B.com-Insolvenz: Optimisten sterben früher

Optimismus gilt gemeinhin als etwas Positives, aber jetzt hat die Wissenschaft herausgefunden, dass Optimisten früher sterben als Pessimisten. Was heißt das zum Beispiel für B.com-Chef Torsten Belverato, der trotz Insolvenz und Sanierungsbedarf an die Zukunft des Unternehmens glaubt und sich damit als "Fundamentaloptimist“ zu erkennen gibt?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber B.com-Chef Torsten Belverato,

B.Com-Chef Torsten Belverato

(Bild: B.Com)

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Pessimisten länger leben als Optimisten. Hätte man nicht vermutet, nicht war? Eher im Gegenteil. So kann man sich irren. Jetzt kann man fragen: Die Miesepeter leben länger – aber wozu? Optimismus, sagen ja manche, sei sowieso nichts anderes als Mangel an Informationen. Egal.

Lieber Herr Belverato, vor diesem Hintergrund sieht es um Ihre Lebenserwartung ja nicht ganz so gut aus. Denn wenn ich das richtig sehe, sind Sie mit Leib und Seele Optimist. "Fundamentaloptimist“, wie man sagen könnte. Sogar jetzt, nachdem B.com Insolvenz anmelden musste, sind sie positiv gestimmt und glauben daran, dass alles wieder gut wird. "Wir sehen die Chance, dass wir in der Insolvenz die Unternehmensgruppe sanieren und für die Zukunft neu aufstellen können", versuchen Sie, sich selbst, Ihren Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden Hoffnung und Mut zu machen.

Optimismus halt. Vermutlich ein notwendiges (wenn auch nicht hinreichendes) Charaktermerkmal von Unternehmern und Spitzenmanagern. Auch die beiden Vormänner des Distributors Jet Computer, Andreas Jansen und Hong Hornaus, die ebenfalls vor wenigen Tagen den schweren Gang zum Amtsgericht gehen mussten, sind optimistisch, was den Fortbestand des Unternehmens betrifft und hoffen sogar, "in wenigen Monaten gestärkt aus dem Verfahren herauszukommen“. Wie gesagt: Ich kann mir vorstellen, dass man als Unternehmer einfach Optimist sein MUSS. Sonst braucht man gar nicht erst anzufangen. Andererseits ist dies aber vielleicht auch eine Erklärung dafür, warum Unternehmer und Spitzenmanager früher den Löffel abgeben als andere; nicht weil sie mehr arbeiten, mehr Stress haben oder auch mehr saufen als andere, sondern schlicht und einfach weil sie Optimisten sind und Optimisten eben früher sterben. Da kann man gar nichts machen. Ist nun mal so, wie die Wissenschaft bewiesen hat.

Aber Spaß bei Seite: Herr Belverato, was ist denn da eigentlich passiert? Sie hatten doch mit B.com so ehrgeizige Pläne und waren ja auch so gut unterwegs. Zumindest hatten Sie bei mir diesen Eindruck erweckt. Falls das so war, müssen Sie wohl irgendwann falsch abgebogen sein. Statt Autobahn dann Holzweg, kann man vielleicht sagen.

Als Sie Mitte 2011 zusammen mit Thomas Hoffmann per Management by Out das Unternehmen den Altgesellschaftern abgekauft hatten, strotzen Sie vor Kraft und – ja – Optimismus. "Das war die beste berufliche Entscheidung meines Lebens“ hatten Sie damals frohlockt. Anschließend haben Sie eine Menge in die Zukunft des Unternehmens investiert und sich auch personell verstärkt, nicht zuletzt mit dem langjährigen Ingram-Micro-Manager Patrick Köhler, der auch als Gesellschafter mit ins Boot kam.

Vielleicht wollten Sie einfach zu viel in zu kurzer Zeit. "Die Augen waren größer als der Mund“, sagt man dazu. Ich hab hier mal ein paar Schlageilen aufgelistet von Artikeln, die allein bei heise resale im vergangenen Jahr über B.com zu lesen waren:

Schon damals runzelten ja manche Marktbeobachter die Stirn und fragten, ob das alles gut gehen könne, finanziell vor allem. Diese Skeptiker hatten Sie im Juni 2012 mit ein paar klaren Aussagen in Ihre Schranken gewiesen: "Wir sind finanziell gut aufgestellt", hatten Sie damals gegenüber heise resale betont. "Unsere Hausbank, die Commerzbank, hat unsere Finanzen zu Beginn des Management Buy-Out im vergangenen Jahr schon mehr als nur komplett geprüft. Da gab es überhaupt keine Kritik", hatten Sie noch hinzugefügt.

Da war also noch alles prima. Aber dann, wie gesagt, müssen Sie irgendwann falsch abgebogen sein. Jetzt ist das Unternehmen ein Sanierungsfall. Ein möglicher Investor soll es nun richten. Ob´s klappen wird? Keine Ahnung, aber eine Portion Zweckoptimismus kann sicher nicht schaden. Oder doch? Nicht dass ich wegen B.com ein paar Monate früher ins Gras beißen muss...

Beste Grüße!

Damian Sicking

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