Perfektion? Nein, Danke!

Ihr Schreibtisch quillt über, ein Projekt jagt das andere und Sie haben keine Zeit? Dann treten Sie auf die Bremse. Und zwar bei Ihrem Perfektionsdrang.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Zeiten, in denen Sie an jedem kleinen Detail stundenlang feilen konnten und nur 100-prozentige Ergebnisse abgeliefert haben, sind vorbei. Egal ob Sie angestellt oder selbstständig tätig sind: die Arbeit wird immer mehr, die Zeit läuft Ihnen davon.

Vermutlich haben Sie sogar schon Zeitmanagement-Bücher gelesen oder gar entsprechende Schulungen besucht. Aber: der Tag hat eben nur 24 Stunden und egal, wie sehr Sie sich verbiegen, mehr wird es einfach nicht.

Sie können schneller oder noch mehr arbeiten, um die Aufgaben zu erfüllen oder einen anderen Weg gehen. Den der Gelassenheit. Und verabschieden Sie sich vom Perfektionsdrang.

Gerade die sogenannten Leistungsträger neigen nämlich dazu, die ohnehin schon hohen Anforderungen selbst noch ein Stück höher zu schrauben. Sie selbst sind ihre größten Kritiker. Sie selbst bauen den größten Druck auf und lähmen so ihre Kreativität und Handlungsfähigkeit.

Beschaffen Sie sich alle Informationen, die für Ihre Aufgabe notwendig sind. Aber nur die. Sie müssen nicht jeden Punkt kennen, der im Hintergrund abgerufen werden kann. Konzentrieren Sie sich auf das, was wirklich wichtig ist. Machen Sie wir in der Schule eine Gliederung zum Thema. Arbeiten Sie diese Punkt für Punkt ab. Klingt vielleicht merkwürdig, ist aber ausgesprochen hilfreich, wenn man dazu neigt, sich in Details zu verzetteln. So sehen Sie sofort, wenn Sie vom Plan abkommen.

Arbeiten Sie sorgfältig. Das bedeutet aber nicht, dass Sie immer 100 Prozent anstreben müssen (vermutlich liefern Sie meistens eher 120...). 90 Prozent tun es vermutlich auch, ohne, dass irgendjemand den Unterschied bemerkt. Oder glauben Sie, dass Ihrem Chef oder Kunden die Feinheiten in der Präsentation wirklich auffallen? Damit kommen wir auch zum wichtigsten Punkt: Den Schwerpunkt sollten Sie bei Ihrer Arbeit auf die wirklich wichtigen Dinge legen. Nebensächlichkeiten brauchen keine Perfektion.

Sie müssen aber nicht nur lernen, wo es Sinn macht 100 Prozent zu geben und wo vielleicht auch 80 locker reichen. Sie müssen auch an Ihrer Frust-Schwelle arbeiten. Machen Sie sich nicht selbst fertig, wenn Sie den ursprünglichen Plan nicht perfekt einhalten können. Haben Sie keine schlaflosen Nächte, weil der Kunde nur zufrieden ist und nicht Freundentränen in den Augen hatte. Fragen Sie sich immer: wird das, was ich heute tue, in einem halben oder in einem Jahr noch von Bedeutung für mich und meine Arbeit sein? Wenn die Antwort "nein" lautet, dann ist es Zeit sich zu entspannen und Mut zur Lücke zu beweisen. Das ist keine Aufforderung, die Sachen total schleifen zu lassen! Aber nur, wenn Sie den kleinen und feinen Unterschied lernen, werden Sie die wirklich wichtigen Dinge mit dem nötigen Einsatz angehen können, ohne Ihre letzten Reserven dafür opfern zu müssen. (Marzena Sicking) / (map)
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