MIT Technology Review 3/2017
S. 69
Fokus

Mythen der Technik*

*und warum sie nicht stimmen

Sie wollen wissen, wie es weitergeht?

Prolog

Hartnäckig halten sich selbst unter anerkannten Wissenschaftlern etliche Legenden zu technischen und naturwissenschaftlichen Sachverhalten. Über die Wirkung plausibler Erklärungen – auch wenn sie falsch sind.

E s ist eine Ironie der hochtechnisierten Gegenwart, dass über Technik und Wissenschaft ein dichter Nebel aus Halb- und Nichtwissen liegt. Dabei war es nie leichter, sich ihre Grundlagen anzueignen, Sachverhalte zu überprüfen oder Erklärungen für ihre Prinzipien zu finden. Stattdessen halten sich hartnäckig Mythen und Legenden.

Eine besonders schöne ist die Entstehungsgeschichte des Internets: Das US-Militär habe ein atomkriegssicheres Kommunikationssystem gebraucht. Die Übertragung von Daten in Paketen über vermittelnde Knoten statt in kontinuierlichen Signalflüssen wie beim klassischen Telefonnetz habe ein System schaffen sollen, das auch noch funktioniert, wenn Teile ausfallen. Tatsächlich wurde im Arpanet, dem Vorläufer des Internets, die Paketvermittlung eingeführt, um in den Telefonleitungen die Übertragungskapazität zu erhöhen, sie weniger störanfällig zu machen und so die Forschungsrechner von Universitäten effizienter zu verbinden (siehe Seite 78). Ein ähnlicher Mythos umrankt die Nanotechnik. Ihre Grundidee sind angeblich Nanoroboter, die eines Tages Dinge Atom für Atom zusammenbauen werden – beschrieben erstmals 1986 von dem Futuristen Eric Drexler. Auch falsch: Nanoroboter spielen für diese Technik gar keine Rolle.