Was kommt nach der Krise?

Wird jetzt alles anders oder machen wir weiter wie bisher? IW Consult ist der Frage nachgegangen, ob und welche Lehren die Firmen aus der Weltwirtschaftskrise und ihren Folgen gezogen haben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Weltwirtschaft erlebte zwischen 2008 und 2010 eine ihrer stärksten Krisen – die trotz aller Befürchtungen inzwischen aber überwunden scheint. Im aktuellen "Zukunftspanel" ist das Beratungsunternehmen IW Consult (Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH) unter anderem der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die Krise auf die Unternehmen hatte und welche Lehren daraus gezogen wurden.

So bekamen die Unternehmen in Deutschland die Krise erstmals im Jahr 2008 und vor allem im ersten Halbjahr 2009 zu spüren. Betroffen waren vor allem große Unternehmen, zwei Fünftel von ihnen waren aufgrund der Krise zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgelastet. Im ersten Halbjahr 2009 "erwischte" es dann auch die kleinen und mittelständischen Firmen.

Mehr als die Hälfte der befragten Firmen ergriff daraufhin Maßnahmen zur Rationalisierung und Prozessoptimierung und verhängte einen Investitionsstopp. Absatzpolitische Instrumente ergriffen dagegen 42,5 Prozent, eine Restrukturierung bzw. Sanierung führte weniger als ein Drittel aller Unternehmen durch. Wie die Untersuchung weiter zeigt, haben vor allem die großen Unternehmen mit Maßnahmen auf die Krise reagiert, zwei Drittel auch mit personalpolitischen. Nur beim Investitionsstopp reagierten die Unternehmen unabhängig von ihrer Größe: 73,4 Prozent drehten hier den Geldhahn zu. Interessant: nur 10 Prozent der großen Unternehmen haben dabei auch die Etats für Forschung und Entwicklung gekürzt.

Bei den personalpolitischen Maßnahmen wurden Entlassungen so lange wie möglich vermieden: in erster Linie wurde auf Neueinstellungen verzichtet (53,7 Prozent), danach folgte der Abbau von Zeitguthaben (45,9 Prozent), das Zurückfahren von Überstunden (45,8 Prozent) und das Verringern von Zeitarbeit (23,2 Prozent). Auf die Einführung von Kurzarbeit haben dagegen nur 18,1 Prozent der Unternehmen gesetzt. Nur 16,0 Prozent der kleineren und 25,0 Prozent der größeren Unternehmen haben in der Krise betriebsbedingt gekündigt.

Die Unternehmen wurden auch befragt, ob sie aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Wirtschaftskrise ihre Strategien in den Bereichen Märkte, Kunden, Produkte oder Kernkompetenzen geändert haben oder planen, diese zu ändern. Demnach plant rund die Hälfte aller Unternehmen hier keine Strategieänderung, will sich aber um eine "offensivere Ausrichtung" bemühen, die auf Expansion ausgelegt ist. Wenn es eine neue Strategie gibt, dann zielt diese auf neue Märkte, Kunden und Produkte, verbunden mit einer Konzentration auf Kernkompetenzen.

Untersucht wurde darüber hinaus, welche Erfolgsfaktoren eine Firma auch in Krisenzeiten stark machen:

  1. Know-how: Eigene Forschung und Entwicklung, Alleinstellungsmerkmale im Produktportfolio sowie Fachkräfte und hohe Akademikerintensität.
  2. Differenzierung: Die Fähigkeit, komplexe kundenspezifische Produkte und Komplettlösungen anbieten zu können.
  3. Gesundes Marktumfeld: Unabhängigkeit von einem Hauptkunden und Vermeidung von Märkten mir einem hohen Kostendruck aus Niedriglohnländern sowie die Beteiligung an Netzwerken.

Nicht wirklich überraschend ist das Ergebnis, dass es vor allem großen Firmen deutlich besser gelingt, diese Erfolgskriterien zu erfüllen, als kleinen und mittelständischen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)