Leistung lohnt sich nicht

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben ein Motivationsproblem: Sie glauben nicht, dass es auf dem Arbeitsmarkt echte Chancengleichheit gibt und Leistung belohnt wird.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeichnet ein depremierendes Bild, wenn es um die Arbeitseinstellung der Arbeitnehmer geht. Ein Großteil der Angestellten in Deutschland sieht demnach keinen Sinn darin, im Job durch großartige Leistungen zu glänzen. Die meisten glauben nämlich nicht, dass sich diese Leistung lohnt. Nur 36 Prozent meinen, dass ein überdurchschnittliches Engagement sie im Beruf weiterbringt. Der Arbeitsmarkt sei ungerecht, nicht alle hätten im Job die gleichen Aufstiegschancen, davon sind 68 Prozent der Angestellten überzeugt. Immerhin: 58 Prozent sagen, dass Intelligenz und Begabung vom Arbeitsmarkt belohnt werden.

Zugleich sagen 75 Prozent, dass die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt in den letzten Jahren in ihren Augen deutlich zugenommen haben. Das Fazit der Mehrheit: Wozu sollte man sich also anstrengen, wenn die Leistung nicht belohnt wird und der Job sowieso nicht sicher ist?

Es scheint vor allem die Ungerechtigkeit des Arbeitsmarktes bzw. die der Bezahlung zu sein, die die Arbeitnehmer resignieren lässt. So sprechen sich fast 96 Prozent der Arbeitnehmer dafür aus, dass Nacht- und Wochenendarbeit besser bezahlt werden müssten. 87 Prozent fordern gleiche Löhne für Männer und Frauen, 82 Prozent den gleichen Lohn für Stammbelegschaft und Leiharbeiter. 77 Prozent finden es ungerecht, dass "Denkarbeit" besser bezahlt wird als "Handarbeit". 75 Prozent fordern außerdem, dass die Leistungen der Arbeitslosenversicherung an die Länge der Beitragsjahre gekoppelt werden sollte. Von einer Realisierung der meisten Wünsche ist man in Wirtschaft und Politik allerdings noch weit entfernt.

Bei der repräsentativen Studie wurde auch abgefragt, was die Bundesbürger unter "guten Arbeitsbedingungen" verstehen. Die leitungsgerechte Bezahlung findet sich dabei nur auf dem zweiten Platz (35 Prozent). Am allerwichtigsten ist den Angestellten das gute Betriebsklima (72 Prozent). Mit großem Abstand folgen die Sicherheit des Arbeitsplatzes (11 Prozent), die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (8 Prozent), der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (6 Prozent) und eine überdurchschnittliche Bezahlung (5 Prozent). Die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten im Job, die anderen Studien zur Folge besonders wichtig für die Zufriedenheit der Mitarbeiter sind, finden nur vier Prozent der Angestellten von Bedeutung für die "guten Arbeitsbedingungen". Mit Weiterbildungsmöglichkeiten können Arbeitgeber laut dieser Studie nur bei drei Prozent der Angestellten punkten. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)