Alternativen zum DB Navigator: Sechs Mobilitäts-Apps im Vergleich

Seite 8: Fazit

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Ob Sie per Bahn, Fernbus oder Flugzeug quer durch Deutschland reisen oder doch nur per Straßenbahn von Zuhause ins Büro pendeln wollen: Für jedes Szenario gibt es die passende App. Gemeinsam haben alle Testkandidaten, dass sie vor allem dann hilfreich sind, wenn der Nutzer sich vor Ort nicht auskennt. Das Mitschleppen von ausgedruckten Netz- oder Fahrplänen ist überflüssig.

Noch fehlt die eine App für alle. Das liegt teilweise an der verwendeten Datenquelle, die möglicherweise keine Echtzeitdaten zur Verfügung stellt, teilweise aber auch an der Beschränkung auf die Grundfunktionen. Wer täglich die gleiche Strecke mit Bus und Bahn zurücklegt und im Besitz einer Monatskarte ist, benötigt keine Buchungsfunktion für Nahverkehrstickets in seiner App. Wer aus ökologischen Gründen das Flugzeug oder den Fernbus meidet, kann auf entsprechende Verbindungsvorschläge verzichten.

Dass diese beiden Verkehrsmittel im DB Navigator fehlen, überrascht nicht. Dennoch ist die von der Deutschen Bahn entwickelte App ist in den letzten Jahren zu einem mächtigen Werkzeug geworden, dass inzwischen nicht nur auf Bahnfahrer, sondern auch auf ÖPNV-Nutzer zielt. Deutlich wird das nicht nur an der umfassenden Datengrundlage mitsamt Echtzeitdaten und der Tür-zu-Tür-Navigation, sondern auch an der Möglichkeit des Ticket-Kaufs selbst innerhalb von Verkehrsverbünden. Dass vieles nicht zu Ende gedacht wurde, zeigen Details. So weiß die App sehr wohl, wenn der Fahrstuhl am Bahnhof um die Ecke außer Betrieb ist, bei der Verbindungsberechnung können Sie dies aber nicht berücksichtigen lassen. Ebenso unverständlich ist, warum die Deutsche Bahn ihre eigenen Alternativen nicht in den DB Navigator integriert. Weder Fahrräder (Call a Bike) noch Autos (Flinkster) sind über die App buchbar – geschweige denn werden sie berücksichtigt.

Moovit bietet sich an, wenn die Fußgänger-Navigationsfähigkeiten von Google Maps in Verbindung mit umfangreichen Filteroptionen gesucht sind. Die Routendarstellung ist übersichtlich, an unübersichtlichen Haltestellen entpuppt sich die Nennung von Ein- und Ausgängen als sehr hilfreich. Dennoch richtet sich die App eher an den Pendler, der nur innerhalb einer Region unterwegs ist. Dann fällt das umständliche Umschalten zwischen den Regionen nicht auf. Hier wäre ein Automatismus ebenso wünschenswert wie Echtzeitdaten.

Legen Sie größere Entfernungen zurück, kann Omio helfen. Die App ist Fahrplanauskunft und Buchungsportal in einem und zeigt sich den Verkehrsmitteln erfreulich offen. Auf einen Blick ist erkennbar, ob die Reise von Hannover nach Frankfurt mit dem Zug, Bus oder Flugzeug günstiger oder schneller ist. Haben Sie sich für eine Verbindung entschieden, ist die Fahrkarte respektive das Flugticket binnen kürzester Zeit gekauft – in der gleichen App. Dass es dabei teilweise Einschränkungen gegenüber den Buchungsmasken der Unternehmen gibt, dürfte in den meisten Fällen verschmerzbar sein. Anders sieht es bei den fehlenden Echtzeitdaten aus. Die günstigste Zugverbindung bringt nichts, wenn es mal wieder massiver Verzögerungen gibt. Und spätestens am Flughafen oder Hauptbahnhof benötigen Sie eine zweite App: Auf regionaler Ebene streicht Omio die Segel.

Der überraschendste Kandidat im Testfeld ist Google Maps. Denn dass der Dienst auch ÖPNV- und darüber hinaus gehende Qualitäten hat, ist vielen unbekannt. Gegenüber der Desktop-Version des Dienstes gibt es auf Android- und iOS-Smartphones erfreulicherweise kaum Funktionseinschränkungen. Bus und Straßenbahn werden ebenso berücksichtigt wie Fernverkehrszüge oder Fernbusse. Einzig auf Flugverbindungen müssen Sie auf dem Smartphone verzichten. Dieses kleinere Manko macht die Masse der Daten, die Google Maps nutzt, mehr als wett. So akzeptiert Google Maps Points of Interest ebenso als Start und Ziel wie Adressen. Durch die Kooperation mit Anbietern von Sharing-Diensten schlägt Google Maps zudem – wenn es sich anbietet – den E-Scooter als Alternative zum Bus vor. Ärgerlich ist, dass Google nicht in allen Regionen Echtzeitdaten und außer der Karte keine andere Verbindungsübersicht anbietet.

Öffi und der ÖPNV Navigator sind sich trotz unterschiedlicher Plattformen und Entwickler sehr ähnlich. Beide Apps haben ihre Wurzeln im ÖPNV, berechnen aber auch Verbindungen quer durch Deutschland und ins Ausland. Verschiedene Optionen helfen beim Finden der nächsten Haltestelle, präsentieren gefundene Verbindungen einzig und allein in einem Wasserfalldiagramm und bieten Echtzeitdaten. Sie führen Sie von Tür zu Tür, auf Wunsch auch mit Zwischenhalten. Unterschiede gibt es dennoch: Während der ÖPNV Navigator alle Funktionen in einer App bündelt, verteilt Öffi sich auf insgesamt drei. Und wo erstgenannte App zumindest in bestimmten Fällen Preisauskünfte erteilt, hüllt letztere sich komplett in Schweigen. Gemeinsam haben beide dann wieder leichte Schwächen bei der Oberfläche und der fehlenden Möglichkeit, Fahrkarten innerhalb der App zu kaufen; selbst Weiterleitungen zu den passenden Portalen fehlen.

Wie die Lösung der Zukunft aussehen könnte, zeigt Jelbi. Die Entwickler verstehen es, die Möglichkeiten des Smartphones umfangreich zu nutzen. Auskunft, Buchung und Bezahlung erfolgen auf dem Smartphone – unabhängig vom Verkehrsmittel. Doch auch die auf Berlin beschränkte App hat ein eklatantes Manko: Es fehlt – wie bei allen Testkandidaten – noch die intelligente Verknüpfung aller Verkehrsmittel: "Fahr mit dem Leih-Scooter vor deiner Tür zur Haltestelle, wechsel dort in den Bus und steige vier Haltestellen später für die letzten zwei Kilometer in das Leihauto um."

Bis es eine solch universell nutzbare App für das ganze Land gibt, bleibt Ihnen in den meisten Fällen nichts anderes übrig, als mindestens zwei der Kandidaten auf Ihrem Smartphone zu installieren.

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