Gute Stimmung trotz sinkender Umsätze

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind echte Optimisten: Obwohl Auftragseingänge und Umsätze sinken, ist die Stimmung prima.

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Von
  • Marzena Sicking

Von der unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung in Europa ist im deutschen Mittelstand nur wenig zu spüren. Aktuell bezeichnen 58,6 Prozent der hier befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit "sehr gut" oder "gut". Damit hat sich der Anteil der Mittelständler, die mit ihrer Entwicklung zufrieden sind, im Vergleich zum Vorjahr (53,0 Prozent) deutlich erhöht. Nur 3,2 Prozent der Betriebe sind mit ihrer derzeitigen Situation unzufrieden. So lautet jedenfalls das Ergebnis der Creditreform Frühjahrsbefragung im März 2012, bei der rund 4.100 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland befragt wurden.

Allerdings ist die Stimmung wohl besser, als die tatsächliche Entwicklung. Denn laut Umfrage konnte nur noch jeder Vierte in diesem Frühjahr steigende Auftragseingänge verbuchen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war es noch jeder Dritte. Bei 18,8 Prozent der Betriebe hat sich die Auftragslage sogar verschlechtert (2011: 14,8 Prozent). Ein Umsatzplus meldeten 25,4 Prozent der befragten Betriebe, im Vorjahr waren es noch 32,7 Prozent. Zugleich stieg der Anteil der Firmen, die sinkende Umsatzzahlen verzeichnen mussten, von 19,5 auf 22,3 Prozent.

Die Umsatzerwartungen sind aber dennoch optimistisch, wenn auch nicht mehr ganz so euphorisch, wie im letzten Frühjahr: 37,6 Prozent der Firmen rechnen aktuell mit einem Umsatzanstieg, 2011 waren es 43,9 Prozent. Gestiegen ist hingegen der Anteil der Firmen, die Umsatzrückgänge befürchten: jeder Zehnte rechnet aktuell mit einem Einbruch, im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei 7,1 Prozent.

Besonders schwer hat es die Ertragslage getroffen. Nur noch 18,4 Prozent der Firmen im Mittelstand konnten Gewinnzuwächse verzeichnen (Vorjahr: 22,9 Prozent). Gewinneinbrüche mussten 28,6 Prozent der Befragten hinnehmen (Vorjahr: 24,1 Prozent). Immerhin: Bei jedem zweiten Mittelständler ist die Ertragslage stabil geblieben.

Gelernt hat man aus Wirtschafts- und Bankenkrise auf jeden Fall, denn der Mittelstand setzt weiterhin auf die Stärkung der Eigenkapitalbasis. Hatten im letzten Frühjahr 27,1 Prozent der Befragten eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent, waren es bei dieser Befragung bereits 28,2 Prozent. Der Anteil der Betriebe mit einer schwachen Eigenkapitalquote von weniger als zehn Prozent ist allerdings konstant bei 29,9 Prozent geblieben.

Wenn es um die Unternehmensfinanzierung geht, zeigt sich ein geteiltes Bild. Etwa die Hälfte der Befragten spricht von einer Verschärfung der Finanzierungsbedingungen, die andere Hälfte hält sie für unverändert. Jeder zehnte Betrieb berichtet, dass sein Kreditwunsch von der Bank abgelehnt wurde. Am häufigsten scheitern die Verhaldnungen an der Forderung des Kreditinstituts nach mehr Sicherheiten. Weitere 34,1 Prozent der Unternehmen berichten von gestiegenen Zinsen.

Passend zur Gesamtentwicklung ist auch die Investitionsneigung im Mittelstand leicht zurückgegangen. Rund die Hälfte der Firmen hat derzeit Investitionspläne für das kommende halbe Jahr, bei der letzten Befragung waren es mehr als 53 Prozent. Dennoch ist das ein gutes Ergebnis, denn es liegt deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. (gs)
(masi)