Jeder fünfte Angestellte fühlt sich fehl am Platz

22 Prozent der Mitarbeiter kommen mit ihrer aktuellen Position nicht klar. Tatsächlich schätzen Unternehmen die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter oft falsch ein.

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Von
  • Marzena Sicking

Jeder fünfte Mitarbeiter hat das Gefühl auf dem falschen Posten zu sitzen. Das hat eine aktuelle Umfrage unter 1005 Berufstätigen im Rahmen der Studie "Kompetenz- und Talentmanagement" der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) ergeben.

Die eine Hälfte dieser Mitarbeiter fühlt sich unter-, die andere überfordert. 53 Prozent gaben in der Umfrage an, dass sie zu wenig wirklich anspruchsvolle Aufgaben bekommen. 48 Prozent hätten gerne mehr Verantwortung. 37 Prozent mangelt es an Abwechslung im Job.

Das sei aber kein persönliches Luxusproblem der Angestellten, wie vielleicht viele Arbeitgeber meinen, sondern eine echte Bedrohung für die Mitarbeiterkompetenz in einem Unternehmen, warnen die Experten. Die unterforderten Angestellten würden sich selbst auch immer weniger zutrauen und dann tatsächlich Kompetenzen verlieren. Eine Unterforderung der Mitarbeiter setze eine Abwärtsspirale in Gang.

Den Mitarbeitern zuviel zuzumuten, ist aber ebenso ungesund. Dann leiden die Betroffenen an ihrem hohen Arbeitspensum (73 Prozent) oder der zu großen Verantwortung (35 Prozent) und sehnen sich nach mehr Routine (30 Prozent). Burnouts oder Boreouts sind die Folge.

Immerhin: von den Betroffenen hat sich die Mehrheit noch nicht mit der Situation abgefunden. 22 Prozent wollen an "sich selbst arbeiten" oder das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen und so durch eigenes Engagement an ihrer Arbeitssituation doch noch etwas verbessern. Jeder Dritte hat tatsächlich resigniert. 18 Prozent der Unzufriedenen geben an, dass sie keine Hoffnung für den aktuellen Arbeitsplatz haben, sich aber einen anderen Arbeitgeber suchen wollen.

Die Unter- oder Überforderung der Mitarbeiter ist natürlich auch ein Versagen des Unternehmens. In den meisten mangelt es an einem Kompetenz- und Talentmanagment. Die Experten empfehlen deshalb den Einsatz von standardisierten "Kompetenzprofilen", in denen detailliert festgelegt wird, welche Fähigkeiten für einen bestimmten Posten gefordert sind. Durch ebenfalls klar strukturierte Gespräche und Fragebögen gilt es herauszufinden, ob der neue Mitarbeiter alle Anforderungen erfüllt oder noch eine Weiterbildung braucht. Dabei geht es allerdings nicht nur um die fachlichen Kompetenzen, sondern auch um Themen wie Selbstorganisation, Kooperation und interkulturelle Kommunikation.

Gegenüber der "normalen" Stellenausschreibung ist dieses Instrument allerdings auch recht aufwendig, denn die Erstellung solcher Profile beansprucht einen großen Aufwand und die Zusammenarbeit mehrerer Abteilungen – vom Vorgesetzten, über den Betriebsrat bis hin zum Personalverantwortlichen sind alle wichtigen Stellen in diesen Prozess involviert. Ein Aufwand, den viele Unternehmen scheuen.

Passen Job und Kompetenzen aber nicht zusammen, dann leiden Unternehmen und Angestellte, beide verlieren durch eine falsche Besetzung an Markt- und Wettbewerbsfähigkeit. Außerdem machen solche Angestellten nur noch Dienst nach Vorschrift oder verlassen das Unternehmen. Als Botschafter für den Ex-Arbeitgeber werden sie im Bekannten- und Freundeskreis sicher nicht auftreten. Die falsche Besetzung kostet das Unternehmen also auch noch Geld und Prestige, wenn der "falsche Mitarbeiter" die Firma längst wieder verlassen hat. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)