Aprilia Tuono 660 im Test

Seite 2: TFT-Display und viel Elektronik

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Im Cockpit findet sich ein 4,3 Zoll großes TFT Display, wie es heutzutage auch in der Mittelklasse schon selbstverständlich ist. Die Geschwindigkeit lässt sich gut ablesen, den hakenförmigen Drehzahlmesser hätte ich mir etwas größer gewünscht und die Standorte der restlichen Infos muss man sich genau einprägen, um sie rasch während der Fahrt erkennen zu können. Die Menüführung über vier Knöpfe am linken Lenkerende erfolgt intuitiv. Bei den elektronischen Assistenzsystemen hat die Aprilia einiges zu bieten: einstellbares ABS, Schlupfregelung, Wheelie-Kontrolle, Schleppmomentregelung, Tempomat und vier Fahrmodi.

Aprilia Tuono 660 Details (9 Bilder)

Der Zweizylinder ist ein Quell steter Freude und hat mächtig Feuer. Der Reihenzweizylinder mit 270 Grad Hubzapfenversatz hört sich erstaunlich nach einem V2 an.

Gegen 439 Euro Aufpreis kann für die Tuono 660 auch eine Sechs-Achsen-IMU geordert werden, wie sie in der RS 660 Standard ist, und das Fahrassistenzpaket um Kuven-ABS und Kurvenlichtfunktion erweitert, außerdem verspricht Aprilia, dass die Schlupfregelung, Wheelie-Kontrolle, Notbrems-Funktion und Heck-Abhebe-Erkennung noch feiner regeln. Die Unterschiede der beiden Fahrmodi "Commute" und "Dynamic" liegen vor allem im spontaneren Ansprechverhalten des Ride-by-wire-Systems. Zwei weitere Fahrmodi kann ich nach Belieben selber konfigurieren, so lassen sich hier beispielsweise die Schlupfregelung, die Abhebeerkennung und das ABS am Hinterrad abschalten.

Was mich beim Anblick der Tuono 660 irritiert, ist der Soziussitz, der wie nachträglich aufgepflanzt wirkt. Er ist größer als das Heck und ragt weit über die Kanten hinaus. Sicher wollte Aprilia dem Passagier etwas Gutes tun, aber dann hätten die Entwickler gnädigerweise auch die Soziusfußrasten tiefer legen sollen und vernünftige Griffe zum Festhalten finden sich schon gar nicht. Für mich ist die Tuono 660 aber ohnehin eine Solo-Maschine für maximierten Fahrspaß, ein Sozius wäre da nur überflüssiger Ballast. Dabei verfügt die Aprilia über erstaunliche (Single-)Tourenqualitäten: Abgesehen von der gar nicht mal so unbequemen Sitzposition für Fahrer bis etwa 1,85 Meter (darüber wird der Kniewinkel eng), verbraucht sie im Schnitt 4,8 Liter Sprit auf 100 Kilometer und kommt dank des 15-Liter-Tanks über 300 Kilometer weit.

Aprilia bietet die Tuono 660 in drei Lackierungen an: Grau, Schwarz und ein Farbton irgendwo zwischen Gold und Grün, der als "Gold Acid" bezeichnet wird. Allen Dreien sind aber die Felgen in einem schreienden Leuchtrot gemeinsam, wie man es sonst nur bei Seenot-Rettungswesten findet. In der Lackierung "Grau Iridium" und "Schwarz Concept" tragen auch die Sitzbank und Teile der Verkleidung diese Signalfarbe. Kunden, die eine etwas dezentere Farbgebung bevorzugen, werden leider nicht bedacht. Die Tuono 660 ist mit 10.550 Euro Listenpreis kein Sonderangebot, da tummeln sich in der Mittelklasse deutlich günstigere Konkurrenten, aber der Fahrspaß ist den Preis wert. Aprilia bietet die Mittelklasse-Tuono auch mit 48 PS für Inhaber des A2-Führerscheins an.

Aprilia hat mit der Tuono 660 ein extrem handliches Bike aufgelegt, das immens viel Freude auf kurvigen Strecken bereitet, aber auch durchaus Alltagsqualitäten aufweist. Der neue 660er-Reihenzweizylinder ist ein echtes Feuerzeug für Fahrer mit Sportsgeist.