Heim ins Nest

Eine Rückkehr zur alten Firma ist eher ungewöhnlich, aber manchmal kann dieser Schritt zurück durchaus einen Aufstieg bedeuten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der neue Chef ist ein Kotzbrocken, die Kollegen sind kaltschnäuzig und das Büro ist auch total hässlich? Kein Wunder also, dass Sie sich nach Ihrem alten Arbeitsplatz sehnen, den Sie wegen einem vermeintlichen Karriereschritt verlassen haben. Doch unter solchen Umständen macht es leider wenig Sinn, beim früheren Arbeitgeber anzuklopfen und um den alten Job zu bitten. Die Chance, dass Sie sich anschließend noch mehr ärgern ist groß.

Denn egal wie lange Sie weg waren – ein paar Monate oder doch schon Jahre – das System, also die Firma hat sich verändert. Es haben auch andere Kollegen das Unternehmen verlassen oder die Abteilung gewechselt. Die Strukturen haben sich verändert, die Ansprechpartner beim Kunden sind vielleicht auch neu. Das System ist nicht mehr dasselbe, das Sie von früher kennen. Wenn Sie zurück wollen, weil Sie sich nach der "guten alten Zeit“ sehnen, werden Sie in jedem Fall eine Enttäuschung erleben.

Bevor Sie sich also beim alten Arbeitgeber für einen neuen – oder gar Ihren alten – Posten bewerben, klären Sie unbedingt ab, was genau sich in der Zwischenzeit verändert hat und ob Sie damit leben können.

Auch ist die Rückkehr zur alten Firma in Bezug auf die Karriere nur dann interessant, wenn Sie mehr Geld und einen deutlich besseren Posten als früher in Aussicht haben. Mit einer Beförderung zurückzukehren macht im Lebenslauf den Unterschied zwischen Bittsteller und Sieger aus.

Kehren Sie auf Ihren alten Posten zurück oder rutschen Sie vielleicht noch eine "Etage“ tiefer, ist klar, dass Sie unbedingt zurück wollten und der Chef – vermutlich aus purer Gutmütigkeit – zugestimmt hat. Verzeichnen Sie hingegen einen Aufstieg, lautet die Botschaft: "ohne ihn/sie ging in dem Laden wohl gar nichts mehr".Außerdem: in Ihrer Abwesenheit haben Sie neue Erfahrungen gesammelt und sich weitergebildet. Das sollte sich durchaus auch im Lebenslauf bzw. dem aktuellen Posten zeigen.

Ob eine Rückkehr zur Firma überhaupt möglich ist, hängt natürlich auch davon ab, wie die Trennung verlaufen ist. Wer im Streit gegangen ist oder gegen den ehemaligen Arbeitgeber prozessiert hat, wird kaum erwarten können, dass man ihn plötzlich mit offenen Armen empfängt. Auch wenn der Vorgesetzte nicht mehr da ist, mit dem Sie sich gezofft haben: die Firma hat garantiert noch alles in den Akten.

Anders sieht die Sache aus, wenn man sich in "Freundschaft“ getrennt hat, also zum Beispiel wegen Karrierechancen, die Sie im alten Betrieb damals eben nicht mehr bekommen hätten. Gab es keinen Ärger, sondern nur Wehmut auf beiden Seiten, stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass Sie wieder aufgenommen werden. Falls Sie das wirklich wollen... (Marzena Sicking) / (map)
(masi)