Mehr Diskriminierungen im Job während der Krise

Das Gesetz des Dschungels gilt offenbar auch in der Wirtschaft: Während der Wirtschaftskrise nahm das Problem der Diskriminierung zu. Jeder Schwachpunkt wurde zur Angriffsfläche.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der perfekte Angestellte ist jung, männlich und durchtrainiert, raucht nicht, ist hervorragend ausgebildet, in seinem Job kein Anfänger und außerdem kein Ausländer. So muss ein Mitarbeiter jedenfalls aussehen, damit er in seinem Job sicher vor Übergriffen oder Diskriminierung durch Kollegen und Vorgesetzte ist. Bei allen, die nicht in dieses Schema passen, ist das Risiko ein Opfer zu werden, deutlich erhöht. Und es ist während der Wirtschaftskrise trotz neuer Gesetze, Aufklärung und Kampagnen, die die Mitarbeiter schützen sollen, weiter gestiegen.

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem neuen Bericht "Equality at work 2011". Demnach sind seit Beginn der Krise weltweit mehr Beschwerden registriert worden, die die Gleichstellung betreffen.

Insbesondere Arbeitnehmer, die schlecht ausgebildet oder älter sind oder einen Migrationshintergrund haben, werden besonders oft diskriminiert. Auch Gewalt und Fremdenfeindlichkeit habe gegenüber Angestellten mit Migrationshintergrund zugenommen. Vor allem Menschen mit afrikanischer oder asiatischer Herkunft seien betroffen.

Offene verbale Angriffe gegenüber älteren Arbeitnehmern sind seltener. Beide Gruppen haben heute aber deutlich geringere Chancen, einen Job zu bekommen, als noch vor der Krise. Jugendlichkeit bietet allerdings auch keinen Schutz vor Ablehnung. Gerade Junge Menschen, die ihren ersten Job suchen bzw. angetreten haben, seien während der Krise auffällig oft Opfer von Diskriminierung geworden.

In entwickelten Ländern würden Mitarbeiter inzwischen aber auch immer häufiger wegen ihres Lebensstils diskriminiert – etwa weil sie rauchen oder übergewichtig sind. Oder weil sie das falsche Geschlecht haben: "In der Krise werden Frauen häufig als Erste entlassen und bekommen als Letzte wieder einen Job", heißt es in dem Bericht. Allerdings gilt das nicht für alle Länder: In Großbritannien sank die Beschäftigungsrate von Männern sogar stärker als die von Frauen. Ansonsten hat sich für Frauen durch die Krise nicht viel verändert: insgesamt werden sie weiterhin schlechter bezahlt als Männer, seltener befördert oder überhaupt eingestellt, und sind häufiger von Armut betroffen. Die Gehälter von Frauen betragen im Durchschnitt weiterhin nur 70 bis 90 Prozent der Männergehälter. (masi)