Online-Händler im Wachstumsrausch

Online-Händler, die sich zu lange im Erfolg ihres Shops sonnen, laufen Gefahr, ihre Kunden genauso schnell wieder zu verlieren. Um das zu verhindern, gilt es ständig nachzubessern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Entwicklung der letzten Jahre und die Prognosen für die nahe Zukunft lassen Online-Händler jubeln: Rund ein Viertel des Einzelhandelsumsatzes wird bis 2025 ins Internet wandern. Schon 2012 erwirtschafteten die deutschen Online-Shops etwa 27,5 Milliarden Euro, was einem Plus von 26,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, so die Zahlen des EHI Retail Institute. Es sieht fast so aus, als ob die Händler gar nichts mehr falsch machen können.

Doch das ist ein Trugschluss, erklären die Marktforscher von Steria Mummert Consulting. Sie beobachten die aktuelle Entwicklung mit Sorge und warnen: Die Onlinehändler in Deutschland sind im Wachstumsrausch, zugleich wächst der rasante Anstieg im E-Commerce vielen von ihnen über den Kopf.

Das Problem: Weil es gerade so gut läuft und Kunden- und Verkaufszahlen immer weiter steigen, versäumen es viele, ihre Online-Shops auch technisch rechtzeitig an die steigende Frequenz anzupassen. Die Marktforscher schätzen, dass nur ein Fünftel derzeit professionelle Methoden nutzt, um die Leistungsfähigkeit seiner Online-Shops laufend zu kontrollieren und prüfen bei Auftragsspitzen schnell reagieren kann. Das sei fatal, denn die Kunden seien inzwischen sehr anspruchsvoll. Wer ihnen langes Warten auf den Seitenaufbau, schlechte Abstimmung auf einzelne Browser und fehlende Maßnahmen gegen Datenklau zumutet, wird mit Kaufabbrüchen und Umsatzeinbußen bestraft.

(Bild: Radware/Level 3 - Steria Mummert Consulting)

Allein auf die vorhandene Browservielfalt seien viele Onlinehändler nicht gut genug vorbereitet. Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit würden meist nur manuell geprüft werden, Reaktionen auf Updates in der Regel zu spät erfolgen. Jeder zweite Nutzer nutzt Mozillas Firefox, 40 Prozent den Internet Explorer und elf Prozent Google Chrome, so die Marktforscher. Drei Browser sollte man doch leicht in den Griff kriegen - dem ist aber leider nicht so. Denn allein vom Microsoft-Browser sind heute nicht nur zwei, sondern fünf Versionen auf dem Markt. Außerdem kommen noch spezielle Browser der Smartphones und Tablets hinzu, die viele Händler noch gar nicht richtig auf dem Radar haben.

Um dauerhaft Erfolg zu haben, seien regelmäßige Überprüfungen der IT Pflicht, so die Experten. Zumindest folgende Tests der geschäftskritischen Grundfunktionen sollten regelmäßig und vor allem automatisch durchgeführt werden: Prüfungen des Anmeldevorgangs, des Bestellvorgangs, Kompatibilitätstests mit verschiedenen Browsern und Endgeräten, die Überprüfung der Benutzerfreundlichkeit, ein Check der Systembelastungsgrenzen sowie ein Test auf externe Sicherheitslücken. Gerade die Sicherheitschecks würden häufig aus Kostengründen vernachlässigt. Dabei ist der Sicherheitsaspekt für die Kaufentscheidung der Kunden besonders wichtig. Die Umsatzausfälle würden am Ende die gesparten Präventionskosten deutlich übersteigen.

Kleiner Trost: Auch große Online-Shops sind nicht perfekt gerüstet. Obwohl Tests gezeigt haben, dass ein Onlinekäufer maximal drei Sekunden Wartezeit für den Aufruf einer Website akzeptabel findet, sind die meisten Shops langsamer. Selbst die Top-400-Onlinehändler in Europa brauchen im Durchschnitt sieben Sekunden, so eine Untersuchung des Web-Performance-Spezialisten Radware. Mehr als zehn Sekunden sollten es aber auf keinen Fall werden, sonst verabschiedet sich der Kunde schnell zur Konkurrenz. (gs)
(masi)