Insolvenz: Handel und Dienstleister besonders gefährdet

Die Zahl der Insolvenzen sinkt seit Jahren. Auch für 2012 prognostizieren Experten einen weiteren Rückgang. Jungunternehmer in Handel und Dienstleistung bleiben aber gefährdet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Es sind 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr, aber trotzdem noch sehr viele traurige Schicksale: 2011 wurden in Deutschland 30.294 Firmen als zahlungsunfähig gemeldet. Immerhin sind das fast 2.000 weniger als 2010, die Zahlen sind damit wieder auf dem Niveau von vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, wie die aktuelle Statistik der Wirtschaftsauskunftei Bürgel zeigt. Damit hat sich die Prognose von Bürgel und Creditreform über einen Rückgang der Pleiten in 2011 erfüllt.

Laut Analyse der Experten habe sich die gute Konjunktur positiv auf das Geschehen ausgewirkt. Tatsächlich nimmt die Zahl der Firmenpleiten schon seit Jahren tendenziell eher ab, als zu, offenbar sind Firmengründer heute besser auf den Markt vorbereitet. Und so glauben die Bürgel-Analysten, dass es auch 2012 – trotz diverser Rezessions-Befürchtungen – erneut bis zu einem Prozent weniger Pleiten geben wird. Endlich mal ein Minus aus der Wirtschaft, das eine gute Nachricht ist.

Weitere Ergebnisse der aktuellen Analyse: Am häufigsten erwischt es Jungunternehmen, die erst ein bis zwei Jahre am Markt sind. Ihr Anteil an den Insolvenzen in Deutschland beträgt satte 34,5 Prozent. Hauptursachen für das Scheitern seien Probleme mit Kapitalausstattung bzw. Finanzierungsschwierigkeiten, Marktveränderungen und strategischen Fehlentscheidungen.

Besonders oft kommen die Firmenpleitiers aus Nordrhein-Westfalen: Mit 6.786 Fällen war das jeder vierte. Auch Bayern (3.794) und Niedersachsen (3.148) verzeichnen hohe Werte. Relativiert man die Zahlen und setzt sie in Bezug auf die Firmendichte, hatte Bayern nur noch 64 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen zu verzeichnen, der Bundesdurchschnitt liegt bei 88. Am schlechtesten steht bei dieser Statistik Bremen mit 138 Fällen je 10.000 Unternehmen da, gefolgt von Sachsen-Anhalt (112), Niedersachsen und Berlin (je 105). Dennoch hatten 15 der 16 Bundesländer sinkende Firmeninsolvenz-Zahlen zu verzeichnen. Nur in Nordrhein-Westfalen gab es einen Anstieg um 3,6 Prozent.

Nach Rechtsform betrachtet, erwischt es Gewerbebetriebe (Anteil: 44 Prozent) und GmbHs (34,8 Prozent) am häufigsten. Bezogen auf die Branchenzugehörigkeit waren 2011 mit 15.305 Unternehmen die Dienstleister besonders oft betroffen – das sind 50,5 Prozent der Insolvenzen im vergangenen Jahr. Aber auch der Handel ist besonders gefährdet: sein Anteil lag 2011 bei 22,1 Prozent.

Als häufigste Ursachen für Firmeninsolvenzen haben die Experten von Bürgel das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. die Stornierung oder die Verschiebung bereits erteilter Aufträge ausgemacht. Sehr oft sei auch der „Dominoeffekt“ für die Pleite verantwortlich: zahlungsunfähige Firmen begleichen ihre Rechnungen nicht und reißen dadurch weitere Unternehmen mit in die Insolvenz – selbst wenn diese vorher gesund waren. Bis zu 20 Prozent der Insolvenzen sind nach Schätzungen der Analysten auf den Dominoeffekte zurückzuführen. An dritter Stelle der Gefährdungsmomente steht die nach wie vor restriktive Kreditvergabe der Banken. (masi)