Karriere: warum Ordnung auf dem Schreibtisch Sie weiterbringt

Ein organisierter Arbeitsplatz spart nicht nur Zeit und Geld. Vor allem signalisiert er Produktivität und Disziplin. Alles nur Show, meinen Sie? Vielleicht. Aber sie funktioniert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Denken Sie an einen großen Konzern. Stellen Sie sich vor, wie Sie mit dem Aufzug in den obersten Stock des Gebäudes fahren und hier das Allerheiligste, das Büro des Chefs betreten. Was sehen Sie? Vermutlich einen sehr großen Raum in dessen Mitte ein ziemlich teurer Schreibtisch steht. Und auf diesem Schreibtisch befindet sich – außer dem Telefon – fast nichts. Vielleicht liegt da ein Blackberry, vielleicht ein Laptop. Aber das wäre ja eigentlich schon wieder mittleres Management. Papierberge, leere Kaffeetassen, viele bunte Stifte? Der Schreibtisch eines normalen Angestellten.

Woher diese Bilder auch immer kommen (vermutlich aus den vielen US-Filmen, die wir im Laufe unseres Lebens gesehen haben), sie sind da und in unseren Köpfen abgespeichert. Wer einen vollen Schreibtisch hat, hat zweifelsohne viel zu tun, aber er ist wahrscheinlich nicht der Boss. Ein leerer Schreibtisch ist ein Zeichen von Macht. Und von Disziplin. Ein überfüllter Schreibtisch signalisiert im Zweifelsfall nicht Engagement, sondern Überforderung. Welche Signale möchten Sie aussenden?

Der organisierte Arbeitsplatz ist aber nicht nur wegen der Außenwirkung wichtig für Ihre Karriere. Sie sparen damit tatsächlich eine Menge Zeit, die Sie ansonsten mit der Suche nach Unterlagen und E-Mails verschwenden würden. Aber wie schafft man es, den eigenen Arbeitsplatz erfolgreich zu organisieren? Aufräumen, Aussortieren, Ordnen, Standardisieren lautet die Devise – und zwar regelmäßig.

Es gibt Unternehmen, die von ihren Mitarbeitern verlangen, am Ende des Tages einen "leeren Schreibtisch" zu hinterlassen. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber es zwingt die Mitarbeiter, täglich aufzuräumen. Ihre Grundregel sollte ab heute lauten: Auf dem Schreibtisch darf nur liegen bleiben, was für die aktuelle Arbeit von Bedeutung oder als Handwerkszeug nötig ist. Um den Unterschied zu erkennen, müssen Sie natürlich erst mal Aufräumen.

Irgendwelche Notizzettel, die Sie seit Monaten nicht mehr in der Hand hatten, können Sie ebenso entfernen, wie die Fachzeitschrift, die Sie unbedingt noch lesen wollten. Beide werden Sie auch in naher Zukunft nicht mehr in die Hand nehmen. Also weg damit. Wenn Sie Schwierigkeiten damit haben, Ballast von wirklich wichtigen Unterlagen zu unterscheiden, dann schaffen Sie sich ein Stufenmodell mit verschiedenen Ablagen. In die Ablage auf dem Schreibtisch kommen nur die Dinge, die Sie für die aktuelle Arbeit benötigen. Der Rest landet im Rollcontainer unterm Schreibtisch – aber bitte ebenfalls sortiert. Die verschiedenen Schubladen werden ebenfalls nach Dringlichkeit "benannt". Besagte Zeitschrift und Notizzettel landen ganz unten. Und wenn Sie feststellen, dass Sie die Schublade in den nächsten vier Wochen nicht mehr geöffnet haben, dann können Sie den Inhalt auch direkt in den Papierkorb werfen.

Manches wird für künftige Projekte wichtig sein, andere Dinge muss man "in den Akten haben", um auf Nachfragen reagieren zu können. Aber all das muss nicht als Komplettpaket auf Ihrem Schreibtisch liegen – im Gegenteil. Wenn es nämlich erst mal soweit ist und Sie tatsächlich ein bestimmtes Schriftstück benötigen, werden Sie nicht prompt reagieren können, weil Sie sich erst durch die ungeordneten Papierberge wühlen müssen. Das macht keinen guten Eindruck!

Hinter überfüllten Schreibtischen vermuten die Vorgesetzten nämlich unbewusst noch immer Unzuverlässigkeit, fehlende Verantwortung und mangelnde Motivation – außer, ihr eigener Schreibtisch ist auch überfüllt. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb tatsächlich einen Blick in das Büro des Chefs werfen und sich gegebenenfalls an dessen "Stil" orientieren. Allerdings ist ein aufgeräumter Schreibtisch nicht nur gut für die Karriere und das Zeitmanagement: sich von überflüssigem Ballast zu trennen, wirkt nachweislich befreiend und stimmungsaufhellend – das gilt nicht nur für die Entrümpelung zu Hause, sondern auch im Büro. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)