BMW X7 Facelift im ersten Fahrbericht

BMW renoviert den X7 gründlich und unübersehbar. Was kann das auf deutschen Straßen exotische SUV besser als zuvor? Eine erste Ausfahrt.

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BMW X7

(Bild: BMW)

Lesezeit: 5 Min.
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Der BMW X7 liefert, betrachtet aus der isolierten, deutschen Sicht, ein klares Statement ab. Ein SUV dieser Größe mit einem Verbrennungsmotor unter der Haube dokumentiert eindrucksvoll, dass dem Besitzer die Diskussion rund um ein Maßhalten im motorisierten Individualverkehr herzlich egal ist. Hierzulande ist das nicht besonders populär, in anderen Teilen der Welt sieht man es entspannter. Auf dem US-Markt beispielsweise sind nochmals weitaus voluminösere Fahrzeuge unterwegs. Dort wie auch in China verkauft BMW den größten Anteil der X7-Produktion. Ein Facelift verändert das SUV sichtbar. Was gibt es außerdem Neues am X7? Ein erster kurzer Ausflug liefert Antworten darauf.

Die Entscheidung, den X7 im Stil des aktuellen 7ers zu gestalten, fiel lange vor der Premiere der Limousine. Für deren Gestaltung hat BMW hierzulande herbe Kritik einstecken müssen, beim X7 dürfte sie kaum freundlicher ausfallen. Doch die Designer richten sich nicht nach dem kleinen Nischenmarkt Deutschland, sondern nach den Vorlieben auf den Hauptabsatzmärkten. Dort, so haben es die Strategen prognostiziert, findet das Furchen-Antlitz überwiegend Anklang. Falls es jemand nach weiterer Aufmerksamkeit dürsten sollte: Die Niere kann optional auch beleuchtet werden.

Nachgelegt hat BMW beim Thema Assistenz. So kann nun auch der 5,18 m lange X7 das Einparken aufzeichnen und anschließend allein nachvollziehen. Noch muss der Fahrer dafür hinter dem Steuer sitzen, ab Ende des Jahres kann der Koloss dann Parklücken auch allein ansteuern und wieder verlassen. Der X7 kann den Fahrer bei Spurwechseln und dem Einfädeln unterstützen und eine Zeit lang auch selbsttätig im Verkehr mitschwimmen. Hochautomatisiertes Fahren auf Level 3 bietet er allerdings nicht.

Drei Motoren bietet BMW in Deutschland im überarbeiteten X7 an. Einen Sechszylinder-Diesel mit 259 kW und zwei Benziner mit 280 und 390 kW. Allen Motoren gemein ist eine 48-Volt-Mildhybridisierung, die laut Konfigurator 9, laut Preisliste 8 kW beisteuert. Das ist, Sie werden es sicher schon vermutet haben, nicht mehr als ein Feigenblatt, das BMW reichlich euphemistisch beschreibt. So ist ganz ernsthaft von einer effizienten Rekuperation, einem reduzierten Verbrauch und einem Dynamikvorteil die Rede. Schon das Basismodell wiegt leer inklusive 75-kg-Fahrer knapp 2,5 Tonnen, die acht bis neun kW dürften, auch wenn sie vor allem im niedrigsten Drehzahlbereich der Verbrenner mitmischen, kaum einen entscheidenden Einfluss auf Verbrauch oder Dynamik haben.

BMW X7 (11 Bilder)

Der BMW X7 mag auf Bildern ziemlich groß wirken, real ...
(Bild: BMW)

Wie eingangs beschrieben muss dem Fahrer der Verbrauch schon recht egal sein, andernfalls sitzt er definitiv im falschen Fahrzeug. Im WLTP nennt BMW für den "kleinen" Benziner 9,6 bis 10,6 Liter, im Achtzylinder sollen es im Zyklus 12,1 bis 12,9 sein. Der Diesel ist mit 7,7 bis 8,6 Litern angegeben. Wie üblich lassen sich all diese Werte nur erfahren, wenn es der Steuermann gar nicht eilig hat.

Trotz des hohen Gewichts beschleunigt schon das Basismodell überaus flott, die 5,8 Sekunden, die BMW im Standardsprint verspricht, scheinen absolut glaubwürdig. Nochmals deutlich souveräner wirkt im direkten Vergleich der Achtzylinder, der den Brocken bei Bedarf so flink voranschiebt, dass dieser Fuhre erst mal jemand folgen können muss. Wozu das in dieser Verpackung nötig ist, muss die Zielgruppe beantworten. Der X7 ist zwar auch in Kurven zu einem beträchtlichen Tempo in der Lage, doch er animiert kaum dazu, das Potenzial auszuschöpfen. Dabei fällt auf, dass BMW offenbar auch an der Lenkung etwas verändert hat. Die Rückstellkräfte sind nun weniger harsch.

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Schritt hin zum Infotainmentsystem OS8. Zwar gibt es auch hier noch einen Dreh-Drück-Steller, doch der Fahrer – man sollte ihn eigentlich User nennen – ist gut beraten, sich auf die Sprachsteuerung einzulassen. Hier hat BMW gegenüber der vorherigen Generation OS7 nochmals einen Fortschritt hinbekommen und gehört damit zu den führenden Anbietern. Wer sich auf dem Bildschirm oder über den Drehregler durch die Menüs hangeln will, kann das weiterhin tun. Doch die Fülle an Funktionen zu handhaben, ist eine Herausforderung. Das BMW mit der Umstellung auf OS8 die Favoritentasten entsorgt oder vielmehr in ein Untermenü verschoben hat, macht die Sache nicht einfacher.

Das Basismodell kostet 97.700 Euro und bringt bereits eine üppige Serienausstattung mit: Luftfederung, Panoramaglasdach, Leder an Sitzen und Verkleidungsteilen, adaptive LED-Scheinwerfer und elektrisch verstellbare Komfortsitze sind inklusive. Wer mag, kann in Massage, eine Beleuchtung des Glasdachs, mitlenkende Hinterräder, 23-Zoll-Felgen oder ein Soundsystem locker weitere 20.000 Euro plus X versenken. Sollte der Achtzylinder auf dem Wunschzettel stehen, kassieren die Bayern nochmals 30.000 Euro mehr und stopfen dafür noch mehr Extras in das SUV. Wer nun fragt, ob das nötig ist, gehört erstens vermutlich nicht zur Zielgruppe eines BMW X7 und muss zweitens zur Kenntnis nehmen: Eine solvente Zahl an Käufern hat das bereits beantwortet.

(mfz)