Urlaub, die schönste Arbeitszeit des Jahres

Jeder zweite Angestellte arbeitet auch im Urlaub weiter. Häufig aus eigenem Antrieb. Damit mutiert der Urlaub immer öfter zur "schönsten Arbeitszeit des Jahres".

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Eine repräsentative Umfrage der GfK im Auftrag von lastminute.com hat ein paar interessante Ergebnisse geliefert. So arbeiten 53 Prozent der Angestellten auch im Urlaub. Zugleich gaben aber "nur" 24 Prozent an, dass ihr Arbeitgeber Erreichbarkeit und Einsatz auch während des Urlaubs erwartet. Mehr als die Hälfte der Urlaubsarbeiter ist also freiwillig ständig im Dienst.

Tatsächlich geben immerhin 28 Prozent der Angestellten, die auch in ihrer Freizeit für den Chef ackern an, dass sie es tun, weil es ihnen "Spaß macht". Dieses Ergebnis passt auch zur kürzlich durchgeführten Umfrage von Projectplace. Auch hier gaben viele Arbeitnehmer an, dass sie in ihrer Freizeit freiwillig Dienst tun. Ständig auf dem laufenden und somit sicher vor bösen Überraschungen nach der Rückkehr zu sein, lässt sie erst richtig entspannen.

Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch, Psychologen und Bestseller-Autoren von "Das Frustjobkillerbuch" und "Ich will so werden, wie ich bin“ haben dafür eine Erklärung: "Wir sind so sehr darauf konditioniert, immer und überall erreichbar und verfügbar zu sein, dass uns regelrecht etwas fehlt, wenn mal die langersehnte und wohlverdiente Ruhe einkehrt."

Für die Masse der Urlaubsarbeiter trifft das laut GfK-Umfrage aber nicht zu. Viel häufiger werden Gründe genannt, die sehr wohl im Verhalten des Arbeitgebers begründet sind: Verantwortungsgefühl (46 Prozent), "Es bleibt sonst zu viel liegen" (33 Prozent), endlich genug Zeit, sich um Sachen zu kümmern, zu denen man im Arbeitsalltag nicht kommt (29 Prozent), und "spontane Projekte", um die man sich kümmern muss (28 Prozent) deuten nicht auf eine freiwillige Entscheidung, sondern eher auf Arbeitsüberlastung der Abteilung und der eigenen Person hin.

Zwar geben wie gesagt nur 24 Prozent der Arbeitnehmer an, dass ihr Arbeitgeber Einsatz und Erreichbarkeit in der Freizeit erwarte, aber zugleich werden mehr als die Hälfte der Berufstätigen in Urlaub oder Freizeit von Vorgesetzten und/oder Kollegen kontaktiert – knapp ein Fünftel sogar jeden Tag.

Interessant auch die Erkenntnis, dass es vor allem junge Leute sind, die sich von ihrem Arbeitgeber auf diese Weise ausbeuten lassen. Je älter die Arbeitnehmer sind, desto geringer der Anteil derer, die bereit sind, ihre Freizeit noch länger zu opfern. Und: Offensichtlich ist der Dauereinsatz gesellschaftlich voll akzeptiert. Es ist nicht nur so, dass sich immer weniger Betroffene wirklich daran stören (31 Prozent). Auch gaben nur noch 22 Prozent an, dass der Partner oder die Partnerin ein Problem damit haben, wenn sie in Urlaub oder Freizeit arbeiten müssen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)