossisten im Hessischen. Denn auch da war konsequentes Eingreifen längst überfällig. Der aktuellen Gerüchtelage zufolge hat aber auch dies nicht zu dem erhofften Erfolg geführt. Immerhin hatte bereits damals Dao gesagt, "dass ich helfen soll, der COS wieder ein eigenes Profil zu geben".

Hinzu kommt bei beiden Distributoren, speziell Devil, noch ein weiteres Handicap: Die noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Augsburg im Zusammenhang mit europaweiten Mehrwertsteuervergehen, in die unter anderem ein ehemaliger Mitarbeiter von Devil verstrickt sein soll. Das alles, verbunden mit einer generell absolut desolaten Situation in der Peripherie- und Komponentendistribution bei zugleich übertrieben hohen Kosten der Grossisten, führt zu gefährlichen Schieflagen in immer mehr Unternehmen. Aktuelle Beispiele dafür sind Jet Computer und b.com.

Während b.com durch die Wortmann AG aus der Insolvenzphase gerettet wurde, wird entgegen anderslautenden Gerüchten der Hersteller und Distributor aus Hüllhorst Devil momentan nicht beispringen. "Derzeit habe ich kein Interesse", klärt Vorstand Siegbert Wortmann gegenüber heise resale schon mal auf. Schließlich wisse er nicht, wie es um die finanzielle Situation bei Devil bestellt sei. "Außerdem investiere ich in bestehende Firmen sowie so nicht. Wer weiß, welche Außenstände da auf mich zukommen würden. Befindet sich eine Firma in Insolvenz, dann ist die Sache schon anders." Folglich wird das Devil-Management wohl oder übel erst einmal ohne Finanzspritze aus Hüllhorst seine Probleme selbst lösen müssen.

Nachdem Devil noch Montag Abend offiziell mitteilte, dass der Grossist keine Einkäufe und Bestellungen mehr annimmt, folgte eine ähnlich lautende Mitteilung von COS am Dienstag Nachmittag. Auch der Grossist in Pohlheim "tätigt seit Montag keine Einkäufe und nimmt keine Bestellungen mehr an". Damit reagiert COS auf die "heruntergefahrenen Limite der Kreditversicherer und auf den vorübergehenden Vertriebsstopp der Schwestergesellschaft Devil AG". Weiter heißt es für beide Unternehmen völlig richtig, dass die Lieferungen "faktisch unter Eigentumsvorbehalt der Lieferanten" stehen und damit nicht Eigentum des jeweiligen Grossisten sind. Gleichzeitig hoffe man bei Devil, dass nach "ausführlichen Klärungsgesprächen mit Kreditversicherern, Banken, Kunden und Lieferanten" möglichst schnell eine Lösung gefunden werden könne. Devil-CEO Axel Grotjahn jedenfalls sehe für die Organisationen mit Zuversicht in die Zukunft: "Wir sind bereits seit einiger Zeit mit Investoren im intensiven Gespräch, die uns unterstützen wollen." Weitergehende Informationen wurden für Freitag, den 26. April in Aussicht gestellt. (map)
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