Chefposten sind besonders sicher – außer die in der IT-Branche

Wer es hierzulande in den Vorstand geschafft hat, hat seinen Posten in der Regel sicher. Nur in der IT-Branche erweisen sich die Chefsessel weiterhin als Schleudersitze.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wer seinen Erfolg entspannt genießen will, der sollte sich in einer deutschsprachigen Vorstandsetage einnisten. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man so einen Chefposten wieder verlassen muss, ist relativ gering. Außer, man arbeitet in der IT-Branche. Denn hier erweisen sich die ansonsten so sicheren Posten noch immer als Schleudersitz. Das sind die zentralen Ergebnisse der "CEO-Succession"-Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company.

Diese analysiert die Veränderungen an der Spitze der 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen und vergleicht die Daten mit den historischen Werten aus mittlerweile elf aufeinanderfolgenden Jahren.

Demnach räumte 2009 noch jeder fünfte Vorstandsvorsitzende (CEO) in Deutschland, Österreich und der Schweiz freiwillig oder unfreiwillig seinen Stuhl, 2010 war es gerade noch jeder elfte. Die Wechselquote hat sich damit binnen eines Jahres von 21,3 auf 8,7 Prozent fast um ein Drittel verringert und liegt damit auf einem Rekordtief. Dabei erfolgten auch nur noch knapp 20 Prozent der Wechsel unfreiwillig, 2009 wurde noch mehr als ein ein Drittel der CEOs offiziell gefeuert. Wobei die Dunkelziffer bei den 80 Prozent, die "freiwillig" gingen, doch auch erheblich sein dürfte.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen: ausgerechnet in der IT-Branche ist der Chefposten noch immer ein Schleudersitz: 2010 wechselten hier rund 20 Prozent der CEOs. Mehr Abgänge gab es nur noch im Gesundheitswesen (Health Care), mit 27 Prozent.

Trotzdem sehen die Chefposten in Deutschland im internationalen Vergleich wie "ein Hafen der Kontinuität" aus, wie die Analysten sagen. Die höchste Wechselquote wies im letzten Jahr Japan mit 18,8 Prozent auf.

Doch auch in Deutschland ist in den Vorstandsetagen nicht alles so rosig, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn wie Dr. Klaus-Peter Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum von Booz & Company, erklärt, ist mit dem Aufschwung einerseits wieder mehr Ruhe und langfristiges Denken eingekehrt. Andererseits hat sich die durchschnittliche Verweildauer der CEOs im deutschsprachigen Raum seit 2003 um zwei Jahre auf gerade noch 6,1 Jahre verkürzt. Hier scheiden Vorstandsvorsitzende im Schnitt bereits zwölf Jahre vor dem offiziellen Pensionsalter mit 55,4 Jahren aus dem Amt – europaweit immerhin zwei Jahre später. Im weltweiten Durchschnitt hat ein Unternehmenslenker auch nicht viel mehr Zeit, um Erfolge nachzuweisen. Nach sieben Jahren ist er (oder sie) weg und zwar unabhängig davon, ob er vom Aufsichtsrat als externer Kandidat oder als Eigengewächs an die Spitze berufen wird.

Ob der Manager die Zeit erfolgreich genutzt hat, scheint allerdings schon davon abzuhängen, ob er aus dem eigenen Haus kommt oder nicht. Global betrachtet genießen CEOs aus den eigenen Reihen eine größere Akzeptanz und erzielten bessere Ergebnisse. Im deutschsprachigen Raum hingegen verläuft die Entwicklung seit vier Jahren konsequent umgekehrt: Manager, die von außerhalb eingekauft werden, haben (gemessen an der Aktienrendite) hierzulande meist größeren Erfolg.

Weitere Informationen zur "Global CEO-Succession"-Studie halten Booz & Company online parat (PDF). (Marzena Sicking) / (map)
(masi)