Alternativen zum DB Navigator: Sechs Mobilitäts-Apps im Vergleich

In den App Stores buhlen außer dem DB Navigator dutzende ÖPV/ÖPNV-Apps um die Gunst von Reisenden. Aber was taugen die Programme für Reiseplanung und Pendelei?

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Alternativen zum DB Navigator: Sechs Mobilitäts-Apps im Vergleich

(Bild: Oliver Martin-Lopez)

Lesezeit: 33 Min.
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Was für eine schöne Vorstellung: Einfach mal das Auto stehen lassen, das Smartphone zücken und die Reise ganz entspannt mit Apps à la DB Navigator, Google Maps, Omio & Co. mit Öffis und Sharing-Diensten planen. Doch bereits die Wahl passender Apps gestaltet sich schwierig. Denn die "App für alles" gibt es (noch) nicht, fast jeder Anbieter hält seine eigene App vor.

Wir haben sechs Apps aus den App Stores von Google und Apple herausgepickt und geschaut, was sie etwa im Hinblick auf zuverlässige Verbindungsabfragen, Echtzeitdaten und Buchungsoptionen bieten und ob sie Anbieter von Sharing-Diensten für Fahrräder, E-Scooter et cetera einbeziehen. Außer den wohl bekanntesten Kandidaten DB Navigator und Google Maps haben es Moovit, das quelloffene Öffi, Omio und der ÖPNV Navigator geschafft. Eine Sonderstellung nimmt die App Jelbi der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ein. Sie bringt einen zukunftsweisenden Ansatz mit, ist aber regional stark eingeschränkt und läuft daher außerhalb unseres Tests.

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Die Apps haben wir sowohl mit Fern- als auch mit Regional- und innerstädtischen Verbindungsanfragen gefüttert und sie für die Reiseplanung ins und im Ausland verwendet. Darüber hinaus haben wir sie auf Filterfunktionen, Preisinformationen und Weiterleitung zu Buchungsportalen abgeklopft und auf Tür-zu-Tür-Verbindungen geachtet. Aber auch Kartenansichten, die etwa Fußwege zum Bahnhof in einer fremden Stadt zeigen und zum Auffinden von in der Nähe befindlichen Leih-E-Scootern taugen können, waren Teil unserer Betrachtungen.

Jelbi: Eine App für alles?
Alternativen zum DB Navigator: Sechs Mobilitäts-Apps im Vergleich

Über Jelbi lassen sich die unterschiedlichsten Verkehrsmittel in einer App buchen.

Die App Jelbi der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) könnte zeigen, wie man kombinierte Verbindungen aus Bus, Bahn und Sharing-Diensten in Zukunft buchen könnte. Da die App auf Berlin und Umland begrenzt ist, nimmt sie in unserem Test eine Sonderrolle ein. In der App fließt die Erfahrung des IT-Unternehmens Trafi ein, die bereits in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine App veröffentlicht hat, die ÖPNV und Sharing-Dienste vereint.

Jelbi arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip und bündelt die Angebote und Dienste verschiedener Mobilitätsanbieter der Hauptstadt in einem Programm für iOS- und Android-Geräte. Mit der App kann man unter anderem BVG-Tickets kaufen, Leihräder und E-Scooter in der unmittelbaren Umgebung suchen und reservieren sowie Ridesharing-Busse anfordern und Strecken- sowie Fahrpläne einsehen. Jelbi hat den Vorteil, dass sich Nutzer nur einmal registrieren, ihre Bezahldaten eingeben und eine Führerscheinkontrolle durchführen lassen müssten – letzteres ist optional und Voraussetzung für die Nutzung von Carsharing-Angeboten.

An sogenannten Jelbi-Stationen kann man darüber hinaus in Taxis steigen und On-Demand-Shuttles anfordern. Jelbi vereint bisher mehr als 20 Anbieter in seiner App. Darunter befinden unter anderem der E-Tretroller-Leihdienst Tier, E-Scooter-Verleiher Emmy, das Bikesharing von Deezer-Nextbike sowie das Carsharing-Angebot DB Flinkster. Nach eigenen Angaben sollen in den kommenden Monaten weitere Anbieter hinzukommen.

So funktioniert die App: Entweder lässt man den Startpunkt der App per GPS ermitteln oder tippt einen Startpunkt und ein Ziel ein, etwa "Breite Straße" und "Gesundbrunnen". Anschließend berechnet die App den Weg auf zwei Arten: Über den "klassischen" ÖPNV per Bus und Bahn und als Alternative für Sharing-Angebote. Für beide Arten blendet sie Ankunftszeiten, Preise und zusätzlich den Fußweg ein. Vor allem für die Fahrt mit Leih-Scootern und -rädern interessant: Die App zeigt die geplante Route via Google Maps und bei E-Scootern den Akkustand inklusive geschätzter Reichweite an. Nach dem Bezahlen erhält der Anwender einen Code, um das gewählte Fahrzeug zu entriegeln, oder ein BVG-Ticket, das auf dem Mobiltelefon gespeichert wird und auch offline nutzbar ist.

Zum Zeitpunkt der Artikelerstellung konnte man aus der App heraus immer nur ein Verkehrsmittel für eine Strecke buchen. In Zukunft soll es die App so wie ihr Vilnius-Pendent aber auch erlauben, eine Strecke mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln in einem Rutsch zu planen und zu buchen.

Im Test offenbarten sich teilweise deutliche Unterschiede: Längst nicht jede App kann etwa Verbindungen berechnen, die Regional- und Fernverkehr berücksichtigen. So kommt Moovit nur mit Verbindungsanfragen innerhalb bestimmter Regionen klar, bietet aber Fernverbindungen in Dänemark, etwa von Odense nach Kopenhagen. Omio eignet sich vor allem für Fernverbindungen in Deutschland und solche ins Ausland, kann dafür keine Verbindungsanfragen innerhalb von Nahverkehrsverbünden beantworten. Hat man einen Kinderwagen dabei oder ist mit dem Rolli unterwegs, benötigt man Angaben zur Barrierefreiheit. Hier patzen Moovit und Omio, die keinen entsprechenden Filter zur bereitstellen.

Moderne Funktionen wie Sprachsteuerung sucht man bei vielen der Testkandidaten vergebens. Hier können lediglich die iOS-Ausgaben des DB Navigators und des ÖPNV-Navigators sowie die Android-Version von Google Maps punkten. Alle anderen Testkandidaten ließen sich entweder gar nicht oder nur unzureichend per Sprache bedienen. Und auch auf eine der wichtigsten Kernfunktionen kann man sich bei den Testkandidaten nur bedingt verlassen: auf die Echtzeitinformationen zu Streckenstörungen und Verspätungen. Das liegt in den meisten Fällen aber weniger an den Mobilitätsapps als an den Datenbanken, von denen Sie die Echtzeitdaten beziehen.

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