Fachkräftemangel: Ein partielles, aber kein generelles Problem

Obwohl jedes vierte Unternehmen Schwierigkeiten hat, offene Fachkräftestellen zu besetzen, betrachten das nur die wenigsten als "zentrale unternehmerische Herausforderung".

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Fachkräftebestand und Fachkräftebedarf bei mittelständischen Unternehmen mit erwarteten Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung nach Beschäftigtenzahl

(Bild: KfW)

Groß sind beim Thema Fachkräftemangel vor allem die Schlagzeilen. Das Problem selbst wird im Mittelstand selbst aber eher unter "ferner liefen" verbucht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der KfW-Förderbank.

Demnach erwartet zwar ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in diesem und im nächsten Jahr durchaus Stellenbesetzungsschwierigkeiten. Echte Sorgen bereitet ihnen das aber nicht: weniger als ein Prozent der Unternehmen sehen in diesem Zeitraum die Deckung des Fachkräftebedarfs als eine zentrale Herausforderung für ihr Unternehmen. Selbst bei Firmen, bei denen akuter Fachkräftemangel besteht, beträgt dieser Anteil nur 3 Prozent.

Ihren Fokus richten die Firmen lieber weiterhin auf die Erschließung neuer Kundensegmente, die Verbesserung der Umsatz- und Ertragssituation oder eine generelle Neuausrichtung der Unternehmensstrategie. Fachkräfte bringen eben kein Geld, sondern kosten vor allem welches – und das muss erwirtschaftet werden, bevor man neue Leute einstellt.

Ursachen für Stellenbesetzungsprobleme

(Bild: KfW)

Wie die Analyse weiter zeigt, gibt es "den Fachkräftemangel" auch gar nicht, denn es sind unterschiedliche Gründe, die zu Problemen bei der Stellenbesetzung führen. Größere Mittelständler beklagen vor allem die geringe Bewerberzahl und somit den Mangel an Auswahlmöglichkeiten. Aber offenbar ist es nicht so, dass es grundsätzlich an ausgebildeten Interessenten für die ausgeschriebenen Stellen mangelt. Letzteres ist vor allem bei kleinen Firmen der Fall, die häufiger Personal mit spezifischen Zusatzqualifikationen suchen und nicht finden. Und dieses Problem würde sich durchaus auch mit innerbetrieblichen personalpolitischen (Weiterbildungs-)Maßnahmen lösen lassen. Allerdings nutzen nur wenige Firmen diese naheliegende Möglichkeit tatsächlich aus. Auch das zeigt, dass der Problemdruck noch immer relativ gering ist.

Trotzdem warnen die Experten der KfW davor, das Thema Fachkräftemangel zu unterschätzen, denn das Problem würde im Zuge des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Rückgangs der erwerbsfähigen Bevölkerung zunehmen – besonders deutlich ab dem Jahr 2020, so die Prognose von Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW. Auch gäbe es heute schon in in bestimmten Segmenten Stellenbesetzungsschwierigkeiten, die in den betroffenen Unternehmen die weitere Expansion erschweren. "Im Wettbewerb um Fachkräfte sind deshalb diejenigen Unternehmen im Vorteil, die bereits heute geeignete personalpolitische Maßnahmen ergreifen."

In diese Richtung gehen auch die Ergebnisse der Arbeitgeberbefragung "Recruiting Trends im Mittelstand 2011" von Monster.de und dem Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt am Main und Bamberg. Hier gaben sogar 50 Prozent der Mittelständler an, dass es derzeit schwerer als in der Vergangenheit sei, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die Betroffenen gehen davon aus, dass sich das Problem nicht erst in ferner Zukunft, sondern noch in diesem Jahr massiv verschärfen wird: Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung wolle man schließlich möglichst bald mehr Personal einstellen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)