Mittelstand fürchtet Verschlechterung der Wirtschaftslage

Der Mittelstand hat Angst vor Umsatzeinbrüchen und einer neuen Wirtschaftskrise. Es mangelt aber nicht an Aufträgen, sondern an Fachkräften.

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Von
  • Marzena Sicking

Der Mittelstand macht sich große Sorgen. Das ist das Ergebnis des aktuellen "Mittelstandsbarometers" der Unternehmensberatung Ernst & Young. So sind die Prognosen der mittelständischen Unternehmer so pessimistisch, wie schon lange nicht mehr: 45 Prozent von ihnen rechnen aktuell mit einer Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland. Nur 15 Prozent erwarten in den kommenden Monaten weiterhin einen Aufschwung.

Anfang des Jahres glaubten noch 61 Prozent, dass das Wachstum in diesem Jahr fröhlich weitergeht. Die Euro-Schuldenkrise hat ihnen aber offenbar die gute Stimmung verhagelt: 63 Prozent befürchten sogar, dass die Schuldenproblematik zu einer neuen Wirtschaftskrise führen könnte.

Tatsächlich hat sich die Geschäftslage im deutschen Mittelstand in den vergangenen Monaten leicht eingetrübt, allerdings ist sie dabei nach wie vor ausgesprochen positiv. Schließlich sind noch immer 94 Prozent der Mittelständler mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, knapp jeder zweite (45 Prozent) bezeichnet sie sogar als "uneingeschränkt gut" – zu Jahresbeginn waren es sieben Prozent mehr. Es gibt also keine Krise, sondern nur die Angst vor einer solchen. Spuren hat die Talfahrt an den Weltbörsen bei den KMU jedenfalls nicht hinterlassen: Elf Prozent der befragten Unternehmen haben zwischen Mitte Juli und Mitte August ihren Umsatz sogar noch gesteigert. Genauso viele berichten von leichten Umsatzrückgängen. Bei den meisten Befragten liefen die Geschäfte also wie immer.

Es geht also vor allem um das Gefühl im Mittelstand und das wird tatsächlich schlechter. Nur noch 31 Prozent der Unternehmer erhoffen sich eine Verbesserung der eigenen Geschäftslage, Anfang des Jahres waren es noch 52 Prozent. 12 Prozent rechnen jetzt mit einer Verschlechterung, bei der letzten Befragung waren es nur fünf Prozent. Eigentlich keine Überraschung: Wer mit einer Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage rechnet, geht in der Regel auch davon aus, dass das eigene Geschäft davon betroffen ist. Absolut krisensichere Konzepte oder Produkte haben schließlich die wenigsten zu bieten.

Umso interessanter erscheint in diesem Zusammenhang folgendes Ergebnis: Trotz der sinkenden Stimmung und der Erwartung einer neuen Wirtschaftskrise will die Mehrheit der Unternehmer im Mittelstand in den nächsten Monaten nicht nur mehr Geld in die Zukunft ihrer Firma investieren, sondern auch noch zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Jeder vierte Unternehmer sucht händeringend nach Fachpersonal und sieht den entsprechenden Mangel als größte Bedrohung für die Umsatzentwicklung seiner Firma an. Mehr als die Hälfte musste Aufträge schon ablehnen, weil es ihnen an Fachkräften fehlt, die die Arbeit verrichten könnten. 15 Prozent der befragten Unternehmen berichten sogar von erheblichen Einbußen von mehr als fünf Prozent. Trotzdem gibt es noch Firmen, die ihre Fachkräfte gerne hergeben würden: Neun Prozent der Befragten planen für die nächsten Monate einen Personalabbau. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)